Nettetal Naturschutz für die Höhen

Nettetal · Der Raum zwischen Hinsbeck und Viersen hat nicht nur für Naturschützer eine besondere landeskulturelle Bedeutung. Es gibt eine ganze Reihe von historischen Zeugnissen. Dazu gehören auch die gefährdeten Buchen.

Vor einiger Zeit schlugen Naturschützer erstmals Alarm: Sie fürchten, dass die Stock- und Kopfbuchen auf dem Höhenzug zwischen Hinsbeck und Viersen verloren gehen. Auch Historiker sehen mit Sorge, dass ein sichtbarer Teil der Regionalgeschichte möglicherweise vollkommen verloren geht. Mitglieder der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft und des Naturschutzbundes wollen erreichen, dass zumindest Teile der Höhen unter Naturschutz gestellt werden.

Die auf den Stock gesetzten Buchen sind vielfach noch Relikte von Landwehren, alten Grenzmarkierungen zwischen den Herzogtümern Jülich und Geldern. Die Buchen bildeten eine dichte Sperre, die die Bauern beispielsweise auch als Einzäunung für das grasende Vieh nutzten. Die Buchen wurden regelmäßig geschnitten, das galt auch für Kopfbuchen.

Lange nicht gepflegt

"Zwei Generationen lang sind die Buchen nicht mehr gepflegt worden", stellte Günter Wessels vom Naturschutzbund fest. Im Laufe einer dreitägigen der Fachtagung stellten Experten fest, dass es sehr schwierig sein dürfte, den alten Bestand zu retten. "Es gibt einige Experimente, die auch ganz gut angeschlagen sind. Aber es fehlt die Erfahrung, wie so alte Buchenbestände behutsam wieder auf den Stock gesetzt werden können."

Laien können dies nach übereinstimmender Meinung von Experten nicht leisten. Sie hoffen, dass Teile der Höhen aus landeskulturellen Gründen unter Naturschutz gestellt werden. Dann fließen möglicherweise Fördermittel, mit denen man den Bestand fachmännisch in Ordnung bringen könnte. Fasziniert hat die Experten ein Vortrag von Heinz Friedrichs aus Dornbusch, der mit Vater und Großvater noch Buchen pflegte.

Damals wurden Schanzen angelegt — etwa einen Meter lange Astbündel —, die mit der Schlagkarre auf den Hof gebracht wurden. Kinder brachen kleine Äste und Zweige ab und bündelten sie zu Bördchen, die mit Stroh zum Anmachen des Herdfeuers dienten. Die Schanzen und die armdicken Remmel — armdicke Aststangen — dienten den Leuten einst als Brennholz. Bohnen und Erbsen wuchsen oft an Buchenreisern in die Höhe: "Die Menschen haben damals alles genutzt, was die Buchen hergaben", sagt Wessels.

In der Kombination mit einigen bereits sichtbar gemachten Zeugnissen der Vergangenheit (zum Beispiel die Gerichtsstätte in Hinsbeck, Landwehrreste, Erbenwald bei Süchteln) seien die Buchen besonders erhaltenswert. "Der ganze Höhenrücken hat eine bedeutsame Geschichte. Die Buchen gehören dazu und müssen unbedingt dauerhaft erhalten werden", meint Wessels. FRAGE DES TAGES

(RP)
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