Nettetal Kaldenkirchen hofft auf Venete-Schub

Nettetal · Kaldenkirchen sieht sich in Nettetal als "Gewerbestandort und Geschäftszentrum Nr. 1", hieß es beim zweiten Stadtteilforum zum Entwicklungskonzept der Stadt. Für die Zukunft interessierten sich nur 60 Bürger.

Entscheidend für die künftigen Entwicklung Kaldenkirchens und auch Nettetals ist ein Florieren des Gewerbe- und Industrieparks Venete zwischen Schwanenhaus und Heidenend — darin waren sich allerdings nur rund 60 Bürger der einstigen Grenzstadt einig. Nach dem Wegfall der Wirtschaftsgrenze zu den Niederlanden und dem damit einhergehenden Rückgang der Arbeitsplätze bei Bahn, Zoll und Speditionen ruhen die Hoffnungen nun auf der Ansiedlung "möglichst hochwertiger und umweltverträglicher Betriebe mit vielen Arbeitsplätzen". Auf einen Zeitpunkt, wann die ersten Bagger vorfahren, mochte sich Bürgermeister Christian Wagner nicht festlegen. Die Wirtschaftsförderer seien mit mehreren Investoren im Gespräch, "vielleicht können wir in einem halben Jahr einen ersten Erfolg melden", sagte er.

Nachdrücklich wies er die Darstellung aus der IHK zurück, es dürfe in Venete nicht rund um die Uhr gearbeitet werden. Lediglich in Randzonen zu Wohngebieten hin gebe es zeitliche Beschränkungen. Im Übrigen bekräftigte Wagner noch einmal, dass in Venete alle Branchen willkommen seien, auch wenn ein Schwerpunkt auf Agrobusiness liegen solle. Die mehrfach geäußerte Kritik, in der Bevölkerung wisse man mit diesem Begriff kaum etwas anzufangen, nahm er gleich auf und gab eine kurze Definition: die gesamte Wertschöpfungskette bei Agrarerzeugnissen vom Anbau über Weiterverarbeitung und Vertrieb bis zum Verbraucher; dies schließt auch Forschung und Ausbildung ein. In Venete soll vorzugsweise Landmaschinentechnik angesiedelt werden.

Kaldenkirchen habe eine Menge zu bieten, war der einhellige Tenor der Gespräche in vier Arbeitskreisen. Doch wurden auch zahlreiche Wünsche geäußert. Das jämmerliche Bild des Bahnhofs wurde auch auf das (Leuther) Alt-Schwanenhaus ausgedehnt: Wer von dort nach Kaldenkirchen komme, erhalte den denkbar schlechtesten Eindruck. Dass mit dem Bahnhof etwas geschehen müsse ("Er ist keine Visitenkarte"), wurde mehrfach gefordert — bis hin zu dem Vorschlag, einen neuen Bahnhof an den ehemaligen Fortin-Werken (Feldstraße) anzulegen. Auch sei der Zustand zahlreicher Straßen beklagenswert, die Verkehrsführung nicht immer eindeutig. Und es wurde gefragt, ob die "Hubbel" in der Fußgängerzone bleiben müssten.

Mit dem Ortskern sind die Kaldenkirchener im Allgemeinen zufrieden, auch wenn der als Moderator fungierende Stadtplaner Kunibert Wachten meinte, er sei "an einigen Stellen wackelig". Wenn die Qualität gehalten werden sollte, müssten dort mehr Menschen, auch ältere, wohnen. So solle man überlegen, ob gewerblich genutzte Grundstücke später mit Wohnungen bebaut werden könnten. Platz für neue Häuser wird am Rande von Venete und an der Wasserstraße gesehen. Ob ein Wachsen an der Feldstraße/Zur Lärche Richtung Bahnlinie sinnvoll sei, wurde offen gelassen.

Die Nahversorgung ist nicht mehr überall gesichert. Für das geschlossene Geschäft im Kreuzmönchdorf fand sich kein Nachmieter. Auf der Wunschliste steht ein Ärztehaus, damit "wir medizinisch gegenüber Lobberich nicht ins Hintertreffen geraten". Mit den Fontys-Studenten sind die Kaldenkirchener zufrieden. Sie überlegen, wie man sie nach dem Examen "zum Hierbleiben bringen kann, um ihr Wissenspotenzial zu nutzen".

Das Radwegenetz stellt zufrieden, es fehle aber eine Radwegeverbindung von der Innenstadt in den Grenzwald. Als Erholungsbereich sollten der Wald und seine Wege pfleglich behandelt werden. Bösewichter waren nicht, wie in Hinsbeck, die Mountainbiker, sondern die Reiter, die sich nicht immer an ausgewiesenen Wege hielten. FRAGE DES TAGES

(mme)
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