Breyell Jugendliche improvisieren auf der Bühne

Breyell · Deutsche und niederländische Schüler proben gemeinsam für eine Aufführung in der Stadtbücherei. Was sie im Improvisionstheater gelernt haben, zeigen sie am Freitag, 23. November.

 Viele der deutschen und niederländischen Schülerinnen haben bislang noch nie auf einer Bühne gestanden.

Viele der deutschen und niederländischen Schülerinnen haben bislang noch nie auf einer Bühne gestanden.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Geht in die Körperhaltung, dann fällt euch eine Geschichte ein.“ Der Zuruf von Dirk Windbergs (49) kommt an. Ein Dutzend Jugendlicher bewegt sich nun auf der Bühne des Saals der Stadtbücherei Nettetal ungezwungen, intuitiv und ausdrucksvoll. Zuvor hat der Theaterpädagoge den sechs deutschen und sechs niederländischen Jugendlichen die Begriffe gegeben: „Krankenhaus, Notaufnahme.“

Improvisationstheater nennt sich die Sparte, die die zehn Mädchen und zwei Jungen von der Gesamtschule Nettetal und dem Valuascollege Venlo seit Dienstag bedienen. Zusammen mit seinem niederländischen Kollegen Ruud Bochman (66) führen die Profis die Heranwachsenden an die Welt der Bühne sowie das spontane Bewegen und Sprechen heran. „Wir nennen es Pop-up-Theater. Wir geben den Jugendlichen ein Motto, und sie spielen die Szene aus dem Stegreif“, beschreibt der Niederländer Bochman.

Für die meisten Jugendlichen ist es die erste Bühnenerfahrung. Die ersten beiden Tage des viertägigen Workshops haben sie im Venloer Theater „De Garage“ geprobt. „Diese Bühne ist ein wichtiger Partner für uns“, sagt Ulrich Schmitter, der Leiter der Nettetaler Bibliothek. Schmitter hat das Impro-Theater vor mehr als zehn Jahren über die NRW-Förderung „Kulturrucksack“ in Nettetal etabliert. Mit Dirk Windbergs und Ruud Bochman hat er Theaterfachleute um sich versammelt, die das Projekt mit Leben füllen und die pubertierenden Heranwachsenden begeistern.

„Ich habe früher schon mal in einem Musical mitgemacht und hier eine Menge gelernt“, sagt Véroni. Die Niederländerin spricht fließend Deutsch. Ihre Mutter ist Deutsche, der Vater Niederländer. Für die 14-Jährige, die ansonsten in ihrer Freizeit fünfmal in der Woche reitet, ist dieser Workshop auch deshalb eine spannende Erfahrung, weil sie gleichaltrige Deutsche und deren Alltag kennen lernt, berichtet sie.

Josefine aus Kaldenkirchen spricht dafür ein paar Brocken Niederländisch. „Meine Oma war Holländerin“, sagt die Zwölfjährige, während sie sich auf die nächste Szene vorbereitet. Im Gegensatz zum Rest der Familie, betont sie, „bin ich nicht bühnenscheu“. Die Fußballerin des TSV Kaldenkirchen spürt beim Pop-up-Workshop den Kick: „Das hier ist cool.“

„In Zeiten von Rechtsruck und Flüchtlingsdebatte ist solch ein Workshop mit Deutschen und Niederländern einfach wichtig, um die jeweils andere Kultur kennen zu lernen und miteinander kreativ zu sein“, sagt Dirk Windbergs. Für Ruud Bochman, der Windbergs von einem gemeinsamen Seniorentheaterprojekt kennt, spielt es auch eine Rolle, dass die Jugendlichen über dieses Rampenlicht Selbstvertrauen tanken und sich präsentieren können. „Du lernst, dich vorzustellen und kannst zeigen, wer du bist“, sagt er.

Freitag zum Abschluss ist die Aufführung in der Stadtbücherei. Von Lampenfieber kann tags zuvor keine Rede sein. Die Jugendlichen sind bei den Regieanweisungen der Theatermacher konzentriert bei der Sache. Zwischendurch albern sie ein wenig miteinander, trinken Cola oder schauen sich in der Bibliothek um. Am Freitag können sie ihr Können vor Mitschülern, Eltern, Geschwistern und Freunden demonstrieren. Pop up!

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