Nettetal Ökosysteme sind gefährdet

Nettetal · Der Braunkohletagebau Garzweiler II sorgt für sinkende Grundwasserpegel im Viersener Westkreis. Eine Stellungnahme zur Grundwasser-Situation im Happelter wurde auf den Sommer vertagt.

Im Mai vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass der Grundwasserspiegel im Happelter um bis zu 75 Zentimeter abgesunken ist. Vermutlich handelt es sich um eine Folge des Braunkohletagebaus Garzweiler II der RWE. Das Unternehmen hatte versprochen, durch Kontroll-Bohrungen für Klarheit zu sorgen. Ende 2011 sollte das Ergebnis vorliegen. Im Rahmen einer Veranstaltung der Volkshochschule sollten diese in der vergangenen Woche vorgestellt werden. Doch Manfred Böttcher, Fachbereichsleiter der VHS, machte gleich zu Anfang der Veranstalttung klar: "Wir werden heute noch nichts zu den Messungen im Happelter sagen können."

Fremdwasser nicht gleichwertig

Rainer Röder, stellvertretender Leiter im Amt für Technischen Umweltschutz im Kreis Viersen, bat um Entschuldigung. "Die Arbeitsgruppe aus Erftverband, RWE und Landesumweltamt arbeitet momentan mit Hochdruck daran, die Messungen auszuwerten."

Röder machte jedoch auch klar, dass der Wert von 75 Zentimetern eine Spitze aus allen Bohrungen an rund einem Dutzend Messstellen sei. Er rechne damit, dass im Sommer erste detaillierte Ergebnisse vorliegen werden. "Dann laden wir Herrn Röder nochmals ein", versprach Manfred Böttcher.

Abgesehen von den noch unbekannten Folgen für den Happelter, machten Röder und die zweite Referentin Dorothea Schubert vom BUND in der VHS auf die kritischen Auswirkungen der Sümpfungen von RWE auf den Naturpark Schwalm-Nette aufmerksam. Sümpfung nennt man im Fachjargon das Abpumpen von Grundwasser aus dem Braunkohlebergwerk mit dem Ziel, die Kohlegrube trocken zu legen. In den vergangenen Jahren hat sich der Abbau weiter nach Westen ausgedehnt. Das hat zur Folge, dass die Grundwasserabsenkungen auch im Kreis Viersen messbar sind.

"Die Absenkung des Grundwassers hat dramatische Folgen für die Ökosysteme im Naturpark Schwalm-Nette", warnte Schubert. Der Grundwasserspiegel in den Feuchtgebieten wird durch von RWE eingeleites Fremdwasser künstlich wiederhergestellt. "Dieses Wasser hat allerdings eine ganz andere Qualität als das natürliche Grundwasser und verändert somit die Pflanzen- und Tierwelt unwiderbringlich. Hier gehen niederrheinische Schätze verloren", mahnte Schubert.

Der Naturpark Schwalm-Nette gehört laut Braunkohlenplan der Landesregierung zu den sogenannten Ziel I-Gebieten. Diese müssen von RWE durch Ausgleichsmaßnahmen unbedingt erhalten werden, während die Ziel II-Gebiete als nicht unbedingt erhaltenswert gelten. Durch das fortlaufende Monitoring, also die Überwachung der gesteckten Umweltziele, werde ein Austrocknen der Feuchtgebiete verhindert, so Röder.

Im Naturpark sollen Besuchern ab Mai 2012 bei speziellen Führungen die Folgen des Tagebaus aufgezeigt werden. FRAGE DES TAGES

(RP)
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