Das Abwasser aus der Stadt Nettetal Bau einer der modernsten Kläranlagen

Nettetal · Im laufenden Betrieb soll das Klärwerk Nette in Breyell von 2023 bis 2028 modernisiert und ausgebaut werden. Weshalb die Pilotanlage, die rund 71,3 Millionen Euro kostet, ein Vorbild für ganz Nordrhein-Westfalen werden könnte.

 Beim Rundgang durchs Klärwerk Nette an Ritzbruch in Breyell (v.l.) Vorstand Niersverband Professor Dietmar Schitthelm, Bürgermeister Christian Wagner, Beigeordneter Michael Rauterkus, Ulrich Otto, Leiter Abwasser beim Niersverband.

Beim Rundgang durchs Klärwerk Nette an Ritzbruch in Breyell (v.l.) Vorstand Niersverband Professor Dietmar Schitthelm, Bürgermeister Christian Wagner, Beigeordneter Michael Rauterkus, Ulrich Otto, Leiter Abwasser beim Niersverband.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Das größte aktuelle Projekt des Niersverbandes ist die Modernisierung des Klärwerks Nette in Breyell. Im Grunde genommen wird das Klärwerk komplett neugebaut, aber bei laufendem Betrieb. Deswegen geht der Niersverband für dieses ambitionierte Projekt von einer Bauzeit von fünf Jahren aus. Begonnen werden soll 2023, fertiggestellt soll alles 2028 sein. Schon jetzt sprechen Niersverband und Stadt Nettetal sich ab, wie der Baustellenverkehr möglichst so geführt werden, dass er nicht durch Breyell fährt.

Vor dem Baubeginn stehen drei Jahre Planung und Genehmigungsverfahren. Aktuell wurde die Ausschreibung für ein  Ingenieurbüro auf den Weg gebracht. Alles soll transparent und im Dialog mit den Anwohnern stattfinden. So lud der Niersverband am Donnerstag Vertreter der Stadt und der Medien zu einem Rundgang durch das Klärwerk in Breyell ein. Da es sich bei Teilen der Neubauten um eine Pilotanlage handelt, wird der Bau von Wissenschaftlern der RWTH Aachen begleitet.

Insgesamt investiert der Niersverband etwa  71,3 Millionen Euro. Eine Landesförderung in Höhe von 17,2 Millionen Euro wurde beantragt. Bürgermeister Christian Wagner (CDU) wies darauf hin, dass die Klärleistung des alten Werkes absolut in Ordnung sei und den gesetzlichen Vorgaben noch entspreche.

Die Modernisierung greift zukünftigen gesetzlichen Anforderungen an die Kläranlagenbetreiber vor. Deshalb gibt es heute auch noch erhebliche Fördergelder. Vorstand Dietmar Schitthelm hat das Ziel, mit zukunftsorientierter Technik auch so genannte Mikroverunreinigungen wie beispielsweise Medikamentenrückstände, multiresistente Keime oder Mikroplastik aus Kosmetik und Kleidung aus dem Abwasser zu entfernen. Die Erneuerung sei notwendig, da die 1956 in Betrieb genommene Kläranlage mittlerweile in die Jahre gekommen sei. Dies gelte auch für die Erweiterungen in den 1970er und -80er Jahren. Alle Verfahrensstufen müssen erneuert werden, weil die Bausubstanz stark sanierungsbedürftig sei. Trotzdem entsprechen die Reinigungsergebnisse noch den aktuellen gesetzlichen Vorgaben. Der Niersverband nutzt die Situation des notwendigen Neubaus der Kläranlage Nette, um die rechtlichen Vorgaben von morgen bereits einhalten zu können.

Aktuell reinigt die Kläranlage rund 4,4 Millionen Kubikmeter Abwasser im Jahr, das aus dem gesamten Stadtgebiet Nettetal stammt, dazu kommt Bracht. Das entspricht mit Einleitungen aus Industrie und Gewerbe rund 64.800 Einwohnerwerten, die auf 75.000 ausgeweitet werden. Das Gesamtkonzept sieht auch vor, die Kläranlage geruchs- und schallschutztechnisch zu optimieren, so Ulrich Otto, Leiter der Abteilung Abwasserreinigung.

Breyell ist das Pilotprojekt. Die dort gewonnenen Erfahrungen sollen als Blaupause in vier weitere Ausbauprojekte des Niersverbandes fließen. Rund 230 Millionen Euro werden die Modernisierungen im weit größeren Klärwerk MG-Neuwerk und den  Klärwerken in Grefrath, Dülken und Geldern kosten. Nach dem Genossenschaftsprinzip zahlen alle Kunden die gleichen Gebühren. Durch den Neubau in Breyell rechnet der Verband mit fünf Cent pro Kubikmeter Mehrkosten. Bei einer Jahresleistung von 50 Kubikmetern pro Kopf und Jahr müsste jeder Kunde 2,50 Euro mehr zahlen.

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