Lobberich Hindernisse stoppen Sehbehinderte

Lobberich · In und an der Ludbach-Passage in Lobberich unterbrechen Schilder das Leitsystem. An einer Stelle will die Stadt nachbessern.

 Die SPD-Fraktion um Tanja Jansen beklagt die Zustände an und in der Lobbericher Ludbach-Passage

Die SPD-Fraktion um Tanja Jansen beklagt die Zustände an und in der Lobbericher Ludbach-Passage

Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Peter Gladbach ist täglich in Lobberich unterwegs. Der 70-Jährige geht dort einkaufen und macht Erledigungen. Seine Strecken kennt der Rentner gut. Er weiß, wo er abbiegen muss, wo ausweichen. Sollte ein unerwartetes Hindernis auftauchen, vibriert sein Stock. Denn Gladbach ist blind. Seine Laser-Gehhilfe zeigt ihm, wann es nicht mehr weitergeht. Daneben verlässt sich Gladbach auf das taktile Bodenleitsystem der Stadt. An einigen Punkten in Lobberich hake es aber, meint er. „Knackpunkte“ seien die Ludbach-Passage und die Hochstraße.

Auch die SPD-Fraktion findet den Zustand in und an der Ludbach-Passage für blinde oder sehbehinderte Menschen nicht tragbar. Am Fuß der Rolltreppe in der Passage wurde ein Geländer in die Bodenplatten des Leitsystems eingesetzt. „Das ist frech, menschenverachtend“, sagt die Parteivorsitzende Tanja Jansen. Gladbach sagt: „Dort muss ich von der Leitlinie weg. Ich kenne den Weg, aber ich habe mich auch schon mal verlaufen.“ Was er davon hält, dass dort ein Geländer steht? „Ich habe auch schon mal vor Wut geschimpft“, sagt Gladbach, sachkundiger Bürger bei „Wir in Nettetal“ (WIN).

An sich mache er niemandem einen Vorwurf, sagt der 70-Jährige: „Wer nicht sehbehindert ist, macht sich keine Gedanken.“ Doch für ihn und andere Betroffene geht es um die Sicherheit. In seiner Heimatstadt Düren sei er wegen mangelnder Kennzeichnung eine Treppe hinunter gefallen.

Die Fläche in der Passage ist öffentlich gewidmet, heißt es von der Stadt, für die Verkehrssicherheit sei aber der Besitzer zuständig. Der – die niederländische Ten Brinke Gruppe – habe das Geländer nach dem Bau 2011 nachträglich installiert, berichtet die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche: „Weil es dort wohl Probleme gab.“ Sie sagt aber auch: „So kann es nicht bleiben.“

Eine Möglichkeit sei, die Antirutschmatte am Fuß der Rolltreppe schmaler zu machen. „Man muss klären, ob man das Geländer dann noch braucht“, sagt Fritzsche. Denn manchmal würden dort zusätzlich noch Fahrräder dran angeschlossen, wenn die regulären Stellplätze voll seien. Die Ten Brinke Gruppe hat auf eine Anfrage unserer Redaktion dazu nicht reagiert.

Ein weiteres, ungünstig angebrachtes Schild neben der Passage hatte die Stadt im Juli 2017 angeordnet; als Markierung für Beginn und Ende der Fußgängerzone. Einer der Pfähle steht nicht im, aber unmittelbar neben dem Leitsystem. „Da müssen wir ran“, sagt Fritzsche.

Unterschiedliche Auffassungen gibt es für die Hochstraße. „Dort nutze ich die Regenrinne als Leitsystem“, sagt Gladbach. Der Blindenstreifen sei zu nah an der Hauswand, in manchen Bereichen würden Warenständer der Geschäfte den Weg versperren. In der Antwort auf eine Anfrage der WIN-Fraktion von Februar 2016 heißt es, der Mindestabstand von 60 Zentimetern werde entlang Hoch-/Markt-/Von-Bocholtz-Straße bis zu 80 Prozent eingehalten. Auf der Marktstraße sei es aufgrund der Flächenverhältnisse nicht überall möglich. Dort betrage der Abstand 35 Zentimeter, sagt Fritzsche: „Ausreichend.“ Wegen der Auslagen suche man regelmäßig mit den Händlern das Gespräch. Dass die Streifen nicht weiß, sondern grau sind, sei nicht falsch: „Es muss ein starker Kontrast zum Rest sein.“

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