Serie Mein Verein Auf der Suche nach seltenen Vögeln

Kaldenkirchen · Die Vogelfreunde tauschen sich über ihre Beobachtungen aus und notieren sie für alle sichtbar im Internet.

 Heinz (links) und Helga Schroers sowie Klaus Hubatsch verbindet die Leidenschaft für Vögel. Sie sehen sich auch als Naturschützer.

Heinz (links) und Helga Schroers sowie Klaus Hubatsch verbindet die Leidenschaft für Vögel. Sie sehen sich auch als Naturschützer.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Er knurrt und knarrt und schnurrt und schnarrt und sagt: „So klingt der Ruf des Ziegenmelkers, ähnlich wie eine große Heuschrecke.“ Klaus Hubatsch (67) kann den knorrigen Gesang des seltenen Vogels perfekt imitieren, ihn so anlocken und beobachten. Und Vögel zu beobachten, das ist seine große Leidenschaft. Die teilt er mit den Vogelfreunden Nettetal, die sich regelmäßig austauschen über ihre Beobachtungen von gefiederten Mitgeschöpfen. Und die sich auch schon mal spontan aufmachen, wenn irgendwo ein seltener Vogel gesichtet wurde.

An jedem ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Vogelfreunde im Waldgasthaus Galgenvenn in Kaldenkirchen. „Meist referiert ein Vogelfreund von einer Vogel-Exkursion, zeigt dazu Bilder, denn viele sind hervorragende Naturfotografen, und wir tauschen natürlich unsere Erfahrungen aus“, erzählt Hubatsch. Zu den Treffs kommen „im Schnitt so um die 15 Vogelfreunde, junge unter 30 Jahren sowie ältere über 70, aus Nettetal und Umgebung“.

Tatsächlich ist die Zahl der Vogelfreunde, die sich eher als Interessengemeinschaft denn als Verein verstehen, viel größer, wie ihr Sprecher Hubatsch ausführt: „Nicht immer können alle kommen, weit über 100 aber melden ihre Sichtungen von Vögeln übers Internet.“ Hubatsch selbst ist auch in verschiedenen Gremien in Nordrhein-Westfalen aktiv, die Vögel registrieren und ihr Vorkommen kartieren, sowie Autor ornithologischer Fachliteratur.

Neben der Liebe zur Natur treibt die Hobby-Ornithologen die wissenschaftliche Neugier an, gewissenhaft haken sie in Arten-Listen jede gesichtete Vogelart ab. „Wir haben zum Beispiel kürzlich mit als erste hier einen Adlerbussard beobachtet, die Sichtung gemeldet, und seitdem können wir verfolgen, wo er sich am Niederrhein aufhält“, berichtet Heinz Schroers (76), der im Info-Zentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen auch Vorträge über seine Vogel-Exkursionen nach Südamerika hält. Der Greifvogel sei eigentlich im Osten Europas beheimatet, und bei seinem Auftauchen gerieten viele Vogelfreunde aus dem Häuschen, wie jedes Mal, wenn sich Arten aus fernen Gefilden hier einfinden. Hubatsch machte vor Kurzem eine ähnlich aufregende Entdeckung: „Im Lüsekamp beobachtete ich eine Rötelschwalbe, nachdem ich die Sichtung meldete, kamen am Abend viele Vogelfreunde, auch aus den Niederlanden, um den Vogel aus Südeuropa zu sehen.“

Nicht immer sind es erfreuliche Beobachtungen, die die Vogelfreunde machen: „Die Zahl der Vögel, die auf Äckern und Feldern leben, ist drastisch zurückgegangen“, klagt Hubatsch, nennt als Beispiele Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz.

Solange die Landwirtschaft auf chemische Spritz- und Düngemittel sowie Monokulturen setze, sei es um manche Vogelarten schlecht bestellt: „Auch die Insekten gehen ja zurück, dadurch wird die Nahrungskette für viele Vögel unterbrochen“, erklärt Hubatsch. Zudem würden immer mehr Gärten durch Plastikzäune und Schotter zu lebensfeindlichen Ödnissen verkommen: „Man sollte nicht jeden Löwenzahn aus dem Rasen auszureißen, und man könnte mit naturnahen Gärtnern viele Insekten und Vögel anlocken“, sagt Helga Schroers (75) mit der Begründung: „Wir Vogelfreunde sind eben Naturschützer.“

Mögen die Vogelfreunde auch Hobby-Ornithologen sein, sie sind durchaus mit ernsthaftem Anspruch bei der Sache, wie Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen hervorhebt: „Wir sind froh und dankbar für ihr ehrenamtliches Engagement, etwa bei der Kartierung von Vögeln im Kreis Viersen. Ihr Einsatz ist für unsere Arbeit ein wichtiges Fundament.“

Dabei ist die Motivation der Nettetaler Vogelfreunde in erster Linie die Liebe zur Natur, die Begeisterung für die Tiere: „Schauen sie sich mal das wunderbar gezeichnete Gefieder eines Haussperlings an, seine Schönheit wird leider kaum wahrgenommen“, sagt Schroers. Hubatsch schwärmt: „Für mich ist es ein großes Glück, abends im Depot mal einen Ziegenmelker zu hören und zu sehen.“

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