Nettetal Nettetal will ökologischer werden
Nettetal · Das Leitbild "Nettetal 2015 plus " ist ein Punkt auf der Tagesordnung im Stadtrat am 7. November. In Zukunft soll die Stadt bei eigenen Bauvorhaben mehr Wert legen auf die Nachhaltigkeit. Ein Vorbild ist das Öko-Rathaus Venlo
Wie kann die Seenstadt zu einer gesunden und nachhaltig wachsenden Stadt werden? Eine Antwort darauf wird die Fortschreibung des "Leitbilds 2015plus" enthalten. Damit werden sich die Mitglieder des Stadtrats in der nächsten Sitzung beschäftigen.
Bereits jetzt steht fest, dass ein gemeinsamer Antrag von CDU und Bündnisgrünen darin berücksichtigt werden wird: Beide Fraktionen hatten sich dafür stark gemacht, dass bei städtischen Bauvorhaben künftig stärker auf die Nachhaltigkeit gesetzt wird - ein Antrag, der im Hauptausschuss einstimmig angenommen wurde. Auch für Bürgermeister Christian Wagner (CDU) ist dies "der richtige Weg". Vorbild ist das Rathaus in Venlo; dieses wurde nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit errichtet und ist inzwischen dafür ausgezeichnet worden. Venlo ist seit dem Jahr 2009 ein Zentrum für das "Cradle-to-cradle" (C2C)-Prinzip. Das erste Projekt in der Stadt Nettetal, bei dem diese Idee berücksichtigt werden könnte, könnte die angedachte Rathaus-Erweiterung sein. Eine Entscheidung der politischen Gremien dazu steht aber noch aus.
Guido Gahlings, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen ist zufrieden mit der Entwicklung, die der gemeinsame Antrag mit der CDU-Fraktion inzwischen genommen hat: "Wir sind erfreut über die sehr konstruktive Weiterbearbeitung der Verwaltung", sagte Gahlings. Auch die weitere Entwicklung des "Cradle-to-cradle-Prinzps" würden die Nettetaler Bündnisgrünen "Intensiv weiter begleiten". Mögliche Zwischenschritte seien für die Fraktion etwa "100 Prozent Ökostrom für kommunale Gebäude oder mehr Elektroautos im städtischen Fuhrpark". Gahlings rechnet sich sogar für das bisher kaum gefragte Venete-Areal in Kaldenkirchen Chancen aus: "Vielleicht kann das Gebiet durch C2C noch zu einer Erfolgsgeschichte werden."
Auch die CDU will laut Fraktions-Chef Jürgen Boyxen mit Blick auf den Haushalt 2018 "die vorhandenen Chancen" nutzen: Die Zukunft der Stadt sei geprägt von großen Bauvorhaben. Neben der Rathaus-Erweiterung nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit seien dies der neue Kindergarten am Felderend in Breyell, die grundlegende Sanierung der Werner-Jaeger-Halle und die Zukunft des Breyeller Lehrschwimmbeckens.
SPD-Fraktions-Chefin Renate Dyck begrüßt ein ökologischeres Leitbild für Nettetal und einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit ebenfalls. Allerdings warnte sie gestern auch vor zuviel Euphorie. "Prinzipiell ist nichts gegen das Vorbild des Venloer Rathauses einzuwenden. Das ist gut und schön. Aber man sollte die Vor- und Nachteile abwägen." So würden sich die Mitarbeiter im Stadhuis - abhängig vom Arbeitsbeginn - jeden Tag einen Schreibtisch aussuchen. "Doch was ist mit der Mutter, die erst ihr Kind in die Kita bringt und deshalb später kommt?", nennt Dyck ein Beispiel. Sie hätte dann keine Auswahl mehr.
Renate Dyck wies auf die Diskrepanz zwischen dem "sehr offenen Arbeiten in Venlo" und dem zurzeit eher geschlossenen Räumen im Rathaus am Doerkesplatz hin. "Die Räume erlauben keinen Einblick, der Bürgerservice ist kaum einzusehen, Ausstellungseröffnungen finden auf den Fluren statt", erneuerte die SPD-Fraktionsvorsitzende ihre Kritik am Nettetaler Verwaltungsbau. Aber auch das ungeschützte Arbeiten in Venlo, das wenig Privatsphäre biete, berge Nachteile. Mit Blick auf die geplante Rathaus-Erweiterung für Nettetal meinte sie: "Wir müssen die Vorteile aus Venlo nutzen und sollten Nachteile vermeiden."