Straßennamen und ihre Geschichten Erinnerungen an verdiente Lokalpolitiker

KALDENKIRCHEN · Die Kaldenkirchener Politiker Helene Assenheimer, Lambert Maassen und Hermann Lueb sind auf Straßenschildern verewigt. Assenheimer gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg dem ersten Stadtrat an. Lambert Maassen wurde nach dem Krieg Bürgermeister.

 An der Lambert-Maassen-Straße in Kaldenkirchen erklärt ein Zusatzschild, dass es sich beim Namensgeber um den ersten Bürgermeister nach dem Krieg und langjährigen Landrat handelt.

An der Lambert-Maassen-Straße in Kaldenkirchen erklärt ein Zusatzschild, dass es sich beim Namensgeber um den ersten Bürgermeister nach dem Krieg und langjährigen Landrat handelt.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Politik spiegelt sich in der einstigen „Grenzstadt“ nur in wenigen Straßenbezeichnungen wider. Aber darunter ist immerhin eine Frau – eine von zweien, denen in Nettetal eine Straße gewidmet wurde. Helene Assenheimer, Sozialdemokratin der ersten Stunde, wurde 1969, im letzten Jahr von Kaldenkirchens kommunaler Selbstständigkeit, stellvertretende Bürgermeisterin und hatte den erkrankten Bürgermeister Leo Terstappen zu vertreten.

Helene Assenheimer kam 1945 als Mittdreißigerin in die Politik: Sie gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg dem ersten noch von der britischen Militärregierung ernannten Stadtrat an und blieb – bis auf eine kurze Unterbrechung – Ratsfrau bis Ende 1969. Sie war zuletzt die einzige Frau in diesem Gremium. Mit ihrer Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg und ihrem Wirken im Rat habe sie an der Entwicklung Kaldenkirchens „wesentlich mitgewirkt“ und sich „große Verdienste um unsere Stadt und ihre Bürger erworben“, hieß es in einem Nachruf der Stadt nach ihrem Tod im Januar 1999.

Einer, der nach dem Krieg mit anpackte, war auch der Bäckermeister Lambert Maassen. „Schon Mitte März 1945 übernahmen Lambert Maassen, sein Schwager Gottlieb van Essen und Gottlieb Assenheimer die Verantwortung in der Stadt“, schildert der Historiker Leo Peters den Beginn der politischen Karriere Maassens, denn er wurde kurze Zeit später von den Briten auch als Bürgermeister eingesetzt und Ende 1946 vom ersten frei gewählten Stadtrat in diesem Amt bestätigt. Zwei Jahre später nahm Maassen politisch etwas Abschied von Kaldenkirchen, denn er wurde im November 1948 zum Landrat des Kreises Kempen-Krefeld gewählt – und zehn Mal in diesem Amt wiedergewählt. Gleichwohl beeinflusste er das Geschehen in seiner Heimatstadt über den CDU-Ortsverband, dessen Vorsitzender er zwei Jahrzehnte war.

Hatte Maassen schon vor dem Krieg gute Beziehungen zu den Niederländern gepflegt, die es ihm erlaubten, von den Nationalsozialisten gesuchte Personen jenseits der Grenze zu verstecken, so bemühte er sich nach 1945 wieder um Kontakte auf allen Ebenen. Auf seine Initiative gehen die jährlichen Treffen der Kommunalpolitiker beiderseits der Grenze zurück, deren Zustandekommen anfangs sehr schwierig war. Maassen ließ sich nicht beirren und zeigte Geduld und Verhandlungsgeschick auch bei vielen anderen Themen, so dass er Zustimmung weit über die eigene Partei hinaus fand. Er erhielt 1960 das Bundesverdienstkreuz, der Kreistag ehrte ihn 1970 bei seinem Abschied mit der Bezeichnung „Alt-Landrat“. Als solcher hat er seinen Rat nicht mehr lange geben können, denn er verstarb überraschend Ende November 1970 kurz nach Vollendung seines 76. Lebensjahres.

Weil sowohl der Sohn als auch der Enkel als Mediziner in Kaldenkirchen tätig waren, ordnet man Dr. med. Hermann Lueb ebenfalls diesem Fach zu und weniger dem des Politikers, zumal mit dem Namen immer gleich die Berufsbezeichnung fällt: Sanitätsrat. Vom unteren Niederrhein stammend, hatte sich Lueb 1892 als praktischer Arzt in Kaldenkirchen niedergelassen. Er engagierte sich bald in seiner neuen Heimat: Er wurde 1989 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung (und blieb dies über 30 Jahre), er gehörte dem Kreistag an, er gründete die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes in Kaldenkirchen, er war Fraktionsvorsitzender des Zentrums und musste 1933 aufgeben, weil die Nationalsozialisten keine anderen Parteien mehr duldeten. Von 1909 bis 1922 wirkte Lueb „in sehr verdienstvoller Weise“ auch als ehrenamtlicher 1. Beigeordneter der Stadtverwaltung und hatte sich „auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens, vornehmlich aber auf sozial-hygienischem Gebiet, hervorragende und dauerhafte Verdienste erworben“, wie Peters eine Stimme aus der damaligen Zeit in seiner „Geschichte der Stadt Kaldenkirchen“ zitiert. Das war Anlass für den Stadtrat, Hermann Lueb am 13. November 1929 zu seinem 65. Geburtstag das Ehrenbürgerrecht der Stadt zu verleihen. Er starb 1936.

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