Organisiert von Human Plus Hilfsgüter aus Nettetal in Erdbebenregion angekommen

Nettetal · Syrische Asylbewerber haben hingegen keine Chance, betroffene Verwandte nach Nettetal zu holen. Dazu sind alleine schon die finanziellen Hürden zu hoch.

Anestis Ioannidis vor einem Stapel Hilfsgüter: Diese Pakete wurden kürzlich von Nettetal aus auf die Reise gebracht.

Anestis Ioannidis vor einem Stapel Hilfsgüter: Diese Pakete wurden kürzlich von Nettetal aus auf die Reise gebracht.

Foto: Holger Hintzen

Es war ein langer und beschwerlicher Weg vom Lager der Hilfsorganisation Human Plus in Lobberich bis nach Syrien. Doch die jüngst von Nettetal dorthin geschickten Hilfsgüter für Erdbebenopfer sind nach Angaben von Anestis Ioannidis in den Regionen Aleppo und Idlib angekommen und verteilt worden.

„Die Spendenbereitschaft ist inzwischen etwas zurückgegangen“, sagt Ioannidis, Vorsitzender des von ihm gegründeten Vereins Human Plus. Gleichwohl sollen in der kommenden Woche sollen weitere Transporte auf den Weg geschickt werden.

Das bedeutet weitere Unterstützung für syrische, aber auch für türkische Opfer des Bebens, das Anfang Februar die Grenzregion der beiden Staaten erschütterte. Die Lastwagen, die die Hilfsgüter von Lobberich aus transportieren, werden an der bulgarisch-türkischen Grenze von Mitarbeitern einer türkischen Partnerorganisation übernommen. Was für Syrien bestimmt ist, wird an der Grenze zu diesem Land auf einen aus Syrien kommenden Laster umgeladen werden, der die Hilfsgüter in die Regionen Aleppo und Idlib bringt.

Die Sorge um die Opfer des Erdbebens und die Menschen in dem von Krieg verwüsteten Land hat bei der Stadtverwaltung Nettetal schon zu einigen Anfragen von Syrern geführt, die als Asylsuchende in Nettetal leben. „Sie haben gefragt, was sie tun können, um verletzte oder erkrankte Familienangehörige nach Deutschland zu holen“, berichtet Ina Prümen-Schmitz, Leiterin des Fachbereichs Soziales. Das Ansinnen ist jedoch so gut wie aussichtslos. Damit ein Verwandter kommen kann, müsste in Deutschland eine Erklärung abgegeben werden, dass man sowohl für die Kosten des Lebensunterhalts, der Unterkunft und einer medizinischen Versorgung aufkommen wird. Asylsuchende, die vom deutschen Staat finanzielle Hilfe bekommen, dürfen solchen Erklärungen nicht abgeben, so Prümen-Schmitz. Und auch andere Personen können sich die mit der Verpflichtungserklärung übernommenen hohen Kosten kaum leisten. Zudem können Syrer im eigenen Land keine Visa für Deutschland beantragen. Die deutsche Botschaft im syrischen Damaskus ist geschlossen, die nächstgelegenen geöffneten sind im Libanon, in Jordanien und Ankara. Dorthin zu gelangen, schaffe kaum einer, sagt Ionannidis. Allenfalls würden sich die Menschen in die Hände von Schlepperorganisationen begeben, in der Hoffnung, nach Europa zu gelangen.

Der Bedarf an Hilfsgütern in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten Syriens und der Türkei sei nach wie vor „riesengroß“, sagt Ioannidis. Von staatlicher Seite würden vorzugsweise politische Anhänger bedacht.

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