Nettetal Jenseits der Grenze Geschäfte machen

Nettetal · Das Interreg-Projekt "Region ohne Grenzen" hat sich im Windschatten der Floriade 2012 zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Allein in der Datenbank haben sich mehr als 1000 Unternehmer beider Länder angemeldet.

Eitel Sonnenschein herrschte in der Villa Flora in Venlo, als dort Bilanz gezogen wurde für das Interreg-Projekt "Region ohne Grenzen". Es sollte niederländische und deutsche Unternehmen rund um die Floriade miteinander bekanntmachen. 20 Städte und Gemeinden vom Niederrhein und der Regio Venlo hatten sich zusammengefunden und von der Europäischen Union, dem Land NRW und der Provinz Limburg fast 1,3 Millionen Euro erhalten. Sie selbst mussten nur noch 300 000 Euro aufbringen. "Gut angelegtes Geld" war allgemeine Meinung.

Handfestes Ergebnis sind im Tourismus nicht nur 200 000 Broschüren ("Entdecke den Unterschied – Ontdeck het verschil"), ein Internet-Info-Portal mit mehr als 200 000 Besuchern und ein Marketingkonzept, das rund drei Millionen Menschen erreichte, sondern auch Workshops mit rund 500 teilnehmenden Unternehmern. 32 Kooperationen laufen, an zwölf weiteren wird gebastelt. 15 Innovationen sind vollzogen, weitere fünf in der Entwicklung.

So fand die Baumschulerin Corinne Fleuren einen Vertriebspartner in Deutschland für ihre Minetrees (Obstbäume für den Balkon), Gastwirt Christopher Kaets (Geldern-Pont) weiß jetzt, wo er vorzüglichen Aal in Limburg beziehen kann. Karsten Ferfers aus Heerlen bastelt am Gewächshaus der Zukunft und hat Geräte zur Probe im Gartenbaubetrieb Hanka in St. Hubert untergebracht. Laugenbrötchen mit eingebackenem Spargel und Schinken, die in den Niederlanden nicht hergestellt, aber verkauft werden dürfen, dienten als Kostprobe für eine Kooperation zwischen Bäckern.

Wolfgang Eickes, einst Sterne-Koch auf Haus Bey in Hinsbeck und nun Herr des Palace St. George in Mönchengladbach, wird mit seinem Kollegen vom Valois in Venlo Unternehmer kulinarisch zusammenbringen. Dass Koffie en Coekjes zum Auftakt eines Meetings gehören, haben deutsche Unternehmer gelernt. So waren auch kulturellen Unterschiede ein wichtiges Thema – weit vor Steuern und Gesetzen.

Nettetals Bürgermeister Christian Wagner war rundum zufrieden: "Wir haben es geschafft, uns zusammenzufinden – und das ist das Entscheidende." Aufgebaut wurde "ein starkes Netzwerk von Partnern, die jetzt auf eigenen Füßen weiterarbeiten können." Mehr als tausend Unternehmer stehen nun in einer Datenbank. Dem Vorschlag des Projektbetreuers Karsten Palme für ein grenzüberschreitendes Regionalmanagement mochte Wagner nicht folgen. "Wir brauchen keine neuen Strukturen, wir haben die Euregio Rhein-Maas-Nord, die braucht nicht nur eine Fördergeldabwicklungsbehörde zu sein." Dem stimmte der Limburger "Regionalminister" Twan Beurskens zu.

(mme)
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