Nettetal Niedieck-Halle weicht Wohnhäusern

Nettetal · Mit dem Abbruch der "Weißen Halle" an der Färberstraße in Lobberich ist der Weg frei für den Bau einer Kindertagesstätte, von Wohnungen und gewerblichen Betrieben.

 Blick von der Kempener Straße aus in das künftige Wohngebiet. In der Mitte befindet sich die frühere Gärtnerei Friedrichs, der Schutthaufen rechts ist die einstige "Weiße Halle".

Blick von der Kempener Straße aus in das künftige Wohngebiet. In der Mitte befindet sich die frühere Gärtnerei Friedrichs, der Schutthaufen rechts ist die einstige "Weiße Halle".

Foto: Franz-Heinrich Busch

Vom Küchenfenster seines Hauses an der Steegerstraße in Lobberich hat Hans-Willi Lersmacher in den vergangenen Tagen beobachtet, wie mit schwerem Gerät die 150 mal 60 Meter große Weberei-Halle der früheren Niedieck AG Stück für Stück abgerissen wurde. "Jetzt ist Niedieck ganz platt", kommentierte der Textilingenieur, der viele Jahre gegenüber bei Longlife/Krey & Cleven gearbeitet hat.

Die "Weiße Halle", wie sie wegen ihrer hellen Außenhaut genannt wurde, war das letzte Überbleibsel der einst weltweit bekannten Textilfabrik ("Niedieck Brillant-Samt"). Nach der Insolvenz des Unternehmens waren die teilweise mehr als hundert Jahre alten Gebäude zwischen Niedieckstraße und Färberstraße vorher bereits abgebrochen worden. "Werk 2", wie die "Weiße Halle" offiziell hieß, sollte ursprünglich stehen bleiben. Die Halle wurde einige Jahre von Girmes International genutzt für den Vertrieb des in Tschechien produzierten Samts. Als sich ein italienisches Unternehmen 2012 bei Girmes International einkaufte, wurde das Lager geschlossen. Die Büros zogen um nach Tönisvorst. Hoffnungen auf eine Vermarktung der Halle erfüllten sich nicht, so dass der Gewerbeentwickler ten Brinke dem Vorschlag zu einem neuen Bebauungsplan zustimmte.

 Der Planentwurf für das Wohn- und Gewerbegebiet. Am unteren Bildrand verläuft die Kempener Straße. Von der Van-der-Upwich-Straße (rechts) her führt eine Stichstraße mit Wendehammer in das Gebiet, das links von der Färberstraße begrenzt wird.

Der Planentwurf für das Wohn- und Gewerbegebiet. Am unteren Bildrand verläuft die Kempener Straße. Von der Van-der-Upwich-Straße (rechts) her führt eine Stichstraße mit Wendehammer in das Gebiet, das links von der Färberstraße begrenzt wird.

Foto: Stadt Nettetal

Einen bedeutenden Teil des ehemaligen Hallengeländes wird die neue DRK-Kindertagesstätte einnehmen, die gleich im Anschluss an das Haus Färberstraße 48 errichtet werden soll - als Ersatz für das am Sassenfelder Kirchweg (ehemals evangelische Schule). Nordöstlich der DRK-Kita führt die Planstraße B mit Straßenring und Wendehammer in das Gelände, um den Bereich hinter den Häusern an der Steeger- und Kempener Straße zu erschließen. Darauf standen einst die Gewächshäuser der Gärtnerei Friedrichs. Darin eingeschlossen ist ein Grundstück zwischen den Gründerzeithäusern an der Kempener Straße und dem Baumarkt Toom. Das ist bisher ein mit Obstbäumen bestandener Bongert. Darauf darf zwei- bis dreigeschossig gebaut werden, während sonst nur Einfamilien- und Doppelhäuser mit höchstens zwei Geschossen erlaubt sind. Nach Angaben von Guido Gahlings, Vorsitzender des Umweltschutzausschusses, ist dies in den Ausgleichsmaßnahmen berücksichtigt worden. Das Wohngebiet wird zum Baumarkt hin durch einen Grünstreifen abgeschirmt, durch den auch ein Rad- und Fußweg führt, so dass eine Verbindung zwischen Färber- und Kempener Straße hergestellt wird - aber nicht für Kraftfahrzeuge.

Die Planstraße A führt von der Van-der-Upwich-Straße aus (gegenüber der TÜV-Prüfstelle) in das Gewerbegebiet, mit einem Knick nach Süden zu einem Wendehammer. Ein Fuß- und Radweg soll die Verbindung zur Färberstraße schaffen. Auf dem Gelände können sich kleinere gewerbliche Betriebe und Fachmärkte ansiedeln. Ausgeschlossen sind zentrenrelevanter Einzelhandel (Lebensmittel, Gardinen, Bücher, Musikinstrumente, Haushaltsgeräte, Bekleidung, Blumen), "Vergnügungsstätten und Betriebe, die Waren und Dienstleistungen zur Erregung sexueller Bedürfnisse oder deren Befriedigung anbieten" sowie Bordelle.

Ob sich unter der ehemaligen Niedieckhalle bodenverseuchende Rückstände finden, muss noch geklärt werden. In der ehemaligen Gärtnerei finden sich Anreicherungen mit Mineralöl und PAK-Belastungen. Sie machen die Bodensanierung erforderlich, urteilt ein Umweltgutachter, der sich genau angesehen hat, was auf der Brachfläche wächst oder kreucht und fleucht. Er hat keine seltenen Molche, Hamster und Orchideenarten gefunden. Wegen der eventuellen Nutzung der Halle durch Zwergfledermäuse im Sommer empfahl er deren Abbruch bis Ende Februar. Das ist nun geschehen. Auch im Bongert steht kein Baum mehr.

(mme)
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