Probleme mit Inklusion Sonderpädagogen fehlen: Realschule nimmt Inklusionshelfer

Nettetal · An der mehr als 570 Schüler großen Gesamtschule können Stellen für Sonderpädagogen nicht besetzt werden, Bewerber fehlen. Welche Übergangslösung Schulleiter Sczyrba gefunden hat.

 An der Realschule Kaldenkirchen (hier ein Blick in die Mensa) fehlen für den Schulalltag fünf Sonderpädagogen.

An der Realschule Kaldenkirchen (hier ein Blick in die Mensa) fehlen für den Schulalltag fünf Sonderpädagogen.

Foto: Busch

Gemeinsames Lernen heißt das Prinzip, das viele weiterführende Schulen im Kreis Viersen verfolgen: Kinder und Jugendliche mit und ohne Förderbedarf werden zusammen unterrichtet. Zusätzlich werden Schüler mit Behinderungen bei Bedarf von Sonderpädagogen betreut – theoretisch. In der Praxis freilich funktioniert das oft nicht, weil Fachkräfte fehlen – Beispiel Realschule Kaldenkirchen mit mehr als 570 Schülern: „Wir haben zurzeit 1,5 Stellen mit Sonderpädagogen besetzt, brauchen aber 7,5“, klagte Björn Rulands, Sonderschullehrer an der Realschule.

Im Ausschuss für Schule und Sport im Rathaus meinte er, Inklusion könne trotzdem gelingen, weil man andere Lösungen gefunden habe. „35 unserer Schüler haben sonderpädagogischen Förderbedarf,“ erklärte Realschulleiter Joachim Sczyrba. Acht weitere kommen im nächsten Schuljahr dazu. Nur ein Fünftel der vorgesehenen Stellen sind demnach mit Sonderpädagogen besetzt.

Also Stellen ausschreiben, Fachkräfte einstellen, fertig? „Es gibt keine Fachkräfte“, schilderte Rulands das Problem: „Der Kreis Viersen hat 32 Stellen für Sonderpädagogen ausgeschrieben.“ Doch es gab  keine einzige Bewerbung.

Die Schulen im Kreis stehen mit diesem Problem nicht allein da: Landesweit fehlen, so erklärte das Schulministerium in Düsseldorf, weit mehr als 3000 Sonderpädagogen. Weshalb man in der Praxis versucht, sich anders zu behelfen: „Wir setzen auf Inklusionshelfer“, sagte Rulands. Das sind oft ehrenamtlich engagierte Menschen oder Studenten sozialpädagogischer Studiengänge im Praktikum, die vielerorts Schüler mit Behinderungen betreuen; sie werden auch als Schulbegleiter bezeichnet. An der Realschule aber seien für die Umsetzung der Inklusion Profis als Inklusionshelfer gefragt: „Also Fachkräfte, Menschen mit entsprechender Qualifikation“, so Sczyrba.

Drei dieser Inklusionshelfer sind an der Realschule im Einsatz: „Bald werden wir fünf haben“, kündigte der Realschulleiter an. Die Fachkräfte von Sozialen Trägern kommen in Abstimmung mit dem Jugendamt an die Realschule, so Sczyrba. „Die Stadt unterstützt uns da sehr.“

Um wie viele Schüler sich ein Inklusionshelfer kümmere, hänge vom Grad der Behinderung ab: „Wir haben ja auch Schüler, die offiziell keinen Förderbedarf haben, für die aber trotzdem eine Betreuung sinnvoll ist“, erzählte er aus der Praxis. Körperlich, geistig, emotional – die Einschränkungen seien vielfältig. Der so genannte Besetzungsschlüssel sehe eine Stelle für sechs Schüler vor.

Der Stadt als Schulträger ist die bestmögliche personelle Ausstattung für eine funktionierende Inklusion ein Anliegen: „Wir fühlen uns da mitverantwortlich“, sagte Bürgermeister Christian Wagner (CDU). Da Sonderpädagogen fehlten, sei kann froh über „die gute Zusammenarbeit von Schulsozialarbeit, Lehrern und Integrationshelfern“. Eltern könnten davon ausgehen, dass die Inklusion etwa an der Realschule gelinge.

Die Kommunen sehen, so Wagner, das Land da in der Verantwortung und in der Pflicht. Immerhin hätten die Landtagsfraktionen den Mangel an Sonderpädagogen erkannt und suchten nach Auswegen. Nach einem Vorhaben der Landesregierung sollen Studiengänge ausgebaut und beworben werden. Das mag langfristig helfen, gemeinsames Lernen umzusetzen, aktuell nützt es den betroffenen Schulen wenig, die auf andere Lösungen wie Inklusionshelfer setzen müssen – Rulands: „Wir stopfen die größten Löcher.“

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