Nettetal Hier pocht Kaldenkirchens rockiges Herz

Nettetal · Für viele ist das "Quartier Latin" mehr als eine Kneipe: Es ist das zweite Wohnzimmer, in dem man Musik hört, Bekannte trifft, Bier trinkt, kickert. Auch Musikfestivals und Bikertreffen werden organisiert

 Das "Quartier Latin"-Team organisiert am letzten April-Wochenende zum Frühlingsfest ein Musikfestival. 2014 spielten etwa Motorjesus. Mehr Fotos aus 25 Jahre "Quartier Latin" sind zu finden unter www.rp-online.de/quartierlatin.

Das "Quartier Latin"-Team organisiert am letzten April-Wochenende zum Frühlingsfest ein Musikfestival. 2014 spielten etwa Motorjesus. Mehr Fotos aus 25 Jahre "Quartier Latin" sind zu finden unter www.rp-online.de/quartierlatin.

Foto: F. H. busch

Manche Orte besucht man als Fremder und verlässt sie als Freund. Das "Quartier Latin" ist ein solcher Ort. Seit 25 Jahren sorgen Mark Dors, Thomas "Meat" Kolodziej, Röschen und Pepe dafür, dass in dem historischen Gebäude an der Bahnhofsstraße 60 rockige Musik zu hören ist, dass das Bier kühl serviert wird und dass sich jeder willkommen fühlt.

Die charmant angejahrte Musikkneipe mit der langen Holztheke, den bunten Musikplakaten an den Wänden sowie Kicker und Ofen spricht jedes Alter, jede Schicht an. "Hier steht der Arzt neben dem Müllmann", sagt Mark Dors, während er ein Pils zapft. Wer die Kneipe betritt, wird direkt freundlich gefragt: "Was willst du trinken?" - während sich der Arm schon zu den Gläsern reckt. Meist wird ein Bier bestellt, mal ein Kurzer, auch ein Mineralwasser lässt den Barmann nicht zucken. "Hier kann jeder trinken, was er will", sagt er.

Seit 25 Jahren steht Dors regelmäßig als Chef am Zapfhahn, es ist ein Hobby für ihn wie für die übrigen drei Partner. Angefangen haben alle als Kellner im "Baca", bis dessen Besitzer Axel Langner ein neues Team für's Quartier suchte.

Vielleicht ist diese Lässigkeit das Erfolgsgeheimnis von einer der letzten Musikkneipen in Kaldenkirchen: "Wir konnten es immer locker nehmen, mussten nie davon leben", erzählt Mark Dors. Wer im Quartier - viele nennen es noch "Bei Axel" - kellnert, kommt in sein zweites Zuhause: Er macht die Musik, er zapft das Bier und er ist, wie "Meat" sagt, "mit dem Herzen dabei".

Till Kreutzer (21) und Marius Panzer (19) haben zielsicher in das kleine Haus mit der fuchsiafarbenen Tür gefunden: Erst seit kurzem wohnen die beiden in Kaldenkirchen, studieren an der Fontys-Hochschule. Doch das "Quartier Latin" betrachten sie als zweites Wohnzimmer: "Hier ist alles, was eine gute Kneipe ausmacht", sagt Till Kreutzer zwischen zwei Kickerpartien. Und die Musik, gern zwischen Jimi Hendrix und Frank Zappa angesiedelt? Die beiden Jugendlichen nickten: "Geht." Die Musik macht das "Quartier Latin" aus: Die Zahl der Konzerte in den vergangenen 25 Jahren können Mark und "Meat" nur schätzen auf "300 und 400". Viele lokale Bands haben dort erstmals vor größerem Publikum gespielt, viele Musiker kommen immer wieder gern. Beim Spring Jam Open am Frühlingsfest-Wochenende (29./30. April) wird der Vorplatz zur Bühne: "Wir kümmern uns um alles", sagt "Meat", selbst Besitzer einer Kawasaki Z1000. International werden die Besucher beim Chopper Town Meeting.

Das Vierteljahrhundert mit Mark, "Meat", Röschen und Pepe wird am zweiten Februar-Wochenende mit Cocktails und schräger Musik der Schrammletten (am Samstag) gefeiert, am Sonntag spielen Jancee. "Jeder kann mitfeiern, solange Platz ist", sagt Mark Dors. Auch nach 25 Jahren sind alle vier mit dem Herzen bei der Sache - auch wenn sie kellnern an zwei aufeinanderfolgenden Abenden möglichst vermeiden.

Und Helene Fischer? Die bleibt auch in Zukunft ungespielt im "Quartier Latin" - an dem Ort, wo Fremde zu Freunden werden können.

(busch)
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