Nettetal Mit den Stadtwerken eigenen Strom machen

Nettetal · Das Unternehmen bietet Bürgern an, Photovoltaik-Anlagen für 20 Jahre zu pachten. Im Mittelpunkt stehe nicht die Rendite von "verkauftem" Strom, sondern der reine Eigennutz - und der Klimaschutz.

Norbert Dieling träumt schon länger davon, dass die Nettetaler sich selbst mit Energie versorgen und dabei etwas fürs Klima tun. Von der dezentralen "Schwarmenergie" ist die Stadt zwar noch weit entfernt, aber der Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH setzt auf eine kleinteilige Installierung von Photovoltaikanlagen. "Es ist kein Geschäft mehr, damit Strom zu verkaufen. Man sollte ihn vielmehr selbst verbrauchen", sagt Dieling.

Die lange Zeit lukrative Einspeisevergütung ist bekanntlich kräftig gerupft worden. Das hat die Photovoltaik als Geschäftsmodell nahezu zum Erliegen gebracht. Aber im Zusammenhang mit dem Klimaschutzkonzept der Stadt Nettetal ist eine Analyse erstellt worden, die das Solarpotenzial auf den Dächern in der Stadt ermittelt hat. 900 Anlagen gibt es mittlerweile, die 19,5 Megawatt leisten. "In der Spitze registrieren wir 35 Megawatt - das ist also schon ungewöhnlich viel", stellt Prokurist Harald Rothen fest.

Wie aber kann man die Bürger für Photovoltaikanlagen erwärmen, wenn die keine Rendite mehr abwerfen und damit die Wirtschaftlichkeit eines eigens aufgenommenen Kredits trotz historisch niedriger Zinsen so gut wie unmöglich machen? "Wir bringen die Photovoltaik auf jedes geeignete Dach und verpachten die Anlage", erklärt Dieling. Und so wird's gemacht: Auf der Internetseite mein-sonnendach.de der Stadtwerke findet sich ein Stadtplan, der die Solar-Potenzialanalyse für jedes Dach in der Stadt wiedergibt. Grün eingefärbte Dächer sind "sehr gut" und gelbe noch "gut" geeignet - die Farbe Rot steht für die solare Untauglichkeit eines Daches.

Schritt für Schritt führt die Seite den Interessenten weiter, der seine Verbrauchsdaten einträgt und dem die Seite vorrechnet, wie viel Strom er verbraucht und welchen Anteil an Solarstrom er für sich produziert oder ins Netz abgibt. Angegeben wird auch, wie viel klimaschädliches CO2 eingespart werden kann. Außerdem erfährt der Interessent, ob und für wie viel Geld er jährlich weniger Strom bei den Stadtwerken einkauft.

Die Pachtzeit beträgt zwanzig Jahre. Für diesen Zeitraum haben die Stadtwerke auch in die Kalkulation Preissteigerungen eingerechnet. Neben der Unabhängigkeit durch eigenen Sonnenstrom und die Vermeidung von Kapitalbindung preist Dieling Beratung, Installation und Service sowie den in diesem Programm exklusiven, zertifizierten und vergleichsweise günstigen "Mein NaturStrom"-Tarif für den Reststrom an.

Verkauft wird übers Internet nichts. Wer Interesse bekundet, erhält Besuch von Experten, die sich das Dach und die elektrische Versorgung des Hauses anschauen und die Eignung unmittelbar prüfen. Die Module und Wechselrichter stammen aus Deutschland oder Österreich, sie werden vom örtlichen Handwerk hochwertig befestigt, eine Versicherung ist im Paket ebenfalls enthalten.

(RP)
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