Humanitäre Hilfe aus Nettetal Human plus schickt Hilfsgüter für syrische Flüchtlinge auf die Reise

Nettetal · Die Nettetaler Hilfsorganisation Human plus schickte zwei Sattelschlepper für syrische Flüchtlinge in der Region Idlib/Aleppo und auf der Insel Lesbos auf die Reise. Organisator Anestis Ioannidis bedauert, dass es weniger Spenden gab.

 Anestis Ioannidis, Präsident von Human plus, packt mit an, als am Freitag ein Sattelschlepper mit Hilfsgütern für Syrien beladen wird. Der Lastwagen wird acht bis zehn Tage brauchen, um sein Ziel zu erreichen.

Anestis Ioannidis, Präsident von Human plus, packt mit an, als am Freitag ein Sattelschlepper mit Hilfsgütern für Syrien beladen wird. Der Lastwagen wird acht bis zehn Tage brauchen, um sein Ziel zu erreichen.

Foto: Heribert Brinkmann

Der türkische Mercedes-Sattelschlepper parkt direkt vor dem Tor. Palettenweise wird er mit Hilfsgütern für Syrien beladen. In der Lagerhalle von Human plus in Lobberich sind Paletten mit Babynahrung, Reis, Mehl, Sardinen eingelagert. Die Nettetaler Hilfsorganisation Human plus hat sie mit Spendengeldern gekauft und schickt sie jetzt auf eine lange Reise. Acht bis zehn Tage wird der Lastwagen unterwegs sein, bis er sein Zielgebiet, die Region um Idlib und Aleppo, erreicht haben wird. Dort sind über 30 Mitarbeiter von Human plus vor Ort, um die Verteilung an Flüchtlinge zu koordinieren.

Die Blockadehaltung der Veto-Mächte Russland und China im UN-Sicherheitsrat hat Anestis Ioannidis zur Eile angetrieben. Wer weiß, wie lange die Grenze in Nordsyrien zur Türkei noch offen ist. Der Nettetaler hat sofort reagiert. Ein erster Transport ging bereits am 29. Juni Richtung Syrien und ist inzwischen angekommen. Am Freitag haben Ioanidis und drei Mitglieder oder Freunde stundenlang den Auflieger beladen. Die Paletten werden mit Hubkarren aus der Halle geholt und in den Lkw gehoben, dort werden die Waren nochmals mit Plastikfolie fixiert und palettenweise sauber nebeneinander gestellt. Alle Beteiligten machen das nicht zum ersten Mal. Rewe-Geschäftsführer Christian Esch ist Mitglied bei Human plus und besorgt die Hilfsgüter zum Einkaufspreis. Am Freitag werden 32 Tonnen verladen, darunter auch ein Kinderrollstuhl für ein behindertes syrisches Kind. Aber nicht nur die Logistik vorne ist wichtig, sondern auch am Ende. Ioannidis verlässt sich am liebsten auf eigene Leute, so kann er sicher sein, dass die Spendengüter auch die Richtigen erreichen. Seit 2013 arbeitet man mit bewährten Partnern zusammen. Die deutsche Spedition arbeitet mit einer anderen in der Türkei zusammen, die den Transport über die syrische Grenze übernimmt. Der türkische Fahrer hat die Ruhe weg. Auf seinem T-Shirt ist der Aufdruck „Keep Moving“ zu lesen.

Sorgen macht Ioanidis die nachlassende Solidarität. In der Zeit der Corona-Pandemie ist die Spendenbereitschaft um rund 40 Prozent eingebrochen. Für die aktuelle Hilfslieferung im Einkaufswert von 60.000 Euro haben die Nettetaler auch mit dem Frankfurter Verein „Kindertränen“ zusammengearbeitet. Die wirtschaftliche Lage in Syrien verschlechtert sich weiter, die Inflation steigt.

 Diese Schulmöbel aus Grefrath gehen mit einem zweiten Transport nach Griechenland. Damit wird eine Flüchtlingsschule ausgestattet.

Diese Schulmöbel aus Grefrath gehen mit einem zweiten Transport nach Griechenland. Damit wird eine Flüchtlingsschule ausgestattet.

Foto: Heribert Brinkmann

Nachdem der Sattelschlepper für Syrien beladen ist, fährt ein zweiter Lastwagen vor. Die 16 Tonnen an Hilfsgütern sind für das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos bestimmt. Verladen werden Hygieneartikel, Nahrungsmittel, Medikamente, Verbandszeug, Waschmittel, Shampoo. Aber auch Süßigkeiten. Dieser Transport wird bereits in drei Tagen in Griechenland sein und die Spenden verteilen.

Auf dem Hof aufgetürmt sind auch jede Menge Schulmöbel. Sie wurden in Grundschulen in Grefrath und Oedt ausrangiert und gehen jetzt in die Ägais. Ioannidis baut mit Human plus im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos eine Schule für Flüchtlingskinder auf.

„Man muss diesen Menschen, die alles verloren haben, helfen“, sagt Anestis Ioannidis. Sonst brauche man sich nicht zu wundern, wenn diese Flüchtlinge sich auf den Weg nach Deutschland oder andere europäische Länder machen. Humanitäre Hilfe statt Waffen – das ist für Ioannidis die beste Perspektive für Frieden in der Region rings um das Mittelmeer.

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