Pläne für Nettetals Chatbot Künstliche Intelligenz soll auch auf Politik zugreifen

Nettetal · Als digitaler Knecht tut ein Chatbot seit Ende 2023 Dienst auf den Internetseiten der Stadt. Er beantwortet Fragen, die Bürger im Verkehr mit Behörden haben. Die Stadt will den Aufgabenbereich dieser Künstlichen Intelligenz erweitern – und überhaupt mehr digitalisieren.

Aktenberge sollen in den Büros der Stadtverwaltung demnächst der Vergangenheit angehören.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Wer schnell gute Arbeit leistet, bekommt zur Belohnung noch mehr davon aufgebrummt. Eine Lebenserfahrung, die der digitale Chatbot der Stadt Nettetal erst noch machen wird – sofern er sich das dank der hinter ihm steckenden Künstlichen Intelligenz (KI) nicht schon selbst ausgerechnet hat. Kostenpflichtiger Inhalt Bislang greift der Bot, den Nutzer über eine kleine grüne Schaltfläche am rechten unteren Rand der Internetseiten in Dienst nehmen können, nur auf die unter www.nettetal.de hinterlegten Inhalte zu. Nicht aber auf das Ratsinformationssystem unter www.ris.nettetal.de. Das soll sich ändern – und darüber hinaus hat die Stadt noch weitere Pläne, wie sie die Digitalisierung ihrer Arbeit vorantreiben will, zum eigenen Nutzen, aber auch zum Nutzen der Bürger.

„Ziel ist, dass der Chatbot auch auf das Ratsinformationssystem zugreifen kann, damit sich Bürger noch einfacher über die Arbeit des Rates und seiner Gremien informieren können“, sagt Bürgermeister Christian Küsters. Die Aufgabe, die auch das politische Geschehen zum Bearbeitungsgegenstand des digitalen Knechts macht, ist nicht ohne. Die Texte auf den Stadtseiten, auf die der Bot zurzeit zugreift, sind mit dem Ziel verfasst, klar und für den Normalbürger verständlich zu sein. Die im Ratsinformationssystem hinterlegten Dokumente enthalten hingegen viel Fachchinesisch. Sie zu verstehen, setzt einiges Wissen über verwaltungsrechtliche Finessen und Verfahrensabläufe voraus, das sich mitunter auch noch aneignen muss, wer viele Jahre lang als Schlachtenbummler Rats- und Ausschusssitzungen verfolgt hat.

Der digitale Chatbot muss also noch einiges dazu lernen. Fragen von Bürgern zum Verwaltungshandeln beantwortet er bereits seit Ende 2923 in einem schriftlichen Dialog, der wie eine schnelles Hin und Her etwa via Whats App funktioniert. Der Vorteil: Der Bürger muss sich nicht selbst auf eine womöglich zeitraubende Informations-Suche durch Rubriken und Unterrubriken der Website machen. Er formuliert vielmehr einfach seine Frage und lässt den Bot malochen. Der liefert binnen weniger Sekunden die wichtigsten Informationen zusammengefasst und auch Links zu weiterführenden Informationen oder Dokumenten wie Anträge oder Formulare. Eine Frage vom Kaliber „Wie kann ich Kindergeld beantragen?“ wird so zumindest in den Grundzügen schnell geklärt. Da der Bot oft auch Ansprechpartner in der Verwaltung nennt, wird auch klar, wer tiefergehende Informationen geben kann.

Der Bot funktioniert so gut, dass die Gemeinden Niederkrüchten und Schwalmtal ihn inzwischen übernommen haben. Eine Bestätigung für Nettetals Stadtverwalter, die ohnehin ein bisschen stolz darauf sind, neben großen Städten wie Bonn, Freiburg und Bremen eine der Kommunen zu sein, die mit dem Bot-Entwickler Neuraflow aus Bremerhaven beim Einsatz der Software vorangehen. Mit einem Kölner Entwickler ist eine weitere Entwicklung der digitalen Dienstleistung ins Auge gefasst: Ein Avatar – also eine künstlich erzeugte Figur – soll einmal die Rolle eines Gebärdendolmetschers spielen und die Informationen auch auf diese Weise verbreiten.

Nettetals CDU und FDP haben allerdings etwas mehr im Sinn, wenn sie der Stadtverwaltung vorwerfen, sie verschlafe Chancen, die eine stärkere Digitalisierung und entsprechende Anpassung von Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen im Rathaus bieten würden. Die Stadtverwaltung hält da mit einem „New Work“ genannten Plan entgegen. Der beinhaltet einige Ideen wie man die Arbeitsabläufe im Rathaus neu gestalten und modernisieren will: bessere technische Ausstattung der Arbeitsplätze und Mitarbeiter, neue Raumstrukturen und Desk-Sharing und mehr Hommeoffice, aber auch mit vollständige Digitalisierung von Akten. Das soll nicht nur Papierberge in Büros so weit abtragen, dass das Stadtverwaltungsbüro am Ende eine papierfreie Zone ist. Es soll zudem Bearbeitungsprozesse beschleunigen. Automatisierter Akten-Upload, Dokumentmanagement-System und „verstärkte Potenzialnutzung Künstlicher Intelligenz“ sind weitere Stichworte, die die Stadt auf dem Zettel hat.