Nettetal Kiependräger-Sprache am Leben halten

Nettetal · Der Verein "Henese Fleck" pflegt seit 75 Jahren die Breyeller Geheimsprache, mit der sich fahrende Händler verständigten.

Die Breyeller Heimatfreunde "Henese Fleck" feiern im kommenden Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Zweck der Vereinsgründung war der Erhalt des Krämerlateins "Henese Fleck" und die Pflege des Brauchtums. Der Verein ist auch heute noch bemüht, die Breyeller Geheimsprache lebendig zu halten und bietet sogar Sprachkurse an.

Gemeinsam mit den Briefmarkenfreunden Nettetal, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern, präsentiert "Henese Fleck" nun vom 30. November bis 6. Januar in der Stadtbücherei in Breyell eine Ausstellung zum Breyeller Heimatdichter Heinrich Houben.

Eine der interessantesten Begleiterscheinungen der "Baischüerer", der Kiependräger, ist die Entwicklung einer eigenen Sprache, des Henese Fleck. "Henes" bedeutet "schön", "gut", "stark", "Fleck" (oder auch "Flick") schlicht "Sprache". Von Professor Heinrich Kluge, seinerzeit ein führender deutscher Sprachwissenschaftler, wird die Geheimsprache um die Jahrhundertwende eine der "seltsamsten und überraschendsten deutschen Geheimsprache" genannt.

In einer Untersuchung stellte er die Verwandtschaft des Breyeller Krämerlateins mit anderen mittelalterlichen Händlersprachen in Flandern, Dänemark und Schweden fest. Die Entstehungszeit der alten Handelssprache fand ihren Ursprung mindestens im 15. Jahrhundert. Zu anderen Ergebnissen kommt der Versuch einer wissenschaftlichen Bearbeitung von Heinz Joachim Graf im Jahre 1974, der die Verwandtschaft zum Skandinavischen anzweifelt und der Sprache in der vorliegenden Form ein Alter von 200 bis 300 Jahren gibt.

Bei dem Henese Fleck, handelt es sich um eine Flicksprache, bei der die Wörter in das normale Breyeller Platt eingefügt werden. Eine Unterhaltung ist so für jeden Uneingeweihten unverständlich. Das war der Grund für das Entstehen der Breyeller Geheimsprache, denn die fahrenden Händler, die Kiependräger, waren oftmals in Gruppen und über längere Zeiträume unterwegs. Es wurden Erfahren ausgetauscht und Absprachen getroffen, die andere nicht verstehen sollten. Vor dem Jahr 1800 wurde die Sprache weiter ausgebildet und fand ihre größte Verbreitung. Es bestehen auch Verbindungen zu ähnlichen Händlersprachen aus der Gegend um Brügge und Flandern.

In den "Limburgischem Bijdragen", Jahrgang 1915, heißt es, dass die Teuten (Kiependräger) aus Lommel in Belgien eine Geheimsprache sprachen, die sie "Brels" oder "Breiels" nannten. Etliche Ausdrücke weisen eine Übereinstimmung mit dem Henese Fleck auf.

(ivb)
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