Brüggen Im März wird Damwild wieder gezählt

Brüggen · Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hat seinen Erlass für das Naturschutzgebiet "Brachter Wald" ausgesetzt. Der Zaun bleibt bis 2016/17 stehen. Fachleute haben damit die geforderte Zeit für wissenschaftliche Untersuchungen.

 Wohl etwa 500 Stück Damwild leben derzeit im Brachter Depot. Anders als die beiden Exemplare im Süchtelner Wildgehege (Foto) bekommt man sie aber eher selten zu Gesicht.

Wohl etwa 500 Stück Damwild leben derzeit im Brachter Depot. Anders als die beiden Exemplare im Süchtelner Wildgehege (Foto) bekommt man sie aber eher selten zu Gesicht.

Foto: Busch

Kürzlich fiel der letzte Schuss im Naturschutzgebiet "Brachter Wald". Der Bestand an Damwild wird im März gezählt, die von NRW-Umweltminister Johannes Remmel inzwischen gebilligten wissenschaftlichen Untersuchungen können starten. Bis 2016/17 bleibt nun Zeit, den Nachweis zu erbringen, dass der Zaun um das frühere Depot stehenbleiben sollte, um das außergewöhnlich wertvolle Gebiet dauerhaft zu schützen.

Das Umweltministerium bestätigte auf Anfrage, dass der Kreis und die beteiligten Institutionen an der Arbeitsgemeinschaft (AG) Wilddichte mittlerweile den schriftlichen Bescheid haben. Remmel hatte im September bei einer Versammlung in der Burg Brüggen durchblicken lasen, dass er einen in Fachkreisen sehr umstrittenen Erlass zunächst einmal ruhen lassen werde. Darin war verfügt worden, der Damwildbestand sei bis April dieses Jahres auf hundert Exemplare herunterzuschießen, damit der Zaun beseitigt werden könne. Naturschützer wollen das Damwild erhalten, weil es für die Pflege des Gebiets unerlässlich sei.

Diesen Beweis müssen die Zaun-Verteidiger jetzt antreten. Darauf hoffen nicht nur Naturschützer, sondern auch Landwirte und Gärtner. Sie fürchten, dass das Damwild ihre Kulturen wegfrisst, sobald der Zaun weggenommen wird. Außerdem fürchten Fachleute eine rasante Zunahme von Wildunfällen.

Vermutet wird, dass im Augenblick etwa 500 Stück Damwild im ehemaligen Depot der Britischen Rheinarmee leben. Geplant ist, dass ein mehr als 60 Hektar großer Bezirk innerhalb des Depots noch einmal eingezäunt wird, in dem kein Damwild lebt. Wissenschaftler vergleichen dann die unterschiedliche Entwicklung von Wald- und Offenland-Flächen. Sie erwarten sehr schnelle und dramatische Veränderungen dort, wo das Wild nicht mehr äst. Beobachtet werden außerdem Flächen, auf denen Galloway-Rinder, Koniks-Pferde und Moorschnucken, die unter dem begriff "Haustiere" zusammengefasst werden, weiden. Alle Tiere haben unterschiedliche Verbissformen mit entsprechend unterschiedlicher Wirkung. Nachgewiesen werden soll, dass erst die Vielfalt der äsenden und weidenden Tiere das Naturschutzgebiet umfassend pflegen hilft.

Bliebe es beim Zaun und dem Damwildbestand in der heutigen Größe, fiele das gerade auch von Jägern als "Schlachterei unter freiem Himmel" kritisierte Wegschießen der Tiere weg. Die Hirsche, die in der Region nicht heimisch sind, wurden in den 1960er-Jahren in das Gebiet eingeführt. Als es von den Briten geräumt und dem Naturschutz übergeben wurde, stellte sich heraus, dass die Hirsche die sehr wertvollen Heiden freihalten. In den Folgejahren fanden Biologen auch heraus, dass die Damtiere auch den Wald verändern – in sehr positiver Wirkung.

(RP)
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