Bürgermonitor Polizei lässt Bürger nach Notruf warten

Kaldenkirchen · Als eines Nachts ein Unbekannter am Haus von Karl-Heinz Dückers in Kaldenkirchen randaliert, ruft er die Polizei. Die Einsatzkräfte treffen allerdings erst nach einer guten Stunde ein — in der Nähe gab es einen dringenderen Einsatz

 Karl-Heinz Dückers aus Kaldenkirchen hat kein Verständnis dafür, dass die Polizisten erst knapp eine Stunde nach seinem ersten Anruf bei ihm eintrafen. Wäre die Wache in seinem Ort nachts noch besetzt, wäre es schneller gegangen, glaubt er.

Karl-Heinz Dückers aus Kaldenkirchen hat kein Verständnis dafür, dass die Polizisten erst knapp eine Stunde nach seinem ersten Anruf bei ihm eintrafen. Wäre die Wache in seinem Ort nachts noch besetzt, wäre es schneller gegangen, glaubt er.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Morgens um fünf fuhr Karl-Heinz Dückers der Schrecken in die Glieder. Als er am 5. August, einem Sonntag, wie gewohnt sehr früh aufstand und in die Küche ging, stellte er beim Blick durchs Fenster fest, dass sich einer der Bewegungsmelder auf seinem Grundstück eingeschaltet hatte. An der Außentreppe des Hauses, die in den Keller führt, befand sich eine ihm völlig fremde Person.

Wie der Kaldenkirchener berichtete, handelte sich um einen jungen Mann, das habe er durch das Fenster sehen können. Dann habe der Unbekannte begonnen, an der Tür zu rappeln. „Ich habe daraufhin zum Telefon gegriffen, die 110 gewählt und die Sachlage geschildert“, berichtet Dückers. Obwohl der Eindringling bemerkt haben müsse, dass er entdeckt worden sei, habe er von seinem Tun nicht abgelassen, berichtet der Hausbewohner. Vielmehr habe der Mann sogar an weiteren Fenstern des Hauses zu rütteln begonnen. Auf einmal habe er zudem einen nicht näher zu erkennenden Gegenstand in der Hand gehabt, sagt Dückers. „Ich habe wirklich Angst bekommen“, berichtet der Kaldenkirchener. Mittlerweile sei laut seiner Aussage eine halbe Stunde vergangen – von der Polizei keine Spur.

Dückers griff erneut zum Telefon. Um 5.53 Uhr trafen Polizisten dann ein. Allerdings war der Randalierer inzwischen verschwunden. Dückers ist wütend. Er hat kein Verständnis dafür, dass die Polizei erst nahezu eine Stunde nach seinem ersten Anruf am Ort des Geschehens eintraf. „Ich denke, das hat damit zu tun, dass die Kaldenkirchener Wache nachts nicht mehr besetzt ist und ein Streifenwagen von weiter her kommen muss“, sagt er. „Wäre ein Streifenwagen vor Ort, wäre es bestimmt schneller gegangen.“

Eine Vermutung, die laut der Kreispolizei Viersen nicht stimmt. „Wir arbeiten nicht wie die Feuerwehr, die bei einem Einsatz vom Gerätehaus ausrückt“, sagt Kriminalhauptkommissarin Antje Heymanns von der Pressestelle der Kreispolizei. „Unsere Streifenwagen stehen nicht vor der Wache, sondern fahren in den verschiedenen Gebieten des Kreises Viersen Streife.“ Organisatorisch seien die Einsatzfahrzeuge an die Wache in Viersen angebunden, aber sie seien in ihrem jeweiligen Bereich unterwegs. Die Einsätze gingen in Viersen ein, von wo aus sie vergeben werden. Dabei spiele eine Prioritätenliste eine wichtige Rolle – was zu verschiedenen sogenannten Einsatzreaktionszeiten führen kann.

Einsätze mit einer höheren Priorität werden zuerst bearbeitet, berichtet Heymanns. Dückers meldete über die 110 einen randalierenden Mann an seinem Haus in Kaldenkirchen. Laut Polizei-Pressestelle lief gleichzeitig in Brüggen ein Einsatz wegen gefährlicher Körperverletzung. Daher habe die Leitstelle nicht sofort einen Streifenwagen entsenden können. „Um 5.43 Uhr fuhr eine Streifenwagenbesatzung aus dem dann beendeten Einsatz Brüggen kommend zu Herrn Dückers, wo man um 5.53 Uhr eintraf. Zu diesem Zeitpunkt war der Randalierer weg“, sagt Heymanns. Dieser für Dückers lange Zeitraum habe somit nichts mit der nächtlichen Schließung der Wache Nettetal zu tun, sondern obliege allein einem anderen Einsatz in der Nähe mit höherer Priorität.

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