Nettetal Mehr als nur Zeugnisnoten

Nettetal · Mit dem Langzeitpraktikum hat die Hauptschule Kaldenkirchen einen erfolgreichen Weg eingeschlagen. 40 Prozent der jetzigen Abschlussschüler haben einen Ausbildungsplatz. Eine weitere Hilfe ist das Angebot "A und O Online".

 Lehrer Markus Klinkhamels zeigt seinen Schülern, wie sie Berufsorientierung im Internet finden.

Lehrer Markus Klinkhamels zeigt seinen Schülern, wie sie Berufsorientierung im Internet finden.

Foto: Busch

Die Freude ist Stefan Goncalves anzusehen. Der 16-Jährige hat einen Lehrvertrag in der Tasche und dazu noch in seinem Wunschberuf. "Wenn es unser Langzeitpraktikum nicht gäbe, würde ich noch immer suchen. Wegen meiner Noten hätte mich mein künftiger Ausbildungsbetrieb nicht genommen. Das haben sie mir da auch so gesagt", weiß Stefan.

Der Hauptschüler profitiert vom Langzeitpraktikum, das die Kaldenkirchener Schule seit geraumer Zeit erfolgreich einsetzt. Denn die Noten, die sein 10A-Abschlusszeugnis zieren, sind nicht "gerade die besten", wie er selber zugibt. Doch er konnte ganz anders zeigen, dass er der Richtige für die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker ist.

Eigenes Können zeigen

Das Langzeitpraktikum bietet die Hauptschule Kaldenkirchen mittlerweile im vierten Durchgang an. Alle Schüler mit Ziel 10A starten im Abschlussjahr von Oktober bis zu den Sommerferien ein solches Praktikum. Das führt sie jeden Donnerstag statt in die Schule in einen Betrieb ihrer Wahl. "Auf diesem Weg konnte ich meinem künftigen Arbeitgeber zeigen, dass ich pünktlich, zuverlässig und teamfähig bin. Zudem habe ich immer alle mir aufgetragen Arbeiten gut erfüllt", sagt Stefan stolz. Und das gab letztlich den Ausschlag, den Hauptschüler zu nehmen.

"In diesem Jahr konnten wir bis jetzt 40 Prozent unser 10A-Abgänger in eine Lehre vermitteln", freut sich Berufswahllehrer Markus Klinkhamels. Das an der Schule entwickelte Konzept geht folglich auf. Die Schüler können weit mehr als ein halbes Jahr zeigen, was in ihnen steckt, wenn auch die Noten bei dem einen oder anderen nicht so gut sind. Und die schlichte Tatsache, dass sie Hauptschüler sind, hätte einigen kaum eine Ausbildungstür geöffnet.

"10A ohne unsere Berufsorientierung, in der wir alle unsere Angebote zusammenfassen, macht keinen Sinn. Das ist mein Leitspruch", betont Klinkhamels. Der Erfolg dieses Weges gibt ihm Recht.

Zusätzlich rief er im vergangenen Herbst das Projekt "A und O Online" ins Leben. Es ergänzt die Praktika und öffnet den Schülern weitere Chancen. Im Abschlussjahr erarbeiten sie Kurzprofile, die sie zusammen mit ihrem Berufswunsch auf die schuleigenen Internetseiten stellen. Unternehmen können gezielt auf die Suche nach einem passenden Auszubildenden gehen.

"Die Akzeptanz seitens der Schüler ist da. Die jetzigen Neuner fragen schon nach, wann sie ihre Profile machen dürfen. Erste Rückmeldungen von Unternehmen sind ebenfalls erfolgt, allerdings noch keine Vermittlung. Aber ich denke, das ist wie das Langzeitpraktikum. Es muss sich erst herumsprechen", sagt Klinkhamels zuversichtlich.

Der Erfolg des Langzeitpraktikums lässt indes nicht nur Stefan glücklich strahlen. Andre Pottmanns (17) fand so seine Lehrstelle zum Garten- und Landschaftsbauer, und Chantal Vermaseren (16) startet ein Jahrespraktikum in der Altenpflege, dem eine Ausbildung folgt.

(tre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort