Nettetal Hochwasser der Mulde flutet Rochlitz

Nettetal · Wochenlange Regenfälle sorgen derzeit im Osten und Süden Deutschlands für eine Katastrophe. Betroffen ist auch Nettetals Partnerstadt Rochlitz. An der Nette dienen die Seen als Hochwasserschutz.

 Netteseen und Feuchtwiesen bilden natürliche Hochwasser-Auffangbecken. Dadurch werden die Gefahren eines Hochwassers deutlich gedämpft.

Netteseen und Feuchtwiesen bilden natürliche Hochwasser-Auffangbecken. Dadurch werden die Gefahren eines Hochwassers deutlich gedämpft.

Foto: Franz-Heinrich Busch

In Nettetals sächsischer Partnerstadt Rochlitz war am Montag unterrichtsfrei an allen Schulen. Die Zwickauer Mulde hat die Stadt teilweise wieder unter Wasser gesetzt. Teile des öffentlichen Lebens sind lahmgelegt, auf Internetseiten informiert der Freistaat Sachsen die Bürger darüber, dass die Flüsse wieder anschwellen. Die "Freie Presse" berichtete vom Wochenende, dass der Pegel der Zwickauer Mulde in Rochlitz unaufhörlich und vor allem auch schneller als erwartet stieg.

Die anhaltenden Regenfälle der vergangenen Wochen sind Ursache dafür, dass sich in Süd- und Südostdeutschland Flüsse und Bäche in reißende Ströme verwandelt haben. Hochwasservorkehrungen, die zum Teil mit Millionen-Summen finanziert wurden, reichen vielerorts nicht. Das gilt streckenweise auch in Rochlitz. Das "Jahrhunderthochwasser" des Jahres 2002 hatte dazu geführt, dass die Partnerstadt Nettetals eine ganze Reihe von Schutzbauten — Deichanlagen und Mauern — erhielt. Schon 2010 und 2011 folgten Hochwasserstände, die erneut für erhebliche Schäden sorgten.

"Auch das Nettetal ist grundsätzlich hochwassergefährdet. Aber es gibt Besonderheiten, die diese Gefahren erheblich dämpfen", berichtet Volker Dietl, der Geschäftsführer des Netteverbandes in Leuth. Dietl will Informationen nicht vorgreifen, die die Bezirksregierung in Kürze zum Hochwasser-Risikomanagement bekanntgeben wird. Katastrophale Zustände wie beispielsweise in Rochlitz werde es aber nicht geben, weil es erstens längst nicht so anhaltend geregnet hat in den vergangenen Wochen wie in Sachsen. Außerdem bilden die Netteseen natürliche Hochwasser-Auffangbecken. Und selbst wenn die Seen randvoll sein sollten, gibt es einen "Puffer" mit ungeahntem Fassungsvermögen: Das Sumpfgebiet Sekretis zwischen Leuth und Hinsbeck ist eine Art natürlicher Schwamm, der gewaltige Mengen an Wasser aufnehmen kann. Hinter dem Auslauf der Nette aus dem Wittsee gibt es eine Wehranlage, über die überschüssiges Wasser in die Sekretis abgeleitet werden kann, die mit ihrem alten Auenwald eben jenen gewaltigen Wasserspeicher bildet. Von dort aus würde überschießendes Wasser ins Hinsbecker und Glabbacher Bruch abfließen und von der Renne weiter transportiert. Entlastet werden so die Nette im Mittellauf und die Seen Schrolik und Poelvenn, durch die der kleine Fluss fließt.

Am Unterlauf, also im Raum Wankum und Wachtendonk, hat der Netteverband außerdem großzügige Retentionsflächen geschaffen, ehe die Nette in die Niers mündet. Auch hier kann Wasser in sehr großen Mengen abgeschlagen und aufgehalten werden.

Von solchen Möglichkeiten kann man in Rochlitz nur träumen. Die Mulde ist ungleich größer und schwieriger zu steuern. Der Mühlplatz stand am Samstagabend unter Wasser, die Bewohner der Schlossmühle wurden abends von der Feuerwehr evakuiert. Bewohner auch anderer Straßen in Flussnähe mussten ihre Häuser ebenfalls verlassen.

(RP/ac)
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