Seenstadt Nettetal Baden im See kommt wieder auf Agenda

Nettetal · Die heißen Sommer und die Corona-Pandemie haben die Diskussion über Bademöglichkeiten in den Nettetaler Seen wiederbelebt. Vor der Kommunalwahl am 13. September greifen CDU und Grüne das Thema erneut auf.

 Der große Wittsee ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler. Auch Segeln, Kanufahren und Stand-Up-Paddling sind dort möglich, doch Baden ist ebenso verboten wie in den anderen Nettetaler Seen.

Der große Wittsee ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler. Auch Segeln, Kanufahren und Stand-Up-Paddling sind dort möglich, doch Baden ist ebenso verboten wie in den anderen Nettetaler Seen.

Foto: Bauch, Jana/Bauch, Jana (jaba)

„Seen, Stadt und mehr“ – mit diesem Slogan schmückt sich Nettetal als Seenstadt. Aber immer mehr Nettetaler fragen sich, warum man in keinem See in Nettetal baden darf. Die Seen liegen in Landschafts-, teilweise Naturschutzgebieten, in denen schon das Betreten der Uferböschung verboten ist. Von der Stadt gibt es grundsätzlich kein Badeverbot, aber das Baden wäre auf eigene Gefahr. Zurzeit gibt es kein Strandbad, wo das DLRG oder ein Schwimmmeister das Baden überwacht. Das hängt natürlich auch mit dem Verschwinden etlicher gastronomischer Betriebe an den Seen zusammen. Das Hotelrestaurant Am Krickenbecker See hatte mal eine Beachbar; die ist aber seit Jahren nicht mehr geöffnet.

Der Wahlkampf hat das Thema aber wieder angefacht. So berichtet Guido Gahlings von den Grünen, dass Bürger mehrfach moniert hätten, dass es in der Seenstadt keine Möglichkeit zum Baden gibt. Im letzten Jahr sei viel wild gebadet worden, sagt Michael Meerkötter, der bei den Grünen auf Listenplatz 4 steht. Die Grünen wollen die Badepläne durchaus unterstützen, das aber nicht einem privaten Betreiber überlassen, sondern sehen die Stadt am Zug. Man müsse Naturschutz und Nutzung kombinieren.

Auch die CDU Hinsbeck hat das Thema Baden in den sozialen Medien thematisiert – nicht im Alleingang, sondern in Abstimmung mit der gesamten CDU. Das Baden am See wieder zu ermöglichen, findet CDU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Boyxen eine „Superidee“, die man weiterverfolgen solle. Das Thema ist nicht neu. Dietmar Sagel hat diese Frage noch in seiner aktiven Zeit als Wirtschaftsförderer der Stadt thematisiert. Aber in der Vergangenheit waren weder das Wetter so verlockend noch die Wasserqualität entsprechend gut. Die Wasserqualität sei heute sehr gut, sagt Bürgermeister Christian Wagner (CDU), gibt aber zu bedenken, dass die Stadt die bakterielle Qualität der Seen nicht kontrolliere. Wer in den Seen badet, teilt sich das Wasser mit vielen Vögeln und ihren Hinterlassenschaften. Zurzeit ist der Wittsee teilweise mit einer Schicht Grünalgen belegt, was nicht auf Überdüngung zurückzuführen sei, sondern eher für eine gute Wasserqualität sprechen soll.

Für die CDU steht aber das Baden in den Seen demnächst wieder auf der Agenda. Das Thema sei zwar eine jahrealte Diskussion. Baden war früher an mindestens vier Seen möglich, bis die dazu gehörenden Gaststätten verschwanden. In den Naturschutzgebieten ist wichtig, dass die Brutstätten der Vögel abgeschottet bleiben. Aber die Seen waren immer auch schon ein touristisches Ziel. Wenn die Menschenströme kanalisiert werden können und nicht wild das Gelände in Beschlag nehmen, ließen sich Naturschutz und Tourismus verbinden.

In Corona-Zeiten hat der Nah-Tourismus einen neuen Stellenwert erhalten. Viele, die nicht in die Ferien reisen wollen oder können, besinnen sich auf eine Radtour an den nahe gelegenen See. Auch dieser neuen Nachfrage müsse Rechnung getragen werden. Das Hotelrestaurant am Krickenbecker See erinnert daran, dass die Beachbar eine neue Idee war, das dazu gehörende Strandbad aber eine lange Tradition habe. Bereits in den 1920er-Jahren seien viele Tausende Besucher an sonnigen Wochenenden an den naturbelassenen Strand gekommen. Während des Krieges sei die Anlage zerstört worden, aber sogleich wieder aufgebaut worden. In den 1950er-Jahren war das Strandbad sehr gefragt, aber der Betrieb habe im Laufe der Jahre immer weiter abgenommen.

Die Krickenbecker Seen teilen sich vor allem in den Glabbacher Bruch und den Hinsbecker Bruch sowie den Poelvensee auf. Diese Seen wie auch der Kleine Wittsee, der südliche Teil des Ferkesbruchs, der südliche Teil des Nettebruchs sowie der südliche und östliche Teil des unteren und oberen Breyeller Sees liegen im Naturschutzgebiet. Das bedeutet Badeverbot, einzige Ausnahme ist das ehemalige Strandbad am Hinsbecker Bruch, dort, wo sich heute das Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen befindet. Der Parkplatz davor sowie die Plätze vor dem Hotelrestaurant böten Platz für viele Besucher.

Im Landschaftsschutzgebiet liegen der Große Wittsee, der nördliche Teil des Ferkesbruchs, der westliche Teil vom Windmühlenbruch, der nördliche Teil des Nettebruchs, Teile im Norden und Westen des Unteren Breyeller Sees sowie Teile im Westen des Oberen Breyeller Sees. Für die Betreuung ist die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen zuständig. Wer trotzdem baden will, sollte nicht vergessen, dass sich besonders am Wittsee eine Population von Schnappschildkröten ausgebreitet hat. Der Biss der Tiere, die sich gern im Schlamm am Boden einbuddeln, ist auch für Menschen gefährlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort