Erstes Turnier in Nettetal nach coronabedingter Pause Sport mit Handicap – und Meisterschaft

Nettetal · Menschen mit Behinderungen finden in Nettetal etliche Sportangeboten. Dazu gehört auch eine Meisterschaft, die nach pandemierbedingter Zwangspause nun wieder ausgetragen wurde. Ergebnis: Es gibt zwei neue Stadtmeister.

In der Werner-Jaeger-Turnhalle in Lobberich wurde nun wieder die Stadtmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen ausgetragen.

In der Werner-Jaeger-Turnhalle in Lobberich wurde nun wieder die Stadtmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen ausgetragen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

„Bist du bereit?“, die Frage von Jürgen Vogts löst bei Rainer Lorenz ein Nicken aus. Für den Übungsleiter der Rollstuhlsportgruppe vom Gesundheits- und Behindertensport (GBS) Nettetal an der Station eins ist es das Zeichen, auf die Stoppuhr zu drücken. Lorenz bringt vorsichtig den Rollstuhl auf einen mit Pfeilen vorgegebenen Kurs. Der 87-Jährige fährt Slalom um Pylone, umrundet Reifen und lässt das Gefährt auf den geraden Strecken schneller werden, bevor es zwischen zwei roten Pylonen ins Ziel geht. „Unter zwei Minuten geschafft, sehr gut“, lobt Vogt, trägt die in Punkte umgerechnete Zeit in die Laufkarte ein und übergibt sie dem Senior. „Das war meine erste Fahrt im Rollstuhl. Dafür war ich gar nicht schlecht“, sagt Lorenz und schmunzelt. Dann wandert er zur nächsten Station.

In der Werner-Jaeger-Turnhalle sind an diesem Tag fünf Stationen eingerichtet, die es zu bewältigen gilt. Allerdings ist dort nicht nur einfach Sport angesagt, sondern es geht um die 34. Nettetaler Stadtmeisterschaft für Menschen mit Behinderung. Nach der dreijährigen Zwangspause ist die traditionelle Veranstaltung wieder am Start, die im Wechsel vom GBS Nettetal und vom Turnverein Breyell 1899 ausgerichtet wird – in diesem Jahr vom Turnverein.

Mit 34 aktuellen Anmeldungen ist der Veranstalter aber nicht ganz so zufrieden.  „Bei der letzten Stadtmeisterschaft 2019 hatten wir 47 Anmeldungen. Die durch Corona bedingte Zwangspause spüren wir auf der ganzen Linie. Es muss alles erst wieder anlaufen“, sagt Michelle Lebens, Vorsitzende des Turnvereins Breyell.

Dafür sind die Sportler mit Handicap sowie zwei Teilnehmer ohne Handicap, die ohne Wertung für den Titel mitmachen, mit Begeisterung bei der Sache. Eine jede der fünf Stationen kann problemlos gemeistert werden, egal welches Handicap vorliegt. Betreuer stehen allzeit hilfreich zur Seite. „Sport ist für Menschen mit Handicap genauso wichtig wie für jeden anderen. Wir bieten bei uns eine breite Sportpalette an, die ein jeder nutzen kann, angefangen von Schwimmen über Rückengymnastik bis hin zu Reha-Sport für Menschen mit geistiger Behinderung“, sagt Hubby Koenen, die zweite Vorsitzende und Fachwartin für den Rehasport des Breyeller Turnvereins.

Aktuell ist sogar ein neues Angebot dazugekommen. „Wir haben eine Yoga-Lehrerin gefunden und daher können Erwachsene bei uns an Rückenyoga und Yoga für Anfänger teilnehmen. Anmeldungen nehmen wir ab sofort entgegen“, sagt Lebens. Auch der GBS Nettetal hat ein großes Sportangebot für Menschen mit Handicap. „Wir bieten unter anderem auch integrative Kinder- und Jugendgruppen an“, sagt Patrick Dormels vom GBS.

In der Halle laufen derweil die sportlichen Einsätze weiter. Dormels, der den Rollbrettparcours an der Station eins betreut, wo sich jeder Teilnehmer nach seinem persönlichen Handicap für das Rollbrett- oder den Rollstuhlparcours entscheiden kann, hat gerade Teilnehmer Dirk auf die zu rollende Runde geschickt. Unter Anfeuerungsrufen von anderen Teilnehmern, die auf ihren Start warten, schiebt sich der junge Mann bäuchlings auf dem Rollbrett liegend los. 48 Sekunden sind das Ergebnis.

Bianca Bein erklärt derweil an der Station vier das Medizinballrollen. Auf zwei aneinandergeschobenen Turnbänken gilt es einen Medizinball oder eine kleinere Variante mit einem Wurf schön gerade auf der Bank rollen zu lassen. Bein macht es Teilnehmerin Andrea einmal vor, dann ist sie an der Reihe. „Schön zu Lena am anderen Ende der Bank schauen und zielen“, lautet der Tipp der Rehasport-Übungsleiterin. Der erste Versuch bringt 1,10 Meter. Bei den beiden weiteren Versuchen rollt der Ball fast bis zum Ende der Bank, was ordentlich Punkte gibt. Und Punkte möchte ein jeder möglichst viele sammeln, schließlich lockt der Titel Stadtmeister.

Auch wenn es nur je einen Stadtmeister bei den Damen und Herren gibt, kann sich jeder Teilnehmer am Ende der Stadtmeisterschaft über eine Urkunde freuen. Den Titel Stadtmeister haben am Ende Anita Ladda und Johannes Nelissen errungen.

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