Nettetal Krankenfahrten zentralisieren?

Nettetal · Den Krankenkassen sind die Transporte im Kreis zu teuer. Pro Person zahlen sie 165 Euro im Schnitt, aber es gibt ganz gravierende Unterschiede: In Schwalmtal zahlt man 250 Euro, in Nettetal nur 85 Euro für eine Fahrt.

Der Kreis Viersen möchte zum 1. Januar 2011 den Krankentransport zentral zusammenfassen. Hintergrund sind zum Teil sprunghaft steigende Kosten für Krankenfahrten. Die wiederum haben die Krankenkassen veranlasst, mit Nachdruck für geringere Kosten zu sorgen. Das ist einfacher gefordert als durchgesetzt. Denn der Kreis unterhält nur die Rettungswache in Schwalmtal. Die anderen Krankenwagen stehen in städtischen Rettungswachen in Viersen, Kempen, Willich und Nettetal. Dazu kommen einzelne private Anbieter.

Die Kostenverteilung in den einzelnen Standorten ist sehr unterschiedlich. Der Kreis leidet mit seinem Krankentransport darunter, dass seit der Schließung des Waldnieler St.-Antonius-Hospitals die Fahrten ungleich länger geworden sind. In Nettetal, wo der Krankenwagen mit der Rettungswache gleich am Krankenhaus stationiert ist, sind die Fixkosten deutlich geringer. Deswegen tut sich die Stadt im Augenblick schwer, einer zentralen Lösung zuzustimmen.

165 Euro im Schnitt

Deutlich wird das anhand der Zahlen: Die Kassen zahlen durchschnittlich 165 Euro für die Krankenfahrt. Fahrten im Raum Schwalmtal (Kreis Viersen) und Willich (Träger Stadt) schlagen jedoch mit 250 Euro zu Buche. Dagegen rechnen Kempen 125, Viersen knapp 118 und Nettetal gar nur rund 85 Euro ab. Gleichzeitig ist die Gesamtzahl der Krankentransporte in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen.

Der Kreis hofft aber, dass die "kommunale Familie" sich auf die bisher in vielen Bereichen geübte Solidarität besinnt und sich zu einer gemeinsamen Lösung durchringt. Denn nur dann, wenn alle Städte mitziehen, kann der Kreis eine Zentralisierung vollziehen. Nettetals zuständiger Erster Beigeordneter Armin Schönfelder ließ im Gespräch mit der RP die Entscheidung offen. Hinter verschlossenen Türen hatte zuletzt der Sozialausschuss das Thema diskutiert. "Der vom Kreis vorgetragene Gedanke ist im Prinzip richtig", sagte er. Man warte aber zunächst eine vom Kreis in Auftrag gegebene Studie ab, die Hinweise auf eine Organisationsreform liefern soll.

Der Kreis argumentiert, dass eine zentrale Regelung die Gebühren kreisweit unter 165 Euro drücken wird – was die Kassen auch wünschen. Allerdings dürften Nettetal, Viersen und Kempen ihre niedrigen Tarife dann nicht mehr halten können. Einsparungen sollen auch mit einer Ausdünnung der Infrastruktur erreicht werden: Der Kreis schlägt vor, die bisher acht vorgehaltenen Fahrzeuge auf fünf zu reduzieren und sie nur noch in Viersen und Kempen (jeweils zwei) sowie Nettetal (eins) zu reduzieren.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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