Naturschutz in Nettetal Kopfweidenschnitt rettet Bienen

Nettetal · Die untere Naturschutzbehörde des Kreises hat 7000 Kopfweiden digital erfasst und lässt jedes Jahr rund 1000 Bäume beschneiden. Mit ihren Kätzchen bieten Weiden den Bienen im Frühjahr das erste Futter.

Von November an bis Ende Februar werden Kopfweiden beschnitten. Gestern waren Gregor Weuthen (mit Motorsäge) und Gregor Mertzbach im Süden von Hinsbeck dabei, die lang gewachsenen Triebe der Bäum zu kappen.

Von November an bis Ende Februar werden Kopfweiden beschnitten. Gestern waren Gregor Weuthen (mit Motorsäge) und Gregor Mertzbach im Süden von Hinsbeck dabei, die lang gewachsenen Triebe der Bäum zu kappen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Wie kann ein Pizzabäcker die Bienen retten? Indem er Weidenholz für seinen Pizzaofen kauft und damit die Pflege der Kopfweiden ein wenig mitfinanziert. Imker nennen die Weide „Brot der Bienen“. Die Weidenkätzchen bei der Blüte bieten im Jahresreigen das erste Futter für die Bienen. Matthias Nickel, Landschaftsgärtner im Dienst der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Viersen, nennt die Weide nicht nur deswegen schlichtweg einen „Superbaum“. Und das Weidenholz brennt wie Zunder, heizt also schnell.

Am Donnerstag gab es einen Ortstermin zur Kopfweidenpflege in Nettetal. „Tatort“ ist Oirlich südlich von Hinsbeck, direkt am Hof von Michael Baaken. Der Platz war gut ausgewählt. Dort konnte Matthias Nickel von der Unteren Naturschutzbehörde die verschiedenen Wachstumsstadien der Kopfweide zeigen. Am Bachlauf stehen mehrere Bäume, die vor einem Jahr beschnitten wurden (Schneiteln). Sie bieten das typische Bild einer Kopfweide, wie sie für den Niederrhein so typisch ist. Aus dem Kopf des niedrigen Stammes sind meterlange Triebe gewachsen. Früher wurden diese Weidentriebe geerntet und zu Körben geflochten.

Beauftragt mit dem Stutzen der Kopfweiden ist der Gartenbaubetrieb Freistil aus Brüggen. Chef Gregor Weuthen und sein Mitarbeiter Gregor Mertzbach haben sich eine Weide vorgenommen, die im sechsten Jahr nach dem letzten Schnitt steht. Die Triebe, denen die beiden Männer mit Motorsägen zu Leibe rücken, sind schon bis zu zehn Meter lang und haben armdicke Stammumfänge. Daneben stehen weitere Weiden, die schon länger nicht beschnitten wurden, eventuell aus Rücksicht auf Nester in den Kronen. Die Triebe sind zu stattlichen Stämmen herangewachsen. Auch sie sollen demnächst gekappt werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Weide unter dem Gewicht der veränderten Statik auseinanderbricht.

Früher war die Weide ein Wirtschaftsbaum, nachhaltig als nachwachsender Rohstoff. Das Holz und die Zweige wurden vielfach verwertet, als Kaminholz, als Viehfutter und Material für Körbe. Früher auch für den Lehm-Fachwerkbau. Als Bauholz ist das Holz der Weide aber zu weich. Heute ist die Weide ein wichtiger ökologischer Faktor. In den Baumhöhlen nisten sich gerne Steinkäuze oder Fledermäuse ein. Im vermodernden Laub in der Krone finden zahlreiche Insekten Schutz und Futter.

In ganz Nettetal hat die Untere Naturschutzbehörde des Kreises rund 1500 Weiden in Pflege. Im gesamten Kreisgebiet sind 7000 Weiden digital erfasst. Dazu kommen weitere Weiden, um die sich die Grundstückseigentümer, Ehrenamtler des Nabu oder die Wasser- und Bodenverbände wie etwa der Schwalmverband kümmern. Der Nabu-Naturschutzhof am Wittsee gehörte zu den Pionieren des Kopfweiden-Schnitts. Der Kreis nimmt sich jedes Jahr 1000 Weiden vor. Wenn es richtig läuft, ist der Bestand kreisweit alle fünf bis sieben Jahre zurückgeschnitten. Das Holz, das dabei anfällt, wird gehäckselt und kompostiert. Wer Kaminholz braucht, kann sich melden.

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