Nettetal Kiependräger-Nachfahre in Breyell zu Gast

Nettetal · Dass ein Jurist nicht nur den Umgang mit trockenen Paragraphen, sondern auch was von Musik versteht, bewies beim zweiten Kiependrägerfest in Breyell am Sonntag Udo Schröder, der mit dem Kinderchor aus Leutherheide zur Begegnungsstätte gekommen war. Er und die Leutherheider Kinder verstanden es prächtig, die Gäste zum Mitsingen zu bewegen. Überraschungsgast beim Fest war Johannes Thodam, Urenkel des letzten Breyeller Kiependrägers. Zum Gespräch mit ihm kamen viele Senioren. Er dokumentierte die Vergangenheit der Kieperdräger-Familie anhand von Fotos, den Stammbaum selbst kann er bis 1680 zurückverfolgen. "Mein Urgroßvater Matthias Cremers war der letzte Kiependräger von Breyell", berichtete Thodam. So meldeten die "Breyeller Nachrichten" 1933: "Der letzte Breyeller Kiependräger ist gestorben! Der in allen Kreisen der Gemeinde und weiterer Umgebung bekannte Händler Matthias Cremers, Schmaxbruch, starb im Alter von 74 Jahren. Mit ihm ist der letzte Breyeller Kiependräger dahingegangen, der auf seinem Handelsweg neben Pfeife und Krückstock mit dem Krämerlatein, dem bekannten "Hennese Fleck", meisterhaft umzugehen wusste."

Viel Beachtung fand die von Thodam aufgestellte Fotowand, auf der er alle Nettetaler Symbolfiguren abgebildet hatte: den Breyeller Kiependräger, den Zigarrenmacher aus Kaldenkirchen und den Hinsbecker Jüüt', seit Mai 2010 gehört der Lobbericher Wenkbüll dazu.

Überraschungsgäste aus den Niederlanden kamen ebenfalls zum Kiependrägerfest nach Breyell. Eine Radfahrergruppe aus Venlo hatte den Gesang vor der Begegnungsstätte gehört, die Räder abgestellt und war eingekehrt. Ebenso spontan gesellten sich die Niederländer zu Fitness-Trainerin Brigitte Hilgenfeld aus Breyell, die im alten Pfarrpark zu Übungen einlud.

"Rundherum ein gelungenes Fest", bilanzierte die Leiterin der Begegnungsstätte, Sandra Hartmann. Zwar kamen zum zweiten Kiependrägerfest weniger Besucher als im vergangenen Jahr, doch das Konzept sei aufgegangen. So waren am Vormittag und frühen Mittag vor allem Familien unterwegs, am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen viele Senioren. Irmgard Thönissen, Blaudruckerin aus Niederkrüchten, beeindruckte mit ihren Handarbeiten, die Märchenerzählerin Diana Drechsler zog alle in ihren Bann. Besonderen Beifall hatte sich Fia Houben als Chefin am Kuchenbüfett verdient: Sie bewies mit 90 Jahren, dass Arbeit und Engagement nicht nur Spaß machen, sondern auch jung halten.

(RP)
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