Nettetal Musik ohne Grenzen

Nettetal · Ihre Zusammenarbeit reicht über hunderte von Kilometern. Die Studenten Philipp Peters (Kaldenkirchen) und Andreas Gruhle (Jena) haben ein Label. Zur Vermarktung nutzen sie das Internet – und werden stetig bekannter.

Man kann Musik hören. Man kann Musik machen. Oder man kann Musik herausgeben. So wie Philipp Peters aus Kaldenkirchen und Andreas Gruhle aus Jena. Die beiden besitzen seit gut eineinhalb Jahren ein kleines, feines Label. Dass zwei Studenten etwas betreiben, was früher mal Plattenfirma hieß, ist nur möglich, weil es das Internet gibt. Und weil sie spezialisiert sind. Ihr Schwerpunkt ist Progressive House. Dass das Label "No Border Recordings" (Keine Grenze) heißt, nimmt schon vorweg, was Philipp Peters so erklärt: "Wir sind offen für fast alles im Dancebereich."

Die Zusammenarbeit reicht über hunderte von Kilometern – vom tiefen Westen Nordrhein-Westfalens in den Osten, nach Thüringen. Die beiden Studenten sehen sich selten. Ihre Kontakte gehen komplett übers Internet. So wie der Vertrieb der Musik, die Zusammenarbeit mit ihrem Distributor und ihrem Designer. "Es ist relativ einfach, im digitalen Raum zu publizieren", sagt Peters.

Gemeinsame Internetsendung

Es war die Leidenschaft für die spezielle, schnelle Musik, die die beiden zusammengeführt hat. "Wir hatten schon lange vorher unabhängig voneinander die Idee gehabt, ein Label zu starten", erzählt Philipp Peters. Der 27-Jährige ist seit Jahren in der Danceszene unterwegs. Seinen Kompagnon (25) aus Jena lernte er 2003 kennen – natürlich über ein Internetforum. Ein Jahr später sahen sie sich das erste Mal persönlich. Sie fuhren gemeinsam zu einem Konzert von Tiesto nach Arnheim. Das war der Anfang ihrer Zusammenarbeit und später für den Kaldenkirchener der Grundstein für eine Karriere als DJ im Internetradio. "Andreas hat damals zweimal wöchentlich Internetradio gemacht", so Peters. "irgendwann fragte er, ob ich Lust hätte, einen Gastmix zu machen." Er hatte, und bald gingen die beiden regelmäßig gemeinsam auf Sendung.

Doch die Studenten wollten mehr. "Wir haben uns ein bisschen informiert", so Peters. Schnell war klar: Stücke auf regulären Tonträgern zu publizieren, ist schlichtweg zu teuer für ihr Zwei-Mann-Unternehmen. Deshalb bieten sie die Songs als mp3 über Internetportale an. Anfang April 2008 boten sie mit "Steve Callaghan - Conduit EP" ihrer erste Veröffentlichung eines Briten aus Manchester an. Der Brite steuerte zur zweiten Veröffentlichtung "Casén - 2496" auch zwei Remixe bei. Die Arbeiten des englischen Musikers waren ihnen auf myspace.com aufgefallen. Die beiden fragten bei ihm an, ob er von ihnen veröffentlicht werden wollte. "Auf die gleiche Weise haben wir nach und nach Künstler gesucht", so Peters.

Inzwischen brauchen sie nicht mehr zu baggern. "Die Leute haben angefangen, uns Demos zu schicken. Wir können aussuchen." Diese Auswahl treffen sie auch nach persönlichen Vorlieben. "Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, was gut und und was noch nicht ausgereift ist", so Peters.

Inzwischen haben sie auf "No Border Recordings" und dem Sublabel "Coffeebay Recordings" insgesamt mehr als 40 Titel veröffentlicht. Auffallend ist, dass sie sehr viele osteuropäische Künstler unter Vertrag haben. "Man merkt, da tut sich was", sagt Peters. "Hier bei uns ist alles etabliert." Umso mehr freut es ihn, dass "No Border" in Dancekreisen immer bekannter wird. "Szenebekannte Leute spielen unsere Sachen inzwischen in Clubs."

"Ein sehr intensives Hobby"

Ob mal mehr draus wird, lässt der Kaldenkirchener noch offen. "Jetzt ist es ein sehr intensives Hobby, an dem wir kein Geld verdienen". Bald dürfte es noch intensiver werden. Peters und Gruhle planen ein zweites Sublabel für Techno. Der Name ist schon gefunden: B 7. So wie die Straße, die Nettetal mit Jena verbindet.

Für die beiden gibt es halt keine Grenze.

(RP)
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