Denkmalschutz in Kaldenkirchen Wohnen in der „Englischen Post“

Kaldenkirchen · Das historische Gebäude in Kaldenkirchen diente früher als Postanstalt. Ingo Friebe aus Leuth kaufte das denkmalgeschützte Haus 2014 und ließ es restaurieren. Heute befinden sich Mietwohnungen darin.

 Die Englische Post in Kaldenkirchen ist fertig.  Eigentümer Ingo Friebe ist mit dem Ergebnis zufrieden.

Die Englische Post in Kaldenkirchen ist fertig.  Eigentümer Ingo Friebe ist mit dem Ergebnis zufrieden.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Ein Schmuckstück ist sie geworden, die Englische Post in Kaldenkirchen: Das historisch bedeutsame Gebäude an der Leuther Straße 2, das über Jahre zu verkommen drohte, wurde restauriert und saniert, dient nun als Wohnhaus mit rund 550 Quadratmetern Wohnfläche. Die ersten Mieter sind eingezogen, Eigentümer Ingo Friebe ist zufrieden – und bekommt Lob von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Nettetal. Die Englische Post wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt. 2016 erhielt seinen neuen Putz.

Bei der Sanierung mussten jede Menge Auflagen des Denkmalschutzes beachtet und umsetzt werden“, sagt Friebe (50) aus Leuth. 2014, vor mehr als fünf Jahren erwarb er das große Gebäude von einem Nettetaler Unternehmer. Damals war die Englische Post außen und innen in einem erbärmlichen Zustand, drumherum alles verwildert, der Anstrich der Fassade abgeblättert, Gebälk, hölzerne Böden und Treppen wurden allmählich morsch. „Das tat mir in der Seele war, das stolze Bauwerk so verkommen zu sehen, es ist ja ein Stück Heimatgeschichte, ich lief als Junge hier auf dem Weg zur Schule vorbei“, nennt Friebe als Grund für sein Engagement.

Englische Post heißt das Haus aus dem 19. Jahrhundert, ein rheinisches Baudenkmal, weil es früher als „Grenzausgangspostanstalt für Pakete von und nach England“ diente, so der Kaldenkirchener Historiker Leo Peters. Im Innern des Gebäudes fand Friebe etliche historische Dokumente, Briefwechsel über Frachtverkehre etwa: „Die Unterlagen habe ich der Oberen Denkmalbehörde übergeben.“

Nach dem Ende der Franzosenzeit wurde Kaldenkirchen 1815 Grenzstadt an der Westgrenze Preußens zum Königreich der Vereinigten Niederlande. So wurde es ein Umschlagplatz, an dem internationale Speditionen Niederlassungen gründeten. Zahlreiche Zollbeamte arbeiteten in Kaldenkirchen am eigens erbauten Hauptzollamt. Als 1993 der EG-Binnenmarkt geschaffen wurde, wurde die Grenze praktisch bedeutungslos. In der  beutenden Grenz- und Zollstadt des 19. Jahrhunderts wickelte die „Spedition C.A. Niessen“ von hier aus den Post- und Frachtverkehr über die Niederlande von Hoek van Holland per Schiff nach Harwich in England ab; ihr Name prangt weithin sichtbar an den Seitenfassaden. „Den Schriftzug Englische Post an der Hauptfassade hab ich selbst erneuert“, berichtet Friebe, der gelernte Heizungsbauer investierte viel Eigenleistung in die Renovierung. Das bekannte Bildnis des bärtigen Seemanns an der rechten Seitenfassade, das einst sogar eine niederländische Briefmarke zierte, wurde von den Kaldenkirchener Künstlern Nicole Terstappen und Holger Seeling erneuert.

Blass gelblich nun die Außenfassade, baustilistische historische Besonderheiten wie so genannte Lisenenrahmung und traufständiger Putzbau wurden gemäß den Auflagen des Denkmalschutzes erhalten beziehungsweise restauriert. Drinnen erinnern bunte Retro-Kacheln im Flur und gedrechseltes Holzgeländer am Treppenaufgang an den ursprünglichen Zustand. Seit Jahresbeginn wohnen sechs Mietparteien in der Englischen Post; langfristig sollen Souterrain-Wohnungen im alten Kellergewölbe dazukommen.

Über den Erhalt“ der Englischen Post als „Zeuge der Stadtgeschichte“ ist Carola Schellhorn von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Nettetal „sehr froh“ - und auch darüber, dass ein privater Investor „dieses Denkmal einer neuen Nutzung zuführt“ und Wohnraum geschaffen hat. Laut Schellhorn steht „die denkmalrechtliche Abnahme“ zwar noch aus, aber Friebe ist sicher, dass das glatt über die Bühne gehe.

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