Kaldenkirchen Weg von alten Strukturen

Kaldenkirchen · Die Kaldenkirchener Landfrauen haben 70 Mitglieder. Zum Programm gehören Kultur- und Freizeitangebote.

 Marlene Inderhess (links) und Hildegard Bontenackels haben den Ortsverband der Kaldenkirchener Landfrauen neu aufgestellt.  RP-Foto: Jörg Knappe

Marlene Inderhess (links) und Hildegard Bontenackels haben den Ortsverband der Kaldenkirchener Landfrauen neu aufgestellt. RP-Foto: Jörg Knappe

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Frauenquote erfüllen sie zu 100 Prozent. „Unsere rund 70 Mitglieder sind natürlich alle Frauen“, sagt Hildegard Bontenackels. Wie es sich eben gehört für einen Ortsverband des Rheinischen Landfrauenverbands. Wurde diese Kaldenkirchener Gruppe vor mehr als 60 Jahren gegründet, um Bauersfrauen Unterstützung und Ausgleich im harten landwirtschaftlichen Alltag zu bieten, so hat sich der Ortsverband heute zu einer Initiative selbstbewusster Frauen gewandelt, die ihre Freizeit selbst gestalten.

„Die meisten von uns kommen heute gar nicht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, von denen es ja in Kaldenkirchen eh viel weniger gibt als früher“, sagt Landfrau Marlene Inderhees (69). Bontenackels (65) ergänzt: „Das ist in den einzelnen Ortsverbänden recht unterschiedlich, wir in Kaldenkirchen verstehen uns eigentlich eher als Frauen auf dem Land.“ Während man in großen Städten aus vielen Kultur- und Freizeitangeboten wählen könne, müssten Frauen im ländlichen Raum selbst initiativ werden, etwas unternehmen, gleichsam ihr eigenes Programm auf die Beine stellen.

Dieses Programm der Kaldenkirchener Landfrauen hat es in sich. „Wir fahren zu Veranstaltungen des Kreisverbandes, so zum Beispiel zum Kabarett nach Krefeld, haben aber vor allem ein umfangreiches eigenes Programm, dazu gehören Führungen etwa durch Spargel- oder Rosenbetriebe“, zählt Inderhees auf. Sport und Spaß kommen dabei nicht zu kurz, regelmäßige Radtouren und Ausflüge gehören zum Programm der Kaldenkirchenerinnen, vergangene Woche etwa war eine Stadtrundfahrt durch Bonn angesagt, vergangenen Monat eine Planwagenfahrt, dazu kommt Kreatives, vom Goldschmiede-Workshop bis zur Bastelrunde.

„Darüber hinaus fahren einige Mitglieder auch zu politischen oder sachorientierten Fortbildungen des Kreis- und Landesverbandes“, erzählt Bontenackels. Wie in den meisten Vereinen stehen natürlich auch bei den Kaldenkirchener Landfrauen Geselligkeit und Feiern hoch im Kurs. Inderhees sagt: „Wir sind eine tolle Gemeinschaft, haben viel Spaß, und da sind manche Freundschaften entstanden.“

Freundschaftlich ist auch der Umgang miteinander im neuen siebenköpfigen Vorstand des Ortsverbandes. „Vier Neue sind dabei, wir verstehen uns als Team, und ich nenne mich auch nicht Vorsitzende, sondern Teamsprecherin“, hebt Bontenackels hervor. Damit bewegen sie sich also weg von alten Hierarchien, hin zu moderner teamorientierter Organisation – die Landfrauen emanzipieren sich auch in Sachen überkommener Vereinsstrukturen. „Seit wir vergangenes Jahr offensiv die Landfrauen in die Öffentlichkeit gebracht haben, konnten wir auch neue Mitglieder gewinnen“, berichtet Bontenackels.

Die Damen im Verein sind nach ihren Angaben im Alter zwischen Ende 40 und Ende 80, viele um die 60 und älter. „Da hat schon eine leichte Verjüngung stattgefunden, Frauen unter 50 erreichen wir allerdings kaum, weil sie ja meist noch mit Familie oder Karriere beschäftigt sind“, analysiert Bontenackels.

Gerade die Älteren haben auch Freude an Traditionellem – die Landfrauen achten ihre Wurzeln und Ursprünge. „Die Kräuterweihe im August zum Beispiel hat hier am Niederrhein eine lange Tradition, die wir gern weiter pflegen, auch wenn wir kein kirchlicher Verein und offen für jeden sind“, sagt Inderhees.

So sind sie im August an zwei Abenden mit Kräutersammeln und -binden beschäftigt, am 18. August werden dann im Gottesdienst in St. Clemens die Kräuter geweiht, anschließend an Kirchenbesucher verteilt. Die fleißigen Landfrauen treffen sich danach im Eiscafé – Geselligkeit gehört eben auch zur Tradition.

Bei Geselligkeit und Feiern seien übrigens auch Männer gern gesehen, sagt Inderhees und schmunzelt: „Wir sind dankbar, wenn die Männer uns bei der Organisation von Veranstaltungen oder bei Grillabenden unterstützen.“ Bei solchen Gelegenheiten nehmen es die Landfrauen Kaldenkirchen dann doch nicht so genau mit der Frauenquote.

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