Nettetal Land kürzt Caritas das Geld
Nettetal · Der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen ist empört. NRW-Ministerin Barbara Steffens hat kurzfristig Fördermittel verringert. Das große Defizit im Fachseminar für Altenpflege wächst damit noch stärker.
Der Caritasverband für die region Kempen-Viersen wirft NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) vor, kurzfristig die Förderung von Plätzen im Fachseminar für Altenpflege gekürzt zu haben. In einem Brief bittet der Verband den Nettetaler Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk (CDU), seinen Einfluss in Düsseldorf geltend zu machen, dass die Kürzung zurückgenommen wird.
Die Caritas hat vor dem Hintergrund des "heute deutlich spürbaren mangels an examiniertem Fachpersonal in unserer Region" ihre bisher 28 Plätze im Seminar im Frühjahr nahezu verdoppelt. Sie richtete einen zweiten Kursus ein. Bisher hatte das Land 25 der 28 ausgewiesenen Plätze finanziell gefördert. Die Caritas möchte jährlich möglichst 50 Fachkräfte ausbilden. Sie nimmt nach eigenen Angaben damit in Kauf, für die Jahre 2010 bis 2012 ein Defizit in Höhe von 50 000 Euro anzuhäufen.
Ende August erhielt die Caritas die Förderzusage der Bezirksregierung für 25 Plätze, deren Kursus am 1. September begann. Einen Tag vorher, am 31. August, habe Ministerin Barbara Steffens jedoch gegenüber der Landesarbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege durchgesetzt, die Landesförderung von 25 auf 22 Plätze zu senken. Begründung: Es fehle das erforderliche Geld. Ihre Partner tröstete die Ministerin mit der Ankündigung, die Finanzierung ab dem kommenden Jahr auf gesetzlicher Basis zu sichern.
Die Caritas trifft das hart, denn sie erhält eine Förderung nur von 22 anstatt, wie vorher zugesagt, 25 Plätzen. Das sei ein Verlust von weiteren 3360 Euro bis zum Jahresende — falls die Förderung tatsächlich bis zum 31. Dezember gekürzt werde. "Dass diese Maßnahme zudem derart kurzfristig mitgeteilt wurde, zeugt von schlechtem Stil. So kann man mit den in der Altenpflegeausbildung engagierten Trägern nicht umgehen", schreibt die Caritas an Optendrenk.
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) sagt für den Kreis Viersen den Anstieg der Pflegebedürftigen bis zum jahr 2030 um mehr als 60 Prozent voraus. "Noch weiß niemand, wer die wachsende Zahl von pflegebedürftigen Menschen betreuen und versorgen soll", erklärt der Caritasverband. Den Brief haben die Vorsitzende Ingeborg Odenthal und Geschäftsführer Peter Babinetz unterschrieben.
Beide appellieren an Optendrenk auch, sich für die angekündigte gesetzliche Regelung einzusetzen. Bisher werden die Fachseminar nur auf freiwilliger Basis gefördert. Ministerin Steffens hatte die plötzliche Kürzung damit begründet, dass die positive Entwicklung der Ausgleichsabgabe für Altenpflegeeinrichtungen nicht ausreichend im laufenden Haushalt berücksichtigt worden sei.