Dass Christian Küsters einen guten Wahlkampf machte und dabei sehr gut bei den Wählern ankam, hat schnell die Runde gemacht. Eigentlich haben alle mit einer Stichwahl zwischen ihm und Amtsinhaber Christian Wagner (CDU) gerechnet. Aber niemand hatte auf dem Schirm, dass Küsters den amtierenden Bürgermeister überholt und fast aus dem Amt wirft. Bürgermeister Christian Wagner hat sich am Abend schnell gefasst. Bis zur Stichwahl in zwei Wochen will Wagner und mit ihm die gesamte CDU-Fraktion kämpfen - mit Argumenten. Die CDU reibt sich verwundert die Augen, denn die Inhalte, mit denen sie in den Wahlkampf gegangen ist, haben nicht gezündet. Oder wurden nicht gehört. Doch wie die Stichwahl ausgeht, ist nicht eine Frage der besseren Argumente, sondern oft ein Zufall. Welchem Kandidaten gelingt es besser, seine Wähler noch einmal in die Wahlkabine zu bringen? Wie stimmen die Wähler ab, die für die Kandidaten von WIN oder AfD waren? Gehen sie überhaupt zur Wahl? Wie wird das Wetter am Sonntag der Stichwahl? Werden jetzt ganz andere, die nicht gewählt haben, mitmachen? Es gibt also viele Unsicherheiten. Der Ausgang der Stichwahl ist völlig offen. Dagegen ist eines sicher: Im Rat haben sich die Gewichte verschoben. Zwar ist die CDU nach wie vor stärkste Kraft, aber die Grünen sind zur zweitstärksten Fraktion herangewachsen. Wenn sich beide auf Themen einigen, haben sie eine große gestalterische Kraft. Die Linken traten erst gar nicht an, die AfD konnte nicht viele Wähler finden und auch die Partei zündete nicht mit ihrem Satire-Programm. Nettetal bleibt gemäßigt. Heribert Brinkmann