Nettetal Krankenhaus erhält neues Dach

Nettetal · Der Altbau aus dem 19. Jahrhundert wird saniert und gedämmt. Ausgebessert wird außerdem der Dachstuhl, Mauern werden neu verfugt. Das Ursprungsgebäude wurde 1885 eingeweiht und bis 1903 ständig ergänzt und erweitert. Die Initiative ging von Pfarrer Ludwig Hegger aus.

 Der eingerüstete Trakt neben dem Haupteingang (rechts im Hintergrund) am Sassenfelder Kirchweg wurde 1911 errichtet. Das Krankenhaus in Lobberich war von Beginn an immer zu klein.

Der eingerüstete Trakt neben dem Haupteingang (rechts im Hintergrund) am Sassenfelder Kirchweg wurde 1911 errichtet. Das Krankenhaus in Lobberich war von Beginn an immer zu klein.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Ein Teil des Altbaues am städtischen Krankenhaus ist wieder eingerüstet. Hier wird nicht, wie im neuen Trakt nebenan, aufgestockt, sondern Substanzpflege betrieben. "Der Altbau erhält ein neues Dach", berichtet Pflegedienstleister Peffer. Für die Arbeiten sind insgesamt rund 400 000 Euro veranschlagt.

Im Sommer 1880, vor 130 Jahren, entschloss sich die Gemeinde Lobberich, einen Plan von Pfarrer Ludwig Hegger aufzugreifen, der bereits im Februar 1869 in einer Denkschrift die Notwendigkeit zum Bau eines Krankenhauses in Lobberich erläutert hatte. Hegger wollte die Betreuung von kranken Menschen der Pfarrgemeinde mit eigener Finanzausstattung angliedern. An der Krankenhausverwaltung unter der Leitung des Pfarrers wollte Hegger auch die Gemeinde beteiligen: Der Bürgermeister oder sein Stellvertreter sowie je ein Mitglied des Kirchen- und Armenvorstandes und drei Mitglieder des Gemeinderates sollten mit dem Pfarrer den Vorstand bilden.

Hospital schon in Hinsbeck

Hegger verfolgte dieses Ziel unter anderem auch deswegen, weil es längst in Hinsbeck eine strukturierte Krankenpflege und seit 1856 bereits ein Hospital gab. Dort wurden auch Bürger aus Lobberich behandelt. Da sich Kirche und Zivilgemeinde nicht über dien Trägerschaft einigen konnten und überdies das Geld fehlte, lag Heggers Vorhaben lange Zeit auf Eis. Der Kulturkampf — Bismarcks Preußen ging gegen die katholische Kirche vor, deren Ordensangehörige beispielsweise den Schuldienst verlassen mussten — kam noch hinzu.

Im Sommer 1882 ergriff die gemeinde die Initiative zum Bau eines Krankenhauses. Sie einigte sich mit Pfarrer Hegger über die Trägerschaft zu ihren Gunsten. Ausschlaggebend dürfte gewesen sein, dass örtliche Industrielle bereit waren, das notwendige Geld zu geben. 28 Spender gaben 28 000 Mark. Pfarrer Hegger, Bürgermeister Stankeit sowie die Industriellen Julius und Carl Niedieck, Hermann van der Upwich und Hermann Reiffenstuhl vereinbarten das weitere Vorgehen: Die Gemeinde Lobberich musste nun innerhalb von drei Jahren einen Neubau errichten und die Verwaltung des Hauses übernehmen.

Am 22. September 1882 bildete die Gemeinde eine Krankenhauskommission unter dem Vorsitz des Bürgermeisters. Den Vorschlag von Kreisphysikus Dr. Farbeek, die Lobbericher sollten auch Breyell und Kaldenkirchen für das Projekt gewinnen, lehnten die Lobbericher ab. Sie fürchteten langwierige Verhandlungen und neues Kompetenzgerangel. Als die Kommunalaufsicht im Februar 1883 die Stiftungsgenehmigung erteilte, begann die Planung. Man entschied sich für ein Kirchengrundstück neben dem Pastorat an der Sassenfelder Straße, den Bauauftrag über 33 000 Mark erhielt die Lobbericher Firma Tümmers.

Der Krankenhausvorstand und die Direktion der Franzsiskanerinnen von St. Mauritz in Münster schlossen einen Vertrag zur Übernahme der Pflege. Die verpflichteten sich, Kranke "ohne Unterschied der Konfession" zu pflegen — Ausnahme: Wöchnerinnen, Tobsüchtige, Geisteskranke sowie alle Kranken, die den Schwestern gefährlich werden könnten und Kinder unter drei Jahren.

Am 25. Oktober 1885 wurde das Krankenhaus feierlich eröffnet, es folgte im Januar 1886 die erste Krankenhauskapelle. Bis 1896 folgten mehrere Ausbauten, weil das Haus schnell zu klein war. 1901 wurde die heutige Kapelle angebaut, die 1903 eine Glocke erhielt.

Bis heute hat das Dach seinen Dienst getan, jetzt muss es erneuert werden. Es erhält gleichzeitig eine Dämmung. Erneuert wird außerdem der Dachstuhl. Das Krankenhaus hofft darauf, dass wie zur Jahrhundertwende die Bevölkerung hilft, denn für die Sanierung des Glockenstuhls bittet das Haus um Spenden. Saniert und gefugt wird außerdem die Fassade.

(RP)
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