Karneval in Nettetal Mit dem Prinzenpaar auf Tour
Nettetal · Ein Abend mit dem Nettetaler Stadtprinzenpaar Rita I. und Hubert I. ist lang. Die beiden besuchen mit ihrem Gefolge gleich drei Sitzungen. Und sind auch nach der letzten noch fit und gut gelaunt.
Mehr als hundert Termine hat das Stadtprinzenpaar in der Session – das kennen Rita und Hubert Glock schon. Sie sind zum dritten Mal im Amt. Am Samstagmittag waren die beiden schon bei der Karnevalsveranstaltung des TV Breyell – doch der Abend wird lang.
Samstag, 19.45 Uhr: Es geht los. Bei Sohn und Prinzenführer Patrick Glock (35) zu Hause wird sich zunächst „eingestimmt“, wie Prinzengefolgin Annemarie Schmitz es bezeichnet. An der Haustür begrüßt Karnevalsprinzessin Rita Glock gut gelaunt die Hofdamen, die Prinzenbegleitung sowie das Karnevalskomitee von Breyell und Schaag. Den Weg ins Wohnzimmer kennen alle, denn sie sind schließlich nicht zum ersten Mal mit dem Prinzenpaar unterwegs, sondern so oft wie möglich dabei. Drei Karnevalssitzungen stehen an. Im Wohnzimmer stehen Grüppchen zusammen, man unterhält sich, es wird viel gelacht. Dann ertönt das Signal zur Abfahrt: Manfred Engels (62) von der Prinzenbegleitung sorgt mit seiner Trillerpfeife für die Einhaltung des Terminplans.
20.15 Uhr: Der gemietete Bus steht schon bereit. Als alle eingestiegen sind, ist er fast voll. Erste Station ist die „Bierkultur im Kreuels“, das Vereinslokal des Karnevalskomitees. Singend betritt man die Kneipe und zieht unter lautem Klatschen der „Wölese“ in den vollen Sitzungssaal ein.
20.30 Uhr: Rita und Hubert stehen auf der Bühne in der vorderen Reihe, neben und hinter sich versammelt ihr Gefolge. Der Beifall verebbt und die Leute setzen sich wieder. Man begrüßt sie als den „höchsten Besuch, den man in Nettetal empfangen kann“, anschließend werden die Begleiter vorgestellt. Hubert Glock hält eine kurze Ansprache, in der er betont, wie sehr er sich darüber freut, dass „dieses Jahr so viele verkleidet sind, das ist wirklich toll“. Dann übergibt er Rita das Mikrofon, die ihr selbstgedichtetes Sessionslied zum Besten gibt, natürlich kräftig begleitet aus den eigenen Reihen.
20.45 Uhr: Eine knappe Viertelstunde später ist der Auftritt vorbei. Bevor es weiter geht, bleibt noch kurz Zeit für ein Bier, fröhliche Unterhaltungen und Späße. „Ich brauch da zwischendurch keine Entspannung“, sagt Rita Glock. „Das ist für mich Entspannung.“ Auch vor den Veranstaltungen müsse sie „nicht noch zum Frisör rennen, ich mach das in einer halben Stunde alles selber“.
20.55 Uhr: Die Trillerpfeife ertönt wieder. Auf geht es zum Bus und zum nächsten Termin nach Kaldenkirchen: Kolping-Karneval in der Gaststätte „Zur Mühle“. Die Stimmung im Bus ist gut. Besonders werden Kreisverkehre gefeiert, die jeweils mehrmals umfahren und kräftig bejubelt werden. Zahlreiche Karnevalslieder werden gesungen, immer wieder heißt es „Helau!“.
21.10 Uhr: Auch beim Kolping-Karneval ist das Prinzenpaar herzlich willkommen. Dort war es in der vergangenen Woche schon zweimal. Auch Bürgermeister Christian Wagner (CSU) freut sich auf den Auftritt und darüber „dass die beiden sich jetzt nochmal bereit erklärt haben“. Rita und Hubert haben bereits in den Sessionen 2003/04 und 2007/08 Erfahrung mit der Prinzenrolle sammeln können. „Klar hat man mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt“, erklärt Rita Glock. „Aber anders ist es trotzdem immer. Und es ist jedes Jahr auf eine andere Art schön.“
21.15 Uhr: Beim Auftritt erwähnt die Prinzessin wie schon zuvor die Spendensammlung. Im Vorfeld hatte das Prinzenpaar dazu aufgerufen, ihm statt Blumen lieber Umschläge mit Inhalt zukommen zu lassen. Den Inhalt würden sie dann an bedürftige Kinder spenden. Wie viel genau mittlerweile zusammen gekommen ist, kann Hubert Glock nicht sagen: „Das kommt alles direkt ins große Sparschwein, doch ich gehe mal von einem vierstelligen Betrag aus.“
Nach dem Sessionslied wird der Saal wieder unter lautem Klatschen verlassen, erneut bleibt nur kurz Zeit, bis es zum nächsten Termin geht. Doch Rita und Hubert strahlen fortwährend Gelassenheit aus, sie freuen sich über die gute Stimmung in den Sälen. „Aber das ist jetzt definitiv das letzte Mal, dass wir das machen“, sagt Rita. Die Arbeit sei neben dem finanziellen Aufwand, die das Amt mit sich bringe, auch einer der Hauptgründe, weswegen sich kaum noch Leute finden würden, die sich als Stadtprinzenpaar feiern lassen wollen. Für Sohn Patrick komme es auch erstmal nicht in Frage, sich als Prinz zu melden: „Ich bin noch zu unerfahren im Karneval.“
21.45 Uhr: Wieder in den Bus. Jetzt heißt das Ziel Lobberich. Erneut wird gelacht und gesungen.
22.15 Uhr: Der letzte Auftritt im Jugendfreizeitzentrum „Arche“ beim Messdiener-Karneval in Lobberich. Dort ist die Musik am lautesten, die Stimmung am besten. Nochmals wird das Sessionslied gesungen. „Das Lied kann schon als unsere Hymne bezeichnet werden“, sagt Silke Otten, die als Hobbyfotografin mit dabei ist. Die gesamte Truppe strahlt beim Verlassen der Bühne.
22.45 Uhr: „Das war doch ein richtig toller Abend“, sagt Hofdame Marlene Siemes, als alle draußen stehen. „Überall super Stimmung und die Busfahrt, die hat auch richtig Spaß gemacht.“ Mit dem Bus geht es dann auch gleich weiter. Zwar steht kein Termin mehr an, doch „einen Absacker trinken nach den Terminen, das machen wir immer“, erzählt Hubert Glock. Auch seine Frau Rita verspürt noch kein bisschen Müdigkeit: „Ich hab mich doch heute Mittag schon ausgeruht, bisschen die Beine hochgelegt und dann ist auch gut“.