Naturschutz in Nettetal Kontakt mit Menschen und Brennnesseln

Nettetal · Kartierungen begleiten, die Natur pflegen, Führungen organisieren – das gehört zum Freiwilligen Ökologischen Jahr in der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Wer sich dafür interessiert: Das müssen Bewerber wissen.

 Sie absolvieren gerade ihr freiwilliges ökologisches Jahr in der Biologischen Station Krickenbecker Seen: Tristan Boente (19) aus Mönchengladbach (l.) und der zwei Jahre jüngere Nils Erdmann aus Schwalmtal-Amern.

Sie absolvieren gerade ihr freiwilliges ökologisches Jahr in der Biologischen Station Krickenbecker Seen: Tristan Boente (19) aus Mönchengladbach (l.) und der zwei Jahre jüngere Nils Erdmann aus Schwalmtal-Amern.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Vielschichtig, jede Menge zu lernen und der Spaß, zu einem engagierten Team aus hauptberuflichen Mitarbeitern und Ehrenamtlern zu gehören: Das sagen Tristan Boente (19) aus Mönchengladbach und Nils Erdmann (17) aus Schwalmtal-Amern. Beide machen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Seit August 2019 gehören sie zum vierköpfigen FÖJ’ler-Team. 39 Stunden in der Woche erledigen sie die unterschiedlichsten Aufgaben: Das reicht von Pflege im Gelände über das Messen der Pegelstände der Seen und des Grundwassers bis hin zum Dienst im Infozentrum der Station sowie zu Führungen. „Man lernt die Naturschutzgebiete intensiv kennen“, sagt Boente. „Da kommt man auch dahin, wo Besucher nicht hinkommen.“ Man erlebe die Natur direkt: „Und das ist wunderschön.“

Der 19-Jährige beschreibt sich als naturbegeistert, aber weniger handwerklich begabt. Letzteres stellt bei der Arbeit als FÖJ’ler aber kein Problem dar. Alles ist erlernbar, etwa die Wanderwege mit neuen Pfählen zu versehen oder einen Biberzaun aufzustellen. „Wichtig ist nur, dass man keine Angst hat, sich auch mal dreckig zu machen und bereit ist anzupacken. Brennnessel-Kontakt gehört auch dazu“, sagt Boente.

Nils Erdmann hat es als Herausforderung erlebt, zum ersten Mal eine Schulklasse bei einer Führung zu begleiten. „Flexibel sollte man auf jeden Fall sein“, sagt er. Das gilt auch für die Arbeitszeiten. Meist geht es montags bis freitags um 9 Uhr los. Aber Einsätze an den Abenden und den Wochenenden gehören auch dazu. Dahinter stecken oftmals geführte Wanderungen. „Dafür bekommt man dann aber an einem anderen Tag frei“, sagt Erdmann. Die Führungen, die aufgrund der Corona-Pandemie zunächst bis zum 7. Juni ausgesetzt sind, fehlen beiden Jugendlichen. Andere Menschen an dem Wissen, was man erlernt hat, teilhaben zu lassen und sie in die Natur zu führen, empfinden beide FÖJ’ler als ein Erlebnis.

„Wenn man ein FÖJ machen möchte, ist es wichtig, Interesse an der Natur zu haben“, sagt Isabelle Lorenz von der Biologischen Station. Ein Biologie-Profi müsse aber niemand sein. Zudem solle man gerne mit Menschen zusammen sein: „Die Fähigkeiten, auf andere Menschen zuzugehen, erleichtert die Arbeit“, sagt Lorenz

Zu einem freiwilligen Öko-Jahr gehören neben der Tätigkeit in der gewählten Einrichtung fünf Seminarwochen an verschiedenen Orten in Selbstversorgungshäusern. Die Freiwilligen setzen sich dort mit ökologischen und sozialen Fragen auseinander. Die Begleitung erfolgt über die FÖJ-Zentralstelle des LVR-Landesjugendamtes Rheinland. Im FÖJ erhalten die Teilnehmer ein monatliches Taschengeld von derzeit 300 Euro, eine Verpflegungspauschale und gegebenenfalls einen Mietzuschuss. Die Biologische Station Krickenbecker Seen bietet an, auch vor Ort zu wohnen: Wer von weiter her kommt, kann in einer Art WG wohnen. „Wir haben derzeit eine FÖJ’lerin aus Schleswig-Holstein hier, die hier lebt“, sagt Lorenz. Auch Boente nutzt das Angebot, denn „mit dem Rad brauche ich von daheim gute anderthalb Stunden pro Strecke“, sagt der 19-Jährige. Für ihn sei dieses selbstständige Leben eine weitere gute Vorbereitung auf die Zukunft, meint er.

Nach dem Freiwilligen Ökologischen Jahr möchte er Philosophie studieren, indes es Nils Erdmann zur Marine zieht. Missen möchten beide ihr FÖJ, das sich langsam dem Ende zuneigt, nicht. Sie sind sich einig: „Die Zeit hier hat uns viel gegeben.“

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