Weihnachten in Nettetal Alte Kirche als Symbol der Zuversicht
Nettetal · Der WDR übertrug zwei Christmetten live aus der Alten Kirche in Lobberich: Im Dritten feierte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Messe, im Ersten Pfarrer Ulrich Clancett. Für ihn sollte heutzutage die Zuversicht vor dem Klagen stehen.
Es hat alles wunderbar geklappt. Zwei Messen aus einer Kirche nacheinander live zu senden, mit nur einer halben Stunde Pause dazwischen, war eine riesige Herausforderung. Das Team des WDR vor Ort hat sie wunderbar gemeistert. Zuhause am Bildschirm war nichts von Anspannung, Hektik oder Stress zu spüren. Eigentlich war alles für die Christmette um 23.20 Uhr geplant. Pastoralreferent Bastian Rütten, Dietmar Sagel vom Arbeitskreis Alte Kirche und Pfarrer Ulrich Clancett hatten mit Kirchenmusiker Elmar Lehnen von der Marienbasilika in Kevelaer eine besondere Christmette vorbereitet. Clancett, der heute Pfarrer in Jüchen ist und in Lobberich aufwuchs, hatte seine Predigt um das Thema 75 Jahre Frieden nach 1945 aufgebaut. Doch dann kam Corona dazwischen. Als im Bistum Essen immer mehr Kirchen an Heiligabend die Messen absagten, wandte sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck an der WDR. Und der hatte die Technik in Lobberich stehen. So kam es, dass am 24. Dezember gleich zwei Messen live aus der Alten Kirche gesendet wurden.
Beide Messen waren jede für sich eine in sich stimmige Stunde, der kleine Kirchenraum tat das Seine dazu, den Gottesdiensten im Wohnzimmer einen intimen Charakter zu geben. Dabei war es wahrscheinlich ein Millionenpublikum in Deutschland und der Schweiz, das die Messe aus Lobberich am Bildschirm daheim verfolgte.
Pfarrer Ulrich Clancett ging auf die besondere Geschichte der Alten Kirche ein. Diese Kirche sei ein Symbol der Zuversicht. Sie habe die Pest, den 30-jährigen Krieg und die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert überstanden. Kurz vor Kriegsende von Artilleriegeschossen getroffen, wurde sie erst in den 1960er Jahren von deutschen und französischen Jugendlichen wiederaufgebaut – die Beschädigungen blieben sichtbar. „Der Gott der Christen ist ein Gott, der Wunden kennt, und darum glaube ich ihm“, so Clancett. Die Alte Kirche sei ein Symbol der Zuversicht. Er mahnte, von der kriegerischen Rhetorik in der Corona-Pandemie zu der schlichten Zuversicht der Menschen nach Kriegsende zurückzukehren. „Diese Zuversicht soll auch unser Weihnachtsfest prägen in dieser verwundeten Zeit“, sagte Pfarrer Clancett.
Der musikalische Rahmen war angemessen geglückt, klein, aber fein. Kirchenmusiker Elmar Lehnen am Flügel dirigierte einen Chor aus zwölf Musikern, die gleichzeitig die Gemeinde bildeten. Begleitet wurden sie von drei Querflöten und einer Harfe. Die Alte Kirche verfügt über keine Orgel.
Für seine Messe hatte Ruhrbischof Overbeck das Ensemble der Bischöflichen Kirchenmusikschule Essen mitgebracht. Auch sie verstanden es, der besonderen Stimmung dieser Stillen Nacht Ausdruck zu verleihen. Overbeck würdigte „diesen außergewöhnlichen Ort in sehr außergewöhnlichen Zeiten.“ Der Bischof nannte die Pandemie eine Prüfung, die es zu bestehen gelte. In seiner Predigt verkündete er Zuversicht: „Wir dürfen Menschen der Hoffnung sein.“