Stadtplanung in Nettetal Kaldenkirchen für die Zukunft rüsten

Kaldenkirchen · Der Ausschuss für Stadtplanung und Mobilität beschloss einstimmig das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept für den Stadtteil Kaldenkirchen. Förderanträge werden Ende Septmber 2023 eingereicht.

 Die Fußgängerzone Kehrstraße beim Feierabendmarkt am 15. Juni. Bei der angeregten Modernisierung der Fußgängerzone teilen sich Meinungen. Viele halten die Gestaltung aus den 1970er Jahren für identitätsstiftend.

Die Fußgängerzone Kehrstraße beim Feierabendmarkt am 15. Juni. Bei der angeregten Modernisierung der Fußgängerzone teilen sich Meinungen. Viele halten die Gestaltung aus den 1970er Jahren für identitätsstiftend.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

  Einstimmig beschlossen die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung und Mobilität das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept Kaldenkirchen. Im Jahr 2020 begann das Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln mit der Arbeit. Jetzt legte es den Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen vor. Dabei kamen keine Überraschungen ans Licht, weil durch mehrere Foren die Hauptpunkte bereits vorgestellt wurden und die Bürger ihre Anregungen und Wünsche einbringen konnten. Markus Grühn, Chef der Stadtplanung, ist über das Erreichte erleichert. Er bedankte sich bei den externen Beratern und dem eigenen Team: „Die Arbeit geht jetzt weiter.“

Auch Marcus Optendrenk, Sprecher der CDU-Fraktion im Planungsausschuss, sah im Entwicklungskonzept ein „gutes Fundament“. Vieles solle jetzt auf den Weg gebracht und umgesetzt werden. Über Details müsse in den Fraktionen und mit den Bürgern noch diskutiert werden. Aber da erst 2023 die Förderanträge gestellt werden können, ist mit schnellen Ergebnissen erst einmal nicht zu rechnen.

Kaldenkirchen ist mit seinen knapp 10.000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil. Im Konzept wird er als „starkes Kaldenkirchen“ bezeichnet. Bei allem Lob für den guten inhabergeführten Einzelhandel und eine attraktive Gastronomie, die gerade viele niederländische Grenzgänger anziehe, enthält das Konzept auch warnende Töne: „Die jetzige Struktur Kaldenkirchens kann als noch ausreichend beschrieben werden, ein Kippen des Stadtteils ist jedoch absehbar, wenn keine grundlegenden Weichenstellungen erfolgen.“ Das Konzept weist Vorschläge für solche Modernisierungen auf, etwa in der Fußgängerzone und vor allem am Marktplatz. Wichtig sind auch das Bürgerhaus und der Bahnhof und sein Umfeld. Auch sei nicht geklärt, wie der Generationenwandel im Einzelhandel bewältigt werden soll. Auch solle der Einzelhandel die  niederländische Sprachkompetenz ausbauen. Ebenso stehe im Wohnungsbestand ein Generationenwechsel an.

Nach Ansicht der Planer stellt das Gewerbegebiet Nettetal-West ein Beispiel traditioneller Gewerbeansiedlung ohne Anspruch auf Umwelt- oder Klimagerechtigkeit dar. Das Gebiet ziehe zusätzliche Verkehre an, vermindere die Frischluftzufuhr und habe große Flächen versiegelt. Da sich Nettetal mit der Klimaoffensive neu aufgestellt habe, sollten Gewerbegebiete intensiver begrünt und mit Solaranlagen aufgerüstet werden. Neuansiedlungen sollten Blühstreifen und ein besseres Regenmanagement aufweisen.

Die gegenwärtige Situation des Bahnhofes und seiner Umgebung bezeichnen die Planer als „deprimierend“. Sie lade nicht dazu ein, Bahn zu fahren. „Der Zustand ist der Stadt Nettetal nicht angemessen und bietet weit mehr Potenziale, die derzeit nicht genutzt werden.“ Bis der Haltepunkt durch die Deutsche Bahn modernisiert wird, sollte eine temporäre Lösung gefunden werden, um die „desolate Lage“ des Bahnhofs und seines Umfeldes zu verbessern. Nicht gesagt wird dabei, dass das Bahnhofsgebäude nicht mehr im Besitz der Bahn, sondern in privaten Händen ist. Die Pläne für ein deutsch-niederländisches Jugendzentrum stehen zwar weiter im Raum. Stadtplaner Grühn machte aber in der Sitzung am Dienstag bereits deutlich, dass das Thema Bahnhofsgebäude erst „später“ anstehe.

Dagegen müsse das Bürgerhaus als nächstes angegangen werden, so Grühn. Die Planer bezeichnen es als eines der prägenden öffentlichen Gebäude. Das 1818 als preußisches Hauptzollamt errichtete Gebäude hatte einst eine wichtige Funktion. Seit 1975 wird das Gebäude als Bürgerhaus genutzt. Der Saal im ersten Stock ist aber nicht barrierefrei erreichbar. Hier könnte an der Rückfront ein gläserner Aufzug angedockt werden. Aber auch das Dach und die sanitären Anlagen sind sanierungsreif. In der Zukunftskonferenz wünschte man sich das Bürgerhaus als einen kulturellen Ort, der „leiser, feiner, kleiner“ sein solle. In Abstimmung“ mit dem Denkmalschutz können sich die Planer eine Öffnung der Fassade im Beriech der Stadtbibliothek und eine Vergrößerung der Fenster vorstellen.

Ein solches Bündel an Maßnahmen könne nicht allein durch die städtischen Mitarbeiter erfüllt werden. Dazu solle ein externes Projektmanagement eingesetzt werden, heißt es im Konzept..

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