Nettetal Kronen für die Könige

Nettetal · Die Sternsinger der Pfarre St. Anna in Schaag rekrutieren sich aus einer Schar von rund 30 Messdienern, Geschwister und Freunde kommen hinzu. Sie singen nicht, sondern tragen an jeder Haustüre einen Text vor.

"Manchen fehlt der Glaube", meint Burkhard Heines achselzuckend. Aber es ist selten, dass die Sternsinger der Pfarre St. Anna tatsächlich an einer Haustür abgewiesen werden. Die weitaus meisten Bürger freuen sich darüber, dass die Kinder ihnen den Segen ins Haus bringen. Und dass sie für Kinder in aller Welt Geld einsammeln, damit sie Bildung erhalten, ernährt werden und Kleidung haben.

Mit seiner Frau Ulrike betreut Burkhard Heines seit Jahren schon die Sternsinger in Schaag. Sie rekrutieren sich aus der Schar von etwa 30 Messdienern, die Heines betreut. "Ich war selbst einmal Messdiener. Irgendwie bin ich dabei geblieben", sagt er. Mit einer Mischung aus Wehmut und Bewunderung schaut er auf andere Pfarren, in denen die Sternsinger-Aktion bis ins letzte Detail genau durchorganisiert wird. Eine generalstabsmäßige Planung gibt es in Schaag nicht. "Wir improvisieren viel mehr, aber es macht ungeheuren Spaß mit den Kindern." Besonders freut ihn, dass eine Gruppe von sechs Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren verlässlich und ernsthaft die Arbeit unterstützt.

Messdiener basteln die Kronen

Im Oktober hat Ulrike Heines wie immer die Kostüme der Heiligen Drei Könige hervorgeholt und überprüft. Bei Bedarf bringen Ulrike Heines und einige andere Frauen aus der Pfarre die Umhänge aus Samt – ein Relikt brillanter Niedieck-Zeiten in Lobberich – in Ordnung, oder sie nähen neue. Die Kronen basteln die Messdiener in ihren Stunden aus Goldpapier. Und der Rest wird wieder improvisiert: Weihrauchfässchen sind aus Kokosnuss-Schalen und das Weihwasser wird in Eimerchen aus einem Zooartikel-Geschäft transportiert.

Das Unfertige der Schaager Sternsinger-Aktion macht ihre Besonderheit aus. Hier sind Kinder unterwegs, die anderen Kindern den Weg bereiten möchten. Sie sind Teil der weltweit größten Aktion, in der Kinder sich für Kinder einsetzen. Sie ziehen in Grüppchen von drei bis vier Kindern los. Mehr sind es nie, weil ein Drittel der Messdiener um diese Jahreszeit meist verhindert ist: Urlaub und andere Verpflichtungen. Darum sind sie froh, wenn sich Geschwister oder Kinder ab dem dritten Schuljahr mit auf den Weg durch den Ort machen. Und dann klingeln sie an den Türen und sagen ihren Text auf.

"Warum singt ihr nicht?" fragt manchmal jemand, der Schaager Gepflogenheiten nicht kennt. Burkhard Heines kennt seine Grenzen: "Nein, singen kann ich denen nicht beibringen. Ich kann's selber nicht." Also muss ein sorgsam ausgesuchter Textvortrag reichen. Schmunzelnd denkt er an Vorfälle, die die Kinder ihm später schildern. Als sie an einem Haus klingelten, öffnete jemand unwirsch die Türe. "Hier ist niemand zu Hause", scholl den verblüfften Sternsingern entgegen und dann knallte sie zu.

Es geht auch anders. "Einige islamische Familien freuen sich riesig, wenn die Sternsinger kommen", sagt Heines. Er ist dankbar, dass sich immer wieder Mütter oder auch Väter bereit erklären, am Sammeltag für eine Sternsinger-Gruppe zu kochen. Von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr wandern sie durch den Ort, nach der Stärkung geht es bis etwa 16 Uhr weiter. In entlegene Bereiche bringt Heines die Kinder mit dem Auto. Zu Hause bewacht Ulrike Heines das Telefon. Die Kinder sollen nämlich immer jemanden verlässlich erreichen können.

(RP)
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