Nettetal Netto und Rossmann auf Hertie-Fläche

Nettetal · Auf dem Gelände des ehemaligen Hertie-Kaufhauses entsteht ein Fachmarktzentrum mit drei Geschäften. Bei der Stadt ist man froh über die Lösung, die Lobbericher Einzelhändler sind hingegen skeptisch

 Auf dem Gelände des Hertiemarktes ist der Rohbau bereits fertig. Mit Holz ist die Fassade derzeit verkleidet. Im Oktober soll das Fachmarktzentrum eröffnen.

Auf dem Gelände des Hertiemarktes ist der Rohbau bereits fertig. Mit Holz ist die Fassade derzeit verkleidet. Im Oktober soll das Fachmarktzentrum eröffnen.

Foto: jobu

Noch vor ein paar Wochen sah man nur Schutt und Schotter, mittlerweile jedoch steht schon ein neues Gebäude - zumindest im Rohbau. Mit Holz ist die Fassade vorläufig verkleidet. Davor ein Banner mit der Aufschrift "Netto". Wo einst das Kaufhaus Hertie Kunden anlockte, werden ab Herbst der Discounter und zwei weitere Geschäfte ihre Waren anpreisen. So froh man in Nettetal ist, dass die heruntergekommene Hertie-Immobilie nun weg ist und möglicherweise neue Arbeitsplätze entstehen, so groß sind die Bedenken, dass die Innenstadt dadurch nicht gerade an Attraktivität gewinne.

Als "modernes und attraktives Fachmarktzentrum" preist das Unternehmen Ten Brinke Projektentwicklung den Neubau an, verspricht eine "moderne und zeitgemäße Architektur" mit einem "starken Wiedererkennungswert". So muss ein Investor für sein Produkt werben, doch nicht überall kommt das gut an: "Es muss sich zeigen, ob wir in der Innenstadt von Lobberich wirklich noch einen Discounter verkraften", meint Thomas Leuf. Der Vorsitzende des Werberings Lobberich weiß von Einzelhändler, die ein Supermarktprojekt am Eingang zur Fußgängerzone mit etlichen Leerständen "ungünstig finden".

Einig sind sich alle in einem Punkt: "Endlich ist die Schrott-Immobilie weg, dieser Schandfleck!", wie es ein Stadtverordneter formulierte. Jahre lang verfiel das Hertie-Gebäude, wirkte nicht gerade als Aushängeschild für die City. Die Stadt bemühte sich nach Kräften um Abhilfe, zog vorübergehend sogar in Erwägung, die Immobilie zu erwerben, abzureißen und das Areal als Bauland zu verkaufen.

Vor fast 40 Jahren, 1977, eröffnete Karstadt seine Lobbericher Filiale mit rund 50 Arbeitsplätzen. Dann wurde aus Karstadt Hertie. Doch der Konzern krankte. Es folgte die Insolvenz in Lobberich - und 2009 das Aus. Verschachtelte und kaum durchschaubare Eigentums- und Anteilsverhältnisse an Hertie-Immobilien verzögerten Lösungen für die Objekte in etlichen Kommunen. Vor einem Jahr dann Aufatmen im Rathaus: "Natürlich sind wir bei der Stadt froh, dass sich endlich ein Investor fand", sagt Ulrich Eckert von der Stadtplanung.

Anlass zur Kritik, weil es sich wie schon bei anderen Projekten um den Investor Ten Brinke handelt, weshalb Spötter von Lobberich als Ten-Brinke-City sprechen, sieht Eckert nicht: "Da sind auch andere Investoren, zum Beispiel beim Bauprojekt ehemaliges Kino." Zu bewerten, ob ein Discounter für die Stadtrandlage ideal sei, habe man im Rathaus nicht: "Welche Geschäfte in das Projekt kommen, darauf hat die Stadt keinen Einfluss, höchstens darauf, was wir nicht wollen, bei Beate Uhse etwa hätten wir nein gesagt."

Von "enger Zusammenarbeit mit der Stadt" ist bei Ten Brinke die Rede, was der Stadtplaner bestätigt: "Natürlich ist man in ständigen Gesprächen mit dem Investor." Eckert führt ein Beispiel an: "Beim Baukörpers war eine Glasfront abgesprochen, doch plötzlich sollte Kunststoff verarbeitet werden, wir haben darauf hingewirkt, dass es letztlich bei Glas bleiben soll." Viel Glas also am neuen Gebäudekomplex, dahinter die moderne Fassade der Ludbach-Passage mit Kaufland, daneben auf dem Gelände des ehemaligen Kinos ein Neubau-Projekt: ein Kaufhaus mit mehreren Geschäften. Lobberich scheint sich zu mausern. Oder auch nicht, wie Leuf andeutet: "Wir hoffen alle auf einen positiven Effekt auch für die Einzelhändler in der Fußgängerzone, aber eine gewisse Skepsis bleibt."

(jobu)
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