Meinungen der Parteien Wasserstoff-Pionierstadt Nettetal? Eine Idee findet Freunde
Nettetal · Mithilfe von Fördermitteln des Landes möchte die CDU Nettetal zu einem Standort für die Produktion von „grünem Wasserstoff“ machen. Andere Parteien sehen das grundsätzlich mit Wohlwollen, sind aber in einem Punkt skeptisch.
„Wirtschaftsstandort für grünen Wasserstoff“, so beschreibt die Nettetaler CDU eine Vision, die in der Stadt Wirklichkeit werden soll: Eine eigene Produktionsstätte für Wasserstoff soll her, das Gasleitungsnetz der Stadtwerke für die Aufnahme von Wasserstoff genutzt werden. Und am besten sollte es auch einen Anschluss an eine Wasserstoff-Pipeline geben, falls eine solche einmal von Venlo aus durch den Kreis Viersen führen sollte. Ideen, mit denen die CDU alleine auf weiter Flur steht? Wohl kaum. Auch andere Fraktionen im Nettetaler Stadtrat können sich für eine Zukunft mit Wasserstoff erwärmen.
Die Nettetaler FDP verweist auf einen eigenen Antrag, der auf denselben Tag datiert ist, Kostenpflichtiger Inhalt mit dem die CDU ihre Forderungen der Stadt und den Parteien schriftlich vorgelegt hat. „Wir halten diese Technologie für zukunftsweisend und haben mit unserem Antrag gleich eine Möglichkeit aufgezeigt, wie erste Schritte zur Umsetzung in Nettetal möglich sein könnten“, sagt Johannes Peters, Fraktionsvorsitzender der Liberalen. Und fügt hinzu: „Wir halten die Einrichtung einer Wasserstofftankstelle in Verbindung mit der Errichtung eines Elektrolyseurs für eine realistische Möglichkeit, gerade an diesem Logistikstandort, den Einstieg in diese Technologie zu ermöglichen.“ Einen Elektrolyseur zur Produktion des Wasserstoffs als Baustein einer umweltfreundlichen Energieversorgung Nettetals hatte auch die CDU gefordert. Insofern begrüßen die Liberalen den Vorschlag der Christdemokraten.
Die Fraktion der Wählergemeinschaft „Wir in Nettetal“ (Win) müsse zwar noch über das Thema beraten, sagt deren Vorsitzender Hajo Siemes. Doch er kann sich gut vorstellen, dass die Win die Sache unterstützt. Denn revolutionär neu ist der CDU-Antrag nach Ansicht von Siemes nicht. Er sei „letztlich eine sehr ambitionierte Fortsetzung des gemeinsam von CDU, Bündnis 90/ Die Grünen, SPD, WIN und FDP erarbeiteten und am 16. 9. 2021 im Rat beschlossenen Antrags für eine Klimaschutzoffensive“, sagt Siemes. Dieser zwei Jahre alte gemeinsame Antrag habe die Stadtverwaltung schon beauftragt, gemeinsam mit den Stadtwerken und privaten Investoren Wege zur Erschließung erneuerbarer Energiequellen zu suchen. Und dabei sei neben Wind und Sonne auch „Wasserstoff-Erzeugung durch grünen Strom“ genannt worden. „Wir haben uns maßgeblich dafür eingesetzt, dass in dem Klimaoffensive-Antrag ,Wasserstoff’ erwähnt wurde, denn im Arbeitskreis war man sehr auf Wind, Solar und Elektromobilität fixiert“, sagt Siemes.
Eine Idee, viele Väter? Wie dem auch sei: So sehr man sich im Grundsätzlichen einig scheint, gibt es bei FDP und Win jedoch etwas Skepsis, was das Tempo angeht, das die CDU machen will. Die CDU fordert die Stadt auf, binnen eines halben Jahres eine Studie vorzulegen, ob und wie und wie schnell solche Pläne realisierbar sind. Die CDU hat es eilig, weil sie im Moment noch gute Chancen sieht, an Fördergelder des Landes zu kommen. Denn der dafür eingerichtete Topf sei noch frisch.
Die Win-Fraktion hält eine Machbarkeitsstudie ebenfalls für sinnvoll, vermisst im CDU-Antrag in diesem Zusammenhang aber die Forderung, die Kosten eines solchen Projekts zu ermitteln. Sollte die Studie höchstwahrscheinlich ein positives Ergebnis erwarten lassen, könne man beschließen, wie von der CDU gefordert zur Umsetzung des Projekts eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke zu gründen. Dann sei auch noch Zeit, die Stadtwerke dazu anzuhalten, das Gasnetz für die künftige Aufnahme von Wasserstoff zu erhalten.
Was das Gasnetz angeht, sind auch die Liberalen mit von der Partie. „Ob zeitnah zu der Prüfung des Fraunhofer Instituts weitere Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden können, scheint zumindest aufgrund der Komplexität dieses Themas fraglich“, sagt Fraktions-Chef Peters aber.
Ob es eine Wasserstoff-Pipeline auf dem Gebiet des Kreises Viersen geben wird, steht nach Angaben des Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE) noch nicht fest.