Nettetal Hohe Spritpreise belasten die Tafel

Nettetal · Nach zwölf Jahren als Leiter der Nettetaler Tafel gibt Hermann Hecker im Mai seinen Posten ab. Er erzählt, wie sinkende Spenden und hohe Kosten den Verein belasten. Er lobt – und tadelt auch – die Lebensmittelspender.

 Die ehrenamtlichen Helfer sortieren in einer Lagerhalle die Lebensmittel. Das ist auch notwendig, denn nicht alle gespendeten Lebensmittel sind zum Verzehr geeignet. Was noch gut ist, geben die ehrenamtlichen Helfer an Bedürftige weiter.

Die ehrenamtlichen Helfer sortieren in einer Lagerhalle die Lebensmittel. Das ist auch notwendig, denn nicht alle gespendeten Lebensmittel sind zum Verzehr geeignet. Was noch gut ist, geben die ehrenamtlichen Helfer an Bedürftige weiter.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Nach zwölf Jahren als Leiter der Nettetaler Tafel gibt Hermann Hecker im Mai seinen Posten ab. Er erzählt, wie sinkende Spenden und hohe Kosten den Verein belasten. Er lobt — und tadelt auch — die Lebensmittelspender.

Der Februar ist ein schlechter Monat für die Nettetaler Tafel. Die überschüssigen Lebensmittel aus dem Weihnachtsgeschäft wie Schoko-Weihnachtsmänner und Christstollen sind bereits verteilt. Wer Geld zu spenden hat, macht dies meist vor Weihnachten, nicht aber danach. "Wir beobachten jedes Jahr diese Wellenbewegung" erzählt Hermann Hecker, der die Nettetaler Tafel seit zwölf Jahren leitet, und zeigt sich optimistisch: "Nach Ostern bekommen wir wieder mehr Lebensmittel, und auch der Herbst und die Erntezeit sind sehr üppig."

Seit der Gründung des Vereins am 6. März 2001 kümmert sich Heckers um das Sponsoring, Spenden — und natürlich um die Kunden der Nettetaler Tafel. Zurzeit seien das rund 350 Haushalte mit 800 Personen. Viel habe sich in den vergangenen Jahren verändert, berichtet der 74-Jährige. "Die Menge an Lebensmitteln, die aussortiert wird und dann zum Teil an uns geht, lag früher bei sieben Prozent. Heute sind das nur noch drei bis vier Prozent." Und brauchbar sei davon leider auch nicht immer alles. Es käme immer auf den Lieferanten an. "Von manchen Spendern können wir 100 Prozent an unsere Kunden weitergeben — von manchen nur zehn Prozent."

So gebe es immer Verbesserungsbedarf: "Manche benutzen uns als Müllabfuhr", so Hecker. Doch es sei nicht alles schlecht. So haben einige Discounter entschieden, aussortierte Ware nicht mehr an Bauernhöfe sondern an die Tafel zu spenden. Und die Bauern neiden das dem Verein keineswegs. "Die spenden auch: Kartoffeln und Porree zum Beispiel. Das ist toll für unsere Kunden", sagt der Leiter der Tafel.

Die Kosten des Vereins seien durch Spenden und Mitgliedsbeiträge sowie eine Spende der Kunden gedeckt. Letzteres wurde vor sechs Jahren eingeführt. "Wir mussten unsere Kunden um ihre Unterstützung bitten. Einzelpersonen zahlten einen Euro pro Monat, Familien zwei Euro", erzählt Hecker. Dieser Beitrag wurde in diesem Jahr auf 1,50 und drei Euro erhöht. "Den meisten macht das aber nichts aus. Sie geben lieber eine Kleinigkeit, als das Gefühl zu haben, Almosen zu bekommen." Was zurzeit besonders schwer ins Gewicht fiele, seien die gestiegenen Spritpreise und anfallende Reparaturkosten. Einer der drei Wagen, mit denen die Tafel zu ihren Kunden unterwegs ist, muss aufgegeben werden. Er hat keine grüne Plakette und darf somit nicht mehr in die Innenstädte. "Einen neuen Wagen können wir uns aber nicht leisten", sagt Hecker. Bis zur kommenden Mitgliederversammlung im Mai leitet Hecker den Verein weiter, dann möchte er den Posten an einen Jüngeren abgeben. "Bei mir ist das wie beim Papst: Die geistigen Kräfte sind noch da, doch die körperlichen schwinden", meint er scherzhaft. Der neue Leiter solle dann auch entscheiden, ob die Weihnachtspäckchen-Aktion, die im vergangenen Jahr aufgrund von zu wenigen Sachspenden nicht durchgeführt werden konnte, wieder ins Leben gerufen wird. "Ich persönlich bin dafür, da es viele Menschen schade fanden, dass die Aktion eingestellt werden musste. Doch das liegt dann nicht mehr in meiner Verantwortung", sagt Hermann Hecker.

(RP)
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