Nettetal Mit Dealen eigenen Konsum finanziert

Nettetal · Zwei Mal Jugendstrafe und ein Mal drei Jahre Haft nach dem Erwachsenenstrafrecht verhängte die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Krefeld gegen drei junge Männer aus Nettetal. Sie waren angeklagt, seit Sommer 2005 mit Rauschgift gehandelt zu haben. Dabei ging es um die chemischen Drogen Amphetamin und Extasy. Das Trio finanzierte mit dem Erlös seinen enormen Drogenkonsum.

Seit ihrer Festnahme seien sie clean, beteuerten die Angeklagten. Mit unvernebeltem Verstand hätten sie jetzt eingesehen, in welchem Sumpf sie gesteckt hätten. Als Zeichen des guten Willens und im Hinblick auf den Kronzeugenparagraphen im Betäubungsmittelgesetz, nannten sie Namen von Hintermännern und Abnehmern. Etliche Zeugen, fast alle selbst in Rauschgiftverfahren verwickelt, dokumentierten das weit verzweigte Verteilnetz der Dealer.

Die Vertreter der Jugendgerichtshilfe charakterisierten Andy J. und Kevin T. als nicht ausgereifte Menschen. Auf sie sei das Jugendstrafrecht anzuwenden. J. sei ein „sturer Kopf“, zu Beginn des Verfahrens arrogant und ohne Einsicht. Einerseits sei er drogensüchtig und in Verbrechen verwickelt, andererseits habe er es geschafft, nach einem totalen schulischen Absturz sich aus eigener Kraft wieder hoch zu arbeiten. Er gehe jetzt mit guten Noten auf das Abitur zu. Das sei eine gefährliche Mischung, die auch den professionellen Kriminellen kennzeichne, stellte der Staatsanwalt fest. Er hoffe aber, dass Andy J. ganz zurück in eine bürgerliche, straffreie Existenz finde.

Das Gericht verhängte zwei Jahre Jugendstrafe, die für drei Jahre mit harten Auflagen zur Bewährung ausgesetzt wird. Hundert Stunden gemeinnützige Arbeit, unangemeldete Kontrollen auf Drogenkonsum und eine eine Therapie, die bis zum 30. Juni 2008 begonnen sein muss, sind die Bedingungen.

Schulversager

Ganz anders wurde Kevin T. beschrieben: Schulversager, keine Ausbildung, ab und zu Gelegenheitsjobs, mehrere Vorstrafen. Er will keine Ausbildung machen, sondern als Lagerarbeiter Geld verdienen. Seit fünf Jahren nimmt er täglich Drogen, in letzter Zeit so exzessiv, dass seine Mutter ihn anzeigen wollte, um zu helfen. Er sei ein Typ, der von heute auf morgen lebt. Hatte er Geld, trug er es in Spielhallen. Für ihn gab es zwei Jahre und einen Monat Jugendstrafe. Auch Kevin muss eine Therapie machen.

Der Älteste des Trios, Florian S., wohnt in Venlo. Er war der Beschaffer des Rauschgifts. S. hat eine turbulente Kindheit mit einem stets betrunkenen Stiefvater hinter sich. Seit dem 15. Lebensjahr konsumiert er täglich Drogen, zuletzt Kokain. Wie die beiden Mittäter wird er ohne Therapie nicht von der Sucht los kommen.

Die Urteile blieben am absolut untersten Ende der Möglichkeiten. Das Gericht wollte den jungen Leuten einen Weg offen halten.

(RP)
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