Nettetal Musik – nur Konsumgut und Wegwerfprodukt?

Nettetal · Es wird viel über Werte und ihre Vermittlung diskutiert. Mir fällt immer wieder auf, dass Musik für viele Menschen keinen Wert mehr zu haben scheint. So hört jeder täglich Musik, aber die Arbeit der Musiker wird inzwischen immer seltener honoriert. Da laden sich nicht nur Jugendliche ihre Musik häufig illegal aus dem Internet herunter und betrachten dies, als sei es das Normalste der Welt. Äußere ich mich kritisch über dieses Verhalten, stoße ich oft auf Unverständnis. Gelegentlich wird argumentiert, Musik sei ein Gut, das jedem frei zustehe. Das mag man so sehen. Aber ich frage mich, ob diese Menschen darüber nachdenken, wer die Musik macht und für was. Viele Musiker haben sicher auch Spaß an der Sache. Aber wer nur ein wenig Ergeiz hat, will seine Musik öffentlich machen. Ich fürchte, dass schon der Gedanke ein Wagnis ist, professionell Musik machen und damit Geld verdienen zu wollen. Der Begriff brotlose Kunst bekommt da eine andere Bedeutung.

Ich bin ein begeisterter Anhänger der mit vielen Vorurteilen beladenen Technoszene. Dort gibt es zahlreiche junge Talente. Geld verdienen kann damit aber kaum jemand. Verkauft man heute um die 250 Vinyls (also Langspielplatten) sowie MP3s über legale Downloadplattformen, so kann man schon von einem Erfolg sprechen. DJs machen mehr Geld durch die Gagen ihrer Auftritte als über den Verkauf eines kreativen Produktes. Ich habe Angst, dass durch die stark rückläufigen Plattenverkäufe in allen Musikgenres die Qualität der Musik extrem leidet. Vereinzelt erkennt man diesen Trend schon heute. Bands wie Radiohead gehen zwar einen anderen Weg, indem sie ihr neues Album kostenlos über ihre Homepage zum Download anbieten, aber diese Band ist etabliert und füllt Konzerthallen. Doch was ist mit dem Nachwuchs? Instrumente und Studio-Equipment sind teuer. Lässt sich aber kein Geld mehr mit Musik verdienen, wird es eventuell schon bald Veränderungen geben, die den Wert und damit die Qualität von Musik herabsetzen. Musik lässt sich ohne weiteres computergesteuert „schöpfen“. Dass Musik Wert hat und der Künstler für seine schöpferische Arbeit und die investierte Zeit einen Gegenwert erhalten muss, ist dringend zu vermitteln. Polemische Werbespots zum Thema Raubkopierer bringen da, so finde ich, recht wenig. Es muss sich in den Köpfen etwas ändern – leider aber ist Musik heute oft leicht verdauliches Konsumgut geworden – ein Wegwerfprodukt.

Philip Peters (25) wohnt in Nettetal und studiert Politik und Geschichte an der Rheinisch-Westfälischen Hochschule in Aachen. Er ist Mitarbeiter der Rheinischen Post Viersen. In seiner Freizeit legt er als DJ in Diskotheken in Deutschland und der Schweiz auf.

(RP)
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