Nettetal Man kann fast in das Gewebe hineinkriechen

Nettetal · Das Nettetaler Krankenhaus hat in wenigen Jahren 2,5 Millionen Euro in die Modernisierung der Endoskopie-Abteilung gesteckt.

 Die Ärzte, Dr. Michael Pauw (links) und Dr. Patrick Feinen, arbeiten am Durchleuchtungsgerät. Die Schürzen schützen vor Strahlung, die an diesem modernen Gerät sowieso wesentlich geringer ausfällt.

Die Ärzte, Dr. Michael Pauw (links) und Dr. Patrick Feinen, arbeiten am Durchleuchtungsgerät. Die Schürzen schützen vor Strahlung, die an diesem modernen Gerät sowieso wesentlich geringer ausfällt.

Foto: Busch

Dr. Michael Pauw steht vor einem Pult und bewegt einen Stick wie bei einem Computerspiel. Im Unterschied dazu hat das Stehpult noch weitere Sticks und zahlreiche Knöpfe, von denen manche leuchten. Allerdings fehlt im Vergleich zum elektronischen Spiel die Hektik. Der Chefarzt der Inneren Abteilung des Nettetaler Krankenhauses bewegt die Apparatur eines Durchleuchtungsgeräts. Es ist die modernste Ausführung und Teil der umfassenden Endoskopietechnik.

 Kleiner Scherz am Endoskopie-Turm: Wann kann man dem Chef mal die Zunge zeigen? Als Versuchsobjekt unter der Decke kann die Schwester das, (v.l.). Marina Papenfuß, Dr. Michael Pauw, Dr. Patrick Feinen und Dr. Susanne Schmitz.

Kleiner Scherz am Endoskopie-Turm: Wann kann man dem Chef mal die Zunge zeigen? Als Versuchsobjekt unter der Decke kann die Schwester das, (v.l.). Marina Papenfuß, Dr. Michael Pauw, Dr. Patrick Feinen und Dr. Susanne Schmitz.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Etwa 2,5 Millionen Euro hat das Krankenhaus in die technische Aufrüstung gesteckt, die die bisherige Endoskopietechnik komplett ersetzt. Sie sei auf einem Niveau angelangt, die "selbst einige gastroenterologische Spezialkliniken nicht vorweisen können", sagt Pauw. Er und seine Fachkollegen, die Oberärzte Dr. Susanne Schmitz und Dr. Patrick Feinen, können nun Endoskope beispielsweise zur Magen- oder Darmspiegelung einsetzen, deren Bilder mit einer so hohen Auflösung ausgestattet sind, dass sie kleinste Veränderungen der Schleimhaut ausmachen und diese endoskopisch entfernt werden können. "Wo Chirurgen früher schneiden mussten, können wir mit minimal-invasiven Eingriffen Veränderungen beseitigen. Diese Technik wird sich noch weiter verfeinern", sagt der Chefarzt. Anhand einiger Aufnahmen macht er deutlich, wie präzise die Technik arbeitet und welch hervorragende Bilder sie liefert. "Sie bekommen den Eindruck, als könnten sie fast in das untersuchte Gewebe hineinkriechen", stellt Michael Pauw fest und zoomt sich über das Endoskop immer dichter an einen Untersuchungsgegenstand heran.

Die Ärzte können so viel früher bei ihren Untersuchungen möglichen Handlungsbedarf feststellen, zumal die Bilder unmittelbar in eine Datenbank eingespeist werden können. Das alles erhöht die Chance von Patienten, dass möglichst früh Veränderungen erkannt und erforderliche Eingriffe vorgenommen werden können. Die Technik steigert den Untersuchungskomfort nicht nur für Ärzte und Schwestern der Abteilung. Die CO2-Gasversorgung anstelle von Raumluft mildert deutlich Beschwerden wie Völlegefühl oder gar Übelkeit, die Endoskope sind noch dünner und flexibler.

Das Krankenhaus profitiert inhaltlich und wirtschaftlich. Für den Endoskopie-Turm hat es einen fünfjährigen Versorgungsvertrag mit dem Hersteller abgeschlossen. Technische Updates und Weiterentwicklungen einzelner Geräte sind in den Service eingeschlossen. Die Ärzte sind froh darüber, dass ihnen damit eine stufenlose Weiterentwicklung zur Verfügung steht, die die Geräte immer auf dem neuesten Stand hält.

Ungewöhnlich aufwendig ist auch die Anschaffung eines hochmodernen Durchleuchtungsgeräts. Während in Nettetal jährlich rund 4000 endoskopische Untersuchungen vorgenommen werden, mit steigender Tendenz, wird dieses Gerät etwa 400 Mal eingesetzt. Damit können beispielsweise Spiegelungen der Gallenwege und Darmspiegelungen vorgenommen werden. Die deutlich verbesserte Bildschirmauflösung ermöglicht auch hier den Ärzten viel schnellere und vor allem auch verlässlichere Einblicke. Die mit dem Durchleuchtungsprozess unweigerlich verbundene Strahlenbelastung für Patienten, Ärzte und Schwestern ist viel geringer als bei herkömmlichen Geräten. Das alles hat seinen Preis. Rund 330 000 Euro gab das Krankenhaus allein dafür aus. Die Techniker benötigten einen Monat, die sensiblen Teile zusammenzubauen. Die Ärzte sind intensiv mit dem Umgang der Technik vertraut gemacht worden.

Die Geräte ergänzen neue Anschaffungen wie das Ballonsondenenteroskop für Dünndarm-Therapien und die Endosonografie im Bereich der Ultraschalluntersuchungen oder Funktionsuntersuchungen der Speiseröhre (Säuremessung) durch winzige Funksender. Bereits jetzt kann im Krankenhaus der Dünndarm eines Patienten mit einer Videokapsel untersucht werden.

(RP)
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