Strukturwandel in Nettetal So verschwanden Bauernhöfe aus Lobberichs Mitte

Nettetal-Lobberich · Wer heute durch Lobberichs Zentrum geht, kann sich kaum vorstellen, dass es dort einst mehrere Bauernhöfe gab. Wo sie lagen und wie sie verschwanden.

 Im Haus ganz rechts war die Bauernwirtschaft Dohmes.

Im Haus ganz rechts war die Bauernwirtschaft Dohmes.

Foto: VVV Lobberich

Mit Egidius Wilhelm Dohmes (87) ist vor Kurzem der letzte Lobbericher Landwirt gestorben, der seinen Hof an der Marktstraße im Ortskern noch bis zum Ende der 1950-er Jahre führte. Damals kaufte die Stadt das Hof- und Wiesengelände zwischen Marktstraße und Jahnstraße (später Steegerstraße), um dort nach und nach den Doerkesplatz anzulegen, auf dem heute die Sparkasse und das Rathaus stehen. Diese Gebäude waren dort zunächst gar nicht vorgesehen gewesen.

An der Marktstraße standen ursprünglich vier Bauernhöfe, von denen Wilhelm Thodam (Haus Nummer 15) schon Ende der 1930-er Jahre aufgab. Er hatte damals das Privileg, Milch ab Hof zu verkaufen. Heute befindet sich im Erdgeschoss die Filiale einer Bäckerei. Vorher waren dort  Sanitär Kalkuhl, C. F. Beck Lebensmittel und die Wäscherei Krause angesiedelt.

Mit dem alten Dohme-Hhof (Haus Nummer 29) war eine schon 1847 erwähnte Bauernwirtschaft verbunden, in der nach Sitzungen von Gemeinderat und Ausschüssen manche heiße Debatte bei kühlen Bieren  fortgesetzt wurde. Und zwar so ausführlich, dass sich Ehefrauen oft wunderten, warum es mit der Politik wieder einmal so lange gedauert hat.

Dohmes musste den Hof dem Straßenbau  – der Zufahrt vom alten Markt zum Doerkesplatz – opfern und baute ein Wohn- und Geschäftshaus mit Einbeziehung der Häuser 23 bis 27. Er wohnte auch dort.

Am Grundstücksende an der Steegerstraße entstand auf einem kleinen Hügel ein Einfamilienhaus: Darunter verbergen sich noch die Reste eines Schutzbunkers, den die Nachbarn der einstigen Jahnstraße im Zweiten Weltkrieg bei Fliegerangriffen nutzten.

Die Besitzer der beiden Hennen-Höfe (Häuser Nummer 45 und 47) verkauften einen Teil ihrer Obstwiese an der Steegerstraße Anfang der 1950-er Jahre an die Familie Birgelen (Krawattenfabrikation), die zwischen evangelischem Pfarrhaus und Kolpinghaus (heute Seerosensaal) ein großzügiges Doppelhaus bauten. Heinrich und Matthias Hennen gaben die Landwirtschaft im Ort bald auf, Hoferbe Karl siedelte in die Honschaft Sittard um. Die Hofgebäude fielen ebenso wie die Häuser rechts und links von ihnen der Spitzhacke zum Opfer und machten Platz für eine Häuserzeile mit Wohn- und Gewerbenutzung.

Während die Sanierung des Ortskerns im östlichen Bereich der Marktstraße auf der Nordseite tabula rasa machte, blieben im westlichen Teil zahlreiche Altbauten ganz oder teilweise erhalten, darunter das Thodam-Haus aus dem Jahr 1757.

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