Kultur in Nettetal Trennung statt Silberhochzeit

Nettetal · Im Seerosensaal war das Gastspiel mit der Komödie „Und wer bekommt den Hund?“ zu sehen. Darin geht es um eine Ehepaar, das sich nach 25 Jahren trennen will. Wie sie miteinander, mit ihrer Therapeutin und ihren Freunden umgehen, ließ das Publikum vielfach lachen.

 Das Ehepaar Doris (Marion Kracht) und Georg (Michael Roll) geht nach 25 Jahren zur Therapeutin (Simone Ritscher).

Das Ehepaar Doris (Marion Kracht) und Georg (Michael Roll) geht nach 25 Jahren zur Therapeutin (Simone Ritscher).

Foto: Ernst Liszewski/Ernst Liszewski Gelsenkirchen

„Und wer bekommt den Hund?“ – So heißt der Titel der Bühnenkomödie nach dem gleichlautenden Film von Martin Rauhaus, mit dem das Euro-Studio Landgraf auf Tournee ist. Am Samstagabend machte das Studio Station im Seerosensaal in Nettetal. Komödie? Oder doch eher Tragödie? Diese Fragen könnte man durchaus stellen. Denn ist es nicht eher tragisch, wenn sich ein Paar nach einem Vierteljahrhundert trennt?

90 Minuten lang wurde in dem Stück auf einem Grat balanciert, der die tragischen Facetten anerkannte, sie aber immer wieder komödiantisch durchbrach. Das kann man albern finden, aber auch positiv bewerten: Man kann sicher keine Trennungsgeschichte ohne ein Lächeln oder Lachen betrachten, weil man sonst an der Tragik ersticken würde. Also wird gelacht, obwohl es meist eigentlich tieftraurig ist.

Die Trennungsgeschichte von Doris und Georg, gespielt von Marion Kracht und Michael Roll, ist traditionell: eine lange Ehe liegt hinter ihnen, der Alltag hat viel zu schnell seinen Platz in der ursprünglichen Verliebtheit eingenommen, die Kinder sind erwachsen, das Leben scheint leer geworden. Da trifft Georg vor dem Aquarium der Quallen auf die Biologin Laura. Sie ist genauso alt wie seine Tochter, sie verlieben sich – wobei Laura schon zu Beginn ein Ende der Beziehung voraussieht – was nach einer Weile auch eintrifft. Das Ehepaar begibt sich in eine Paartherapie, um ihre Trennung abzuschließen. Die Rolle der distanzierten, stets die Dose mit Papiertüchern zum Abwischen der Tränen bereithaltenden Therapeutin spielt Simone Ritscher. Freunde des Paares, Claudia und Peter, dargestellt von Sandrine Guiraud und Hartmut Lehnert, werden in den Konflikt hineingezogen, einen Moment sieht es auch, als stünden auch sie kurz vor der Trennung. Kurz vor Schluss blitzt die Möglichkeit nach einer Wiederannäherung zwischen Georg und Doris aus, doch bleibt es bei einer versöhnlichen Trennung. Am Ende geht jeder seiner Wege.

Die fast schon klassischen Facetten der Trennung von langjährigen Paaren werden auf der Bühne durchdekliniert und von der Therapeutin für und an das Publikum gerichtet kommentiert und erklärt – ein wenig wie aus dem Lehrbuch. Dramaturgisch pfiffig gelöst sind die Auftritte derer, die dabei sind, ohne sichtbar zu werden. Den Titel gebenden Hund verkörpert eine lange rote Leine. Die Kinder des Paares sind nur in Telefongesprächen präsent. Diese werden als Rückblenden gespielt, ebenso wie die Kennenlernszenen. Das minimalistische, leicht wandelbare Bühnenbild, das mal Wohnung oder Praxis sein kann, wird zusätzlich in Garten oder Aquarium verwandelt, indem zarte Bilder auf die Wände projiziert werden.

Die Gäste im Seerosensaal genossen sichtlich den Theaterabend und bedachten alle, vor allem aber Kracht und Roll, mit viel Applaus. Standing Ovations erhielt das an die Wand projizierte Schlussbild der ukrainischen Flagge mit Friedenstaube.

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