Seen in Nettetal Fische sterben in Lobberich

Lobberich · Bisher sind nur drei tote Fische am Windmühlenbruch in Lobberich aufgetaucht. Warum der Sommer in flachen Gewässern Probleme für Flora und Fauna bringen kann.

 Spaziergänger fanden in Lobberich am Südufer des Windmühlenbruchs am Sonntag drei tote Fische. Bisher wurden keine weiteren gefunden. Die Situation bleibt unter Beobachtung.

Spaziergänger fanden in Lobberich am Südufer des Windmühlenbruchs am Sonntag drei tote Fische. Bisher wurden keine weiteren gefunden. Die Situation bleibt unter Beobachtung.

Foto: Nellessen

Am Windmühlenbruch in Lobberich haben Spaziergänger mehrere tote Fische entdeckt und das Ordnungsamt informiert. Die Stadtverwaltung weist aber darauf hin, dass nicht sie, sondern die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen für solche Fälle zuständig sei.

Nun sind drei tote Fische, die am Südufer gefunden wurden, durchaus noch im normalen Rahmen. Guido Gahlings (Grüne), Vorsitzender des Umweltausschusses, hatte aktuell noch nichts von toten Fischen in den Netteseen gehört. Die flachen Seen heizten sich in heißen Sommern grundsätzlich auf. Aber die Wasserqualität, so sein Eindruck, habe sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert.

Von den Anglern, die regelmäßig an den Netteseen sind, gibt es auch keine Meldungen über weitere tote Fische. Bisher kann auch nichts zu den Ursachen gesagt werden, ob die Fische krank waren oder aus Sauerstoffmangel verendet sind. Bisher sind die drei Fische Einzelfälle. Neben Sauerstoffmangel können Keime, Bakterien im Wasser oder eingeleitete Stoffe Fische bedrohen. Nicht nur Sauerstoffmangel, sondern auch ein zu hoher Gehalt an Ammonium, Nitrit oder CO2 im Wasser wirkt sich auf die Fischpopulation aus. Auch der Klimawandel sorgt bei kälteliebenden Fischsorten für wachsende Probleme.

Aber ein solcher Fund ist immer ein Alarmzeichen. Er erinnert an das Fischsterben im Juni 2021 im Teich des Ingenhovenparks. Damals musste der Bauhof an zwei Tagen jeweils sechs bis acht tote Fische aus dem Wasser holen. Der Weiher dort ist allerdings ein stehendes Gewässer, das keine Frischwasserzufuhr hat. Der Ludbach ist meistens trockengefallen. In der Vergangenheit drohte der Weiher gerade bei großer Hitze und Trockenperioden mehrfach umzukippen und nur die mehrmalige Frischwasserzufuhr über die freiwillige Feuerwehr in Lobberich konnte das Schlimmste verhindern.

Nach dem Vorfall im Juni 2021 stellte die Grünen-Fraktion eine Anfrage zur Situation und möglichen Rettung des Weihers. Mit Erfolg: Der Kreis Viersen genehmigte eine Pumpe im Ingenhovenpark, die bei Bedarf frisches Grundwasser in den Weiher leitet und so den Sauerstoffmangel behebt.

Die Nettetaler Seen sind dagegen keine stehenden Gewässer, die Nette sorgt für Frischwasser. Trotzdem sind flache, langsam fließende Gewässer wie diese Seen bei langen, heißen Trockenperioden immer in der Gefahr, dass zu wenig Sauerstoff im Wasser vorhanden ist. Nur ist es jetzt im Juni noch nicht solange warm und trocken wie in vergangenen Hochsommern.

Gegen die Theorie des Sauerstoffmangels in den flachen Seen spricht das Fischsterben in der Niers, das immer wieder mal auftritt. Anfang Juni 2021 wurden tote Fische in der Niers in Grefrath und Wachtendonk gefunden, auch 2019 in Viersen-Süchteln und Wachtendonk.

Auffallend dabei war, dass die toten Fische immer in Zusammenhang mit Starkregen auftraten. Schwemmt ein kurzfristiger Starkregen Blätter, Blütenstaub und andere organische Materialien von Straßen und Bürgersteigen in großer Menge in das Kanalnetz, so werden Bakterien im Wasser aktiv: Sie beginnen, alles Organische in hohem Tempo zu zersetzen und verbrauchen dabei nahezu den gesamten restlichen Sauerstoff. Folge: Den Fischen geht ein bis zwei Tage später die Luft aus. Auch der Reifenabrieb auf den Straßen, der bei Starkregen in die Gewässer gelangt, gefährdet die Fische.

Beim Entensterben im August 2019 hatten Tierschützer mehr als 30 tote Vögel aus der Niers geborgen. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper in Krefeld ging damals davon aus, dass die Tiere an Botulismus starben. Die Botulinum-Toxine entstehen häufig während des Sommers. Das Wasser ist erwärmt und nimmt weniger Sauerstoff auf. Die Algen wachsen und die Bakterien vermehren sich. Während die Enten starben, blieben Fische von den Toxinen unversehrt.

Heribert Brinkmann

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