Aus Nettetal in die Welt Schon als Kind von der Welt der Bibel fasziniert

Tübingen/Nettetal · Der gebürtige Nettetaler Herbert Niehr lehrt heute als Theologie-Professor an der Universität Tübingen. Schwerpunkte seiner Forschung und Publikationen sind zudem Sprache und Literatur orientalischer Völker.

 Professor Herbert Niehr wurde in Kaldenkirchen geboren.

Professor Herbert Niehr wurde in Kaldenkirchen geboren.

Foto: Niehr

Das klingt nach Zufriedenheit: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Herbert Niehr. Hobbymäßig befasst er sich mit der Welt der Bibel, und beruflich arbeitet er als Hochschullehrer: Der gebürtige Nettetaler ist Professor für Katholische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. „Zurzeit korrigiere ich Arbeiten von Studierenden, bis zum nächsten Semester ist ja noch Zeit“, meint Niehr. Und so hat er zwischendurch etwas Luft, von sich, seiner Laufbahn und seiner Arbeit zu erzählen. Zum Beispiel davon, woher sein Interesse an der Bibel kommt: „Das hat mich schon als Kind im Religionsunterricht gepackt“, erinnert er sich und fügt hinzu: „Ich war Ministrant in St. Lambertus in Leuth, damals war die Messe noch nach lateinischem Ritus. Das hat mich fasziniert, ich wurde neugierig, was das alles bedeutet.“

Diese Neugier hielt an, auch nach dem Abitur 1975 am Werner-Jaeger-Gymnasium in Lobberich, die Folge: Theologie-Studium, Promotion, Habilitation. Seit 1992 ist er Lehrstuhl-Inhaber für Biblische Einleitung und Zeitgeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Tübingen, dazu Gast-Professor an der Universität Stellenbosch in Südafrika.

Schwerpunkte seiner Forschung und Publikationen sind zudem Sprache und Literatur orientalischer Völker wie der Phönizier. Niehr: „Auf die alten heiligen Schriften berufen sich ja manche Religionen, in der Theologie fragen wir, wie die Texte heute zu interpretieren sind.“ In der Liga der Theologen gilt Niehr als einer der bedeutenden Bibelwissenschaftler, auch wenn er bescheiden relativiert: „Es gibt ja nicht so viele Alttestamentler.“

In den knapp 20 Jahren in Tübingen habe sich einiges verändert, analysiert Niehr, nicht nur durch die Digitalisierung: „Wir haben heute eine andere Generation von Theologiestudenten, manche Studierenden an der Fakultät hatten noch nie eine Bibel in der Hand, das war früher anders, die Bibel gehörte zum Religionsunterricht.“

Früher, das war eben seine Jugend in Nettetal: Geboren in Kaldenkirchen, aufgewachsen in Leuth. „Ich hab noch den Zusammenschluss der heutigen Ortsteile zur Stadt Nettetal 1970 in Erinnerung“, so Niehr, der es „bedauerlich“ findet, dass es wegen Corona keine großen 50-Jahr-Feierlichkeiten gab. Heute ist Niehr nur selten in Nettetal. „Meine Eltern sind leider gestorben, gelegentlich besuchen mein Bruder und ich ihre Gräber in Leuth.“ Und was macht ein Professor, wenn er mal nicht lehrt oder forscht? „Nun, da ist ja noch meine Familie“, erklärt der 65-Jährige; er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Er fange morgens sehr früh an zu arbeiten, abends lese er gern, Krimis oder historische Romane. Ansonsten, wiederholt Niehr, habe er keine Hobbys: „Wie gesagt, mein Beruf ist mein Hobby.“

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