Nettetal Knöllchen ist kein Liebesbrief
Nettetal · Zu den Aufgaben des Ordnungsamtes der Stadt Nettetal gehört weit mehr als das Überwachen des ruhenden Verkehrs. 44 Mitarbeiter kümmern sich um ein geordnetes Zusammenleben in der Seenstadt.
Das kennt wohl jeder: Man geht auf sein Auto zu, und schon von Weitem ist ein Zettel unter dem Scheibenwischer zu erkennen. Leider in den seltensten Fällen handelt es sich dabei um einen Liebesbrief. Vielmehr hat das Ordnungsamt mal wieder Knöllchen verteilt. Das ärgert den Autofahrer — aber nicht nur den, für den das Protokoll bestimmt ist: "Andere Verkehrsteilnehmer haben sich über das falsch geparkte Fahrzeug mindestens genauso geärgert, wie der Falschparker über sein Knöllchen", sagt Klaus Ossmann, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Nettetal.
Nicht selten werden seine drei Mitarbeiter, die für die Überwachung des ruhenden Verkehrs zuständig sind, von den betroffenen Autofahrern beleidigt oder gar bedroht. Doch auch die anderen der 44 Mitarbeiter im Ordnungsamt brauchen bisweilen ein dickes Fell — und ein gutes Einfühlungsvermögen. "Teilweise müssen wir massiv in die Rechte der Bürger eingreifen", erklärt Ossmann. Doch was mancher als "Schikane" empfinden mag, diene letztlich einem geordneten Zusammenleben. Auch die Einweisung von psychisch Kranken gehört zu den vielfältigen Aufgaben der Behörde. "Und so etwas belastet uns natürlich, ist es doch eine Art des Freiheitsentzugs", sagt der Behördenleiter.
Zu Auseinandersetzungen kommt es auch, wenn das Ordnungsamt einsturzgefährdete Gebäude sichern muss, der Besitzer aber nicht einsichtig ist. Kommt er den Aufforderungen der Behörde nicht nach, sorgt die für geeignete Maßnahmen — die der Eigenheim-Besitzer dann zahlen muss. Apropos Eigenheim: "In den vergangenen Jahren nehmen Nachbarschaftsstreitigkeiten zu", hat Ossmann beobachtet. Er hat den Eindruck, dass die Bürger lästige Streits lieber auf die Behörde abwälzen, statt sich selbst mit dem Nachbarn zusammenzusetzen und zu versuchen, sich gütlich zu einigen.
Stimmen die Preisangaben?
Vieles, was Ossmanns Mitarbeiter tun, bekommt der Bürger jedoch gar nicht direkt mit. Im April beispielsweise werden sie wieder durch Nettetals Supermärkte ziehen, um die sogenannte Preisangabenverordnung zu überwachen. Kontrolliert wird dabei etwa, ob die Geschäftsleute die Grundpreise in Kilogramm oder Liter korrekt angeben. Auch das Marktwesen gehört in den Bereich des Fachbereichs für öffentliche Sicherheit, Ordnung und Verkehr, wie das Ordnungsamt offiziell heißt. Die Behörde betreut und genehmigt Wochen- und Jahrmärkte sowie Verkaufsveranstaltungen wie Kaffeefahrten. Gewerbeangelegenheiten wie die An-, Ab- und Ummeldungen von Gewerbebetrieben sowie die Genehmigung von Gaststätten und Spielhallen sind ebenso Sache des Ordnungsamtes.
Seit rund zwei Jahren hat die Behörde zudem zwei zusätzliche Außendienstmitarbeiter im Einsatz, die abends und nachts an "neuralgischen Punkten", wo es häufiger zu Randale kommt, auf dem sogenannten Drogenpfad oder am Bahnhof in Kaldenkirchen präsent sind. "Die Bürger sind froh, dass unsere Mitarbeiter an Ort und Stelle ansprechbar sind", sagt Ossmann.