Kreis Viersen/Venlo Mobilität ist der Schlüssel zur Zukunft

Kreis Viersen/Venlo · Der Venloer Beigeordnete Jos Teeuwen ist sicher, dass eine bessere Schieneninfrastruktur die Region Venlo und den Kreis Viersen stärken wird. Davon profitiere nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Bildung, Kultur und Sozialstruktur.

 Venlos Beigeordneter Jos Teeuwen (links) im Gespräch mit Bürgermeister Christian Wagner. Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten.

Venlos Beigeordneter Jos Teeuwen (links) im Gespräch mit Bürgermeister Christian Wagner. Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten.

Foto: RP-Archivfoto Busch

Für Jos Teeuwen ist Mobilität der Schlüssel für die Zukunft der Region Venlo. Zu dieser Region zählt er auch die deutsche Nachbarschaft. Mobilität sei entscheidend für die Entwicklung weiterer Faktoren wie Bildung, Wirtschaft, soziale Strukturen und Kultur, sagt der Beigeordnete der Stadt Venlo. Und zwar auf beiden Seiten der Grenze. Der Christdemokrat hat das Thema Mobilität weit oben auf seine Agenda gepackt.

 Den Venloer Bahnhof mit den Rangiergleisen im Stadtzentrum. Güter wollen die Venloer vermehrt auf speziellen Terminals umschlagen und gleichzeitig hier den Personenverkehr in alle Richtungen verbessern.

Den Venloer Bahnhof mit den Rangiergleisen im Stadtzentrum. Güter wollen die Venloer vermehrt auf speziellen Terminals umschlagen und gleichzeitig hier den Personenverkehr in alle Richtungen verbessern.

Foto: Busch

Teeuwen weiß sich damit allerdings auch in sehr guter Gesellschaft. Von Eindhoven über Mönchengladbach bis Düsseldorf sowie Maastricht und Aachen beschäftigen sich führende Köpfe in Verwaltung und Politik mit Verkehrskonzepten der Zukunft. Es geht nicht mehr nur darum, noch eine Fahrspur auf der Autobahn zu bauen, sondern Personen und Gütern Alternativen zu bieten.

Die alte Eisenbahnachse von Rotterdam über Eindhoven und Venlo bis nach Köln war einmal die zweitwichtigste im deutsch-niederländischen Bahnverkehr. Ihr Verlust ging mit den Plänen zum Bau der Betuwe-Linie über Arnheim und Oberhausen geräuschlos unter. Niemand wehrte sich wirklich vehement. "Es lag auch daran, dass die fehlende Zweigleisigkeit zwischen Dülken und Kaldenkirchen die Strecke nachrangig erscheinen ließ", meint Teeuwen. Erst als in Eindhoven die RoCK-Initiative (Region of Connected Knowledges) geboren wurde, nahm das Thema Lückenschluss fahrt auf. RoCK verfolgt die Verbesserung der Bahnstrecken Eindhoven—Aachen und Eindhoven—Düsseldorf.

Teeuwen ordnet den gemeinsamen Besuch deutscher und niederländischer Politiker und Verwaltungsspitzen bei Bundesverkehrsminister Ramsauer vor mehr als einem Jahr als Meilenstein regionaler, grenzüberschreitender Zusammenarbeit ein. Ihn beeindrucke, dass sich alle Partner von Eindhoven bis Düsseldorf mit dem gemeinsamen Ziel identifiziert hätten. Selten, vielleicht nie, hätten bisher lokale Akteure über nationale Grenzen hinweg einen gemeinsamen Nenner im Auftreten gegenüber einem Ministerium gefunden.

Allerdings traut der Venloer Beigeordnete dem Braten nicht. "Es gibt unterschiedliche Zielsetzungen. Wir wissen hier nicht, wie der Bund entscheidet und wie stark sich das Land Nordrhein-Westfalen dafür engagiert", meint er. Frappierend sei die korrigierte und nun deutlich besser ausgefallene Bewertung von Kosten und Nutzen zugunsten des zweigleisigen Ausbaus. "Entscheiden muss der Bund."

Zurückhaltend äußert sich Teeuwen zum Versprechen des ehemaligen Verkehrsministers Camiel Eurlings, sich an den Ausbaukosten zu beteiligen. Das Geld soll in den Lärmschutz auf deutscher Seite fließen. "Ja, er hat es 2010 in Venlo gesagt. Aber er ist nicht mehr Minister." Andererseits habe die niederländische Bahn NS klar formulierte Aufträge für den grenzüberschreitenden Verkehr.

Die ausgebaute Bahnstrecke wird mehr Personen und Güter befördern. Teeuwen betont, ihm gehe es in erster Linie um den Anschluss an das schnelle Fernstreckennetz in Düsseldorf, aber er unterstütze nachdrücklich auch die Regionalbahn von Venlo über Viersen und Kaarst. Dies wäre eine sinnvolle Ergänzung im regionalen Personenverkehr.

Als Venloer Beigeordneter hat er auch ein sehr hohes Interesse daran, die wachsende Flut von Gütern aus dem Rotterdamer Hafen über die Schiene weiterzuleiten. Venlo arbeitet mit Hochdruck daran, im Trade Port Nord einen weiteren "Railterminal" zu errichten. Der genannte Logistik-Standort Venlo sei als sogenannter Hotspot auf eine ganz besonders leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Es sei keinesfalls das Ziel, Container auf der Schiene nach Venlo zu bringen und dort auf Lkw zu laden. Venlo betrachtet sich als wertschöpfende Durchgangsstation im Transeuropäischen Netz von Rotterdam aus nach Genua. Davon profitiere auch die unmittelbare deutsche Nachbarschaft. "Ich rechne damit, dass die Alpenstrecken für Lkw bald komplett gesperrt werden. Dann muss eine leistungsfähige Alternativlösung auf dem Schienenweg da sein. Sie sollte spätestens in Venlo beginnen", meint Teeuwen.

(RP/rl)
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